DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0296
Ulm
26. Kanzelverkündung zur Prüfung der Brautleutea
6. Mai 1584
Verkundung auff der cantzel
vonn wegen dern personnen, so sich inn hailigen ehestand begeben unnd
doch die 6 hauptstuck christlicher lehr1 nit kunden
Nachdem sich zu disen unnsern letsten zeiten neben
anderer vilfaltigen leichtfertigkeit auch dise mit ge-
walt under dem großten hauffen einreyssen unnd
uberhand nemen will, das junge leut sich nit allein
one vorwissen unnd bewilligen irer naturlichen el-
tern, pflegern unnd verwandten heimlich (dawider
doch zuvor allerhand ernstliche mandata von unn-
serer geliebten oberkeit außgangen2), sonder auch
inn klaglicher unwissenheit und grossem unverstand
der furnempsten hauptstucken unnserer waren,
christlichen religion unnd allso one ainiche erkant-
nuß unnd forcht Gottes, gleichsam unchristlich, mit
ainander verloben, darauß dann nit allein ihm hauß-
regiment wenig gluck, sonder auch (dieweil auß dem
h[eiligen] ehestand alle andere stände erspringlich
härfliessen unnd aus demselbigen ersetzt werden
mießen) ihm gaistlichenn unnd weltlichen regimentt
allerhand unrichtigkeit unnd entlicher verderblicher
| undergang erfolgen muß, so laßt wolgedachte unn-
sere von Gott furgesetzte geliebte oberkeit alls ain
christlicher magistrat auß heiligem, auch hochnott-
wendigem raht alle unnd jede ire underthonen (inn
beeden, der obern unnd undern herrschafft3), alte
und junge, mann unnd weibs personen, auff das
ernstlichst vermanen, das sie sich alle sampt und
sonders hinfuro der evangelischen lehre (so sie, Gott
lob, ihn allen unnd jeden irn kyrchen rayn unnd lau-
ter haben) ihn aller gottseligkeit mit fleissigem an-
hörn, einfaltigem glauben unnd gehorsamer folge
hertzlich annemen, ihn sonderheit aber die här-
wachssenden jungen leut, so kunfftig sich inn den h.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [1562].
1 Die sechs Hauptstücke des Katechismus: Dekalog, Sym-
bolum, Vaterunser, Taufe, Abendmahl und Amt der
Schlüssel (Beichte und Buße).
2 Vgl. in der Zuchtordnung von 1581, siehe oben, S. 228
Anm. t „Der Ailffte Titul“.
3 Siehe oben, S. 274 Anm. 20.
ehestand zubegeben bedacht, die sechß haubtstuck
christlicher lehre (alls do sind die hailigen zehen ge-
bot, der h. christlich glaub, das hailig vatter unnser,
die wort vom h. tauff, die wort vom h. hochwirdigen
abentmal unnd entlich die wort vom gwalt der
schlussel unnd der christlichen buoß zucht, wie die-
selbige dem getruckten ulmischen catechismo4 ein-
verleibt unnd sonst zu ende aller unnd jeder sonn-
unnd feirtags predigen | inn der kyrchen offentlich
furgeleßen werden) ordentlich unnd allso außwendig
lernen, das sie dieselbige irem verordneten pfarern
verstendtlich konden aufsagen; dann alle unnd jede,
so sich hierinn saumselig wurden erzaigen, denen
soll kein kyrchgang gestattet, auch sie von keinem
kyrchendiener ihn ainer erbarn raths herrschafft
christlichem gebrauch nach eingesegnet werden.
Darnach wisse sich hinfuro menigclich zurichen
unnd ihme selbst vor schand unnd schaden zu sein.
Actum den 6. May anno etc. [15]84
[Rückvermerk:] Verkundung, so auff dem landt von
wegen deß catechismi, so die jungen leut vor dem,
ehe sie zu kyrchen gehn, außwendig kunden sollen,
auff der cantzel verkundt werden soll
Gestelt durch herrn D. Rabußen5
Montag, den 4. Mai [15]84
Vonn ainem e[hrbaren] rath daruber entschaiden
den 6. May anno etc. [15]84
4 Siehe oben, Nr. 21, vgl. Haller, Katechismusliteratur.
5 Dr. Ludwig Rabus (1523-1592) war seit 22. November
1556 erster Superintendent in Ulm und in dieser Funk-
tion bis zu seinem Ruhestand 1590 tätig, Appenzel-
ler, Münsterprediger, Nr. 46 mit weiterführender Li-
teratur, vgl. BBKL VII, Sp. 1177-1180; Weyermann,
Nachrichten, S. 428-432.
