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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0348
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Heilbronn

III.
Zum dritten: So Feyertag einfallen am Montag,
Mittwoch oder Sambstag, soll M. Ludwig Münste-
rus6 die Fruepredig in der Pfarkirchen, M. Geor-
gius die frühpredig zun Barfüßern, D. Christia-
nus8 die Vesper predig alle Feyertag bestendig hal-
ten. Unnd dieweil den sundersichen9 ein predig am
Sontag gethon würdt, unnd ann feyertägen die bur-
ger, welche in der Statt zwo Kirchen haben, mehr
spacirens als andacht halber hinauß gehn, soll solche
feyertagspredig zun sundersiechen eingestelt wer-
den.
Da aber ein feyertag gefiel uff ein dienstag, don-
nerstag oder Freytag, soll alsdann die fruepredig zu
S. Kilian thun derjhenig, welchen ohnedas die wo-
chenpredig an solchem taag trifft.
IV.
Zum viertten: Zu hohen festen soll es gehalten wer-
den wie an Sontagen.
V.
Zum fünfften: Die ermanung zu gottseeliger zu-
beraittung vor geprauch des hailigen abentmals, So
des abentmals zuvor in einer Predig geschicht, solle
durch drey Kirchendiener per vices verrichtet wer-
den, dann M. Joannes Zückwolff10 amb Sambstag
neben seinen studien sonderlich von denen, welche
sich außruffen laßen wollen, derowegen solche ves-
perpredig uberhaben sein solle.
Die 4 Paßionspredig in der Kharwochen, wie
nicht weniger die baiden Jarmarktspredigten, solle
M. Johannes Zückwolff thun, da es im an deß leibs-
krefften muglich, doch das er ob gemelter gestalt
von den feyertags- und der praeparations predig ge-
freyet pleibe.

6 Siehe oben, Anm. 3.
7 Siehe oben, Anm. 5.
8 Christian Hundshag.
9 Sondersiechen, Aussätzige, die in abgesonderten Häu-
sern lebten.

VI.
Zum Sechsten: Welche Person under den Kirchen-
dienern zu einem Krancken erfordert wurt, die soll
unbeschwert denselben besuchen.
[VII.]
Letstlich, nachdem die erfahrung gibt, das durch
lange angestellte unnd gehaltene Predigten bey al-
hisiger gemein, so mehr thails einfeltige Layen, ar-
me, schaffende leutt, weniger dann durch kürze ein-
feltige nutz geschafft wirdt, unnd die alte wie auch
schwache, kreschenen11 unnd schwangern weiber
schwerlich lang sizen unnd in der Kirche verharren
mögen, andern aber unnd inßgemein daß einfeltige
volck, jung unnd alt, lange predigten nicht faßen
noch behalten können, dardurch zuweilen anlaß ge-
geben württ, entweder solche Predigten mitt ver-
druß anzuhörn oder allerdings, sonderlich aber mit-
tags zeitt, davon zu pleiben. Disem zufurkhommen,
wöllen wir unnsern Kirchendienern hiemit abermals
ernstlich erinnert, ermant unnd inen ufferlegt ha-
ben, das sie ihr predigten an Sonn-, Feyer- oder
wercktagen dahin suchten, damitt selbigen keine
uber drey vierttelstundt were, sunderlich an Sonn-
und Feyertagen der gantze actus uf der Canzel mitt
vor- unnd nachgepett uffs lengst ein stundt erlauffe.
Bey obgesetzter Kirchenordnung solle es uff diß-
mal verpleiben. Waß aber ferner einfallen mochte,
sollen unser Kirchendiener selbiges jeder Zeitt an
unnß gelangen lassen und darüber beschaidts ge-
werttig sein, dann wir unnß allerdings vorbehalten
haben wöllen, diese unnser Ordnung nach jeder
Zeitt gelegenhaitt zu endern, mindern oder zu meh-
ren.
Actum donnerstag, den 25. Decembris 1603

10 Siehe oben, Anm. 2.
11 Kreissen = stöhnen, seufzen, vgl. Grimm, DWb 11,
Sp.2164.

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