276
26. Kanzelverkündung zur Prüfung der Brautleutea
6. Mai 1584
Verkundung auff der cantzel
vonn wegen dern personnen, so sich inn hailigen ehestand begeben unnd
doch die 6 hauptstuck christlicher lehr1 nit kunden
Nachdem sich zu disen unnsern letsten zeiten neben
anderer vilfaltigen leichtfertigkeit auch dise mit ge-
walt under dem großten hauffen einreyssen unnd
uberhand nemen will, das junge leut sich nit allein
one vorwissen unnd bewilligen irer naturlichen el-
tern, pflegern unnd verwandten heimlich (dawider
doch zuvor allerhand ernstliche mandata von unn-
serer geliebten oberkeit außgangen2), sonder auch
inn klaglicher unwissenheit und grossem unverstand
der furnempsten hauptstucken unnserer waren,
christlichen religion unnd allso one ainiche erkant-
nuß unnd forcht Gottes, gleichsam unchristlich, mit
ainander verloben, darauß dann nit allein ihm hauß-
regiment wenig gluck, sonder auch (dieweil auß dem
h[eiligen] ehestand alle andere stände erspringlich
härfliessen unnd aus demselbigen ersetzt werden
mießen) ihm gaistlichenn unnd weltlichen regimentt
allerhand unrichtigkeit unnd entlicher verderblicher
| undergang erfolgen muß, so laßt wolgedachte unn-
sere von Gott furgesetzte geliebte oberkeit alls ain
christlicher magistrat auß heiligem, auch hochnott-
wendigem raht alle unnd jede ire underthonen (inn
beeden, der obern unnd undern herrschafft3), alte
und junge, mann unnd weibs personen, auff das
ernstlichst vermanen, das sie sich alle sampt und
sonders hinfuro der evangelischen lehre (so sie, Gott
lob, ihn allen unnd jeden irn kyrchen rayn unnd lau-
ter haben) ihn aller gottseligkeit mit fleissigem an-
hörn, einfaltigem glauben unnd gehorsamer folge
hertzlich annemen, ihn sonderheit aber die här-
wachssenden jungen leut, so kunfftig sich inn den h.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [1562].
1 Die sechs Hauptstücke des Katechismus: Dekalog, Sym-
bolum, Vaterunser, Taufe, Abendmahl und Amt der
Schlüssel (Beichte und Buße).
2 Vgl. in der Zuchtordnung von 1581, siehe oben, S. 228
Anm. t „Der Ailffte Titul“.
3 Siehe oben, S. 274 Anm. 20.
ehestand zubegeben bedacht, die sechß haubtstuck
christlicher lehre (alls do sind die hailigen zehen ge-
bot, der h. christlich glaub, das hailig vatter unnser,
die wort vom h. tauff, die wort vom h. hochwirdigen
abentmal unnd entlich die wort vom gwalt der
schlussel unnd der christlichen buoß zucht, wie die-
selbige dem getruckten ulmischen catechismo4 ein-
verleibt unnd sonst zu ende aller unnd jeder sonn-
unnd feirtags predigen | inn der kyrchen offentlich
furgeleßen werden) ordentlich unnd allso außwendig
lernen, das sie dieselbige irem verordneten pfarern
verstendtlich konden aufsagen; dann alle unnd jede,
so sich hierinn saumselig wurden erzaigen, denen
soll kein kyrchgang gestattet, auch sie von keinem
kyrchendiener ihn ainer erbarn raths herrschafft
christlichem gebrauch nach eingesegnet werden.
Darnach wisse sich hinfuro menigclich zurichen
unnd ihme selbst vor schand unnd schaden zu sein.
Actum den 6. May anno etc. [15]84
[Rückvermerk:] Verkundung, so auff dem landt von
wegen deß catechismi, so die jungen leut vor dem,
ehe sie zu kyrchen gehn, außwendig kunden sollen,
auff der cantzel verkundt werden soll
Gestelt durch herrn D. Rabußen5
Montag, den 4. Mai [15]84
Vonn ainem e[hrbaren] rath daruber entschaiden
den 6. May anno etc. [15]84
4 Siehe oben, Nr. 21, vgl. Haller, Katechismusliteratur.
5 Dr. Ludwig Rabus (1523-1592) war seit 22. November
1556 erster Superintendent in Ulm und in dieser Funk-
tion bis zu seinem Ruhestand 1590 tätig, Appenzel-
ler, Münsterprediger, Nr. 46 mit weiterführender Li-
teratur, vgl. BBKL VII, Sp. 1177-1180; Weyermann,
Nachrichten, S. 428-432.
276