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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0297
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27a. Bericht der Prediger über die Beichte [1586]

27. Berichte und Ratsentscheide zur Einzelbeichte
27a. Bericht der Prediger über die Beichtea
[vor 22. Juli 1586]

Edel, ernvester, fursichtiger, ersam unnd weiß,
groß, gunstig gebietendt herrn. Der alte hocher-
leuchte unnd sehr wol verdiente kyrchenlehrer Au-
gustinus furt unnd setzet im 16. capitel seiner
119. epistel (so er ann Januarium von allerhand kyr-
chen gebreuchen weitleuffig unnd ausfierlich ge-
schriben hat)1 folgende, gleichwol kurtze unnd we-
nige, yedoch sehr herrliche, schone wort und sagt:
Laetitia divinorum sacramentorum, cum sanae doc-
trinae luce clarescunt, praeferenda sunt universi
huius mundi imperiis etiam inusitata foelicitate pa-
catis tanquam enim duo seraphin clamant ad invi-
cem concinnentiam laudis altissimo: sanctus, sanc-
tus, sanctus dominus deus sabaoth, das ist:
Die freud oder frewlicheit der gottlichen, hai-
ligen unnd hochwirdigen sacrament, wann sie inn
der kyrchen Gottes ihn unnd mit dem liecht reiner
und gesunder lehr leuchten unnd scheinen, ist weit
fur zusetzen, auch vil hocher zuhalten dann alle an-
dere der gantzen welt, auch inn besster gluckselig-
keit unnd auff das friedlichist bestelte regiment,
dann sie gegen ainander nit anderst dann wie die
zwen seraphin (dern der prophet Esaias im 6. capitel
[3] gedencket) dem aller hochsten zu lieblichem lob
fur unnd furer mit heller stime zurueffen unnd sin-
gen: hailig, hailig, hailig ist der Herr, der Gott Se-
baoth, inn welchen worten er gnugsam zuverstehn
gibt, | mit was gottseligem eiffer unnd ernste alle
unnd jede getrewe und gottselige, fleissige diener der
kyrchen sich dahin bearbeiten sollen, auff das inn
derselbigen neben rainer lehr auch rechter gebrauch
der hailigen unnd hochwirdigen sacramenten, sovil
imer mugclich, angestelt, furgefurt unnd erhalten
werde.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [1562].
1 Augustinus von Hippo (354-430), Ad inquisitiones Ja-
nuarii liber secundus, seu epistola LV, PL 33, Sp. 218.
2 Siehe oben, S. 274 Anm. 20.

Weil es dann wol unnd vorernante gebietendt
unnd gunstige herrn (Gott lob) mit der lehr inn unn-
sern allhie[s]igen evangelischen kyrchen wie auch
inn denn kyrchen beeder, der undern unnd obern
herrschafft2, auff dem land kein sondern mangel
hat, dann mann sich dahin mit sonderm fleiß jhe
unnd allweg bemueth, das dieselbige ihnn allen
unnd jeden unnsers seligmachenden glaubens arti-
culn nach außweißung hailiger gottlicher deß alten
unnd newen testaments biblischer schriffte wie auch
der Augspurgischenn confession, apologia3,
schmalckhaldischen articuln4 unnd der newlich un-
derschribnen concordia5 inn allweg gmeß, einhellig
unnd christlich gefurt und furgetragen werde, aber
bey der außspendung, reichung, gebrauch unnd
empfahung deß aller hailigisten, hochwirdigisten sa-
craments der aller seligsten gemeinschafft deß wa-
ren, weßentlichen leibs | unnd bluts unnsers ainigen
erleßers und hailandts Jhesu Christi (zu welcher nit
allein ein gottselig lebenn, sonder vil mehr unnd ai-
gentlich ein rechter unnd gesunder diser hohen ge-
heimnuß verstandt eigentlich und furnemblich er-
fordert, allso das, wo derselbige recht geschaffen ist,
sich das christlich leben zweiffels on bald finden
wurdt), allerhand nit allein beschwerliche, sonder
auch inn vil weg ergerliche unnd jha ann der seelen
seligkeit verhinderliche onordnung sich biß anher
befunden, wie auch noch zur zeit laider sich befin-
det, so haben wir, die hernach underschribne, eines
erbarn, wolweißenn raths, unnserer groß gunstigen
gebietenden herrn unnd obern unwirdige, der evan-
gelischen kyrchen diener, alhie vor diser zeit etlich
mal, aber newlich etwas tringenlicher bey wol er-
melt e[hrenfesten] ers[amen] h[errn] unnd gunsten
3 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137, Apologie
zur Confessio Augustana 1531, ebd. S. 141-404.
4 Schmalkaldische Artikel 1537, BSLK S. 407-468.
5 Konkordienformel 1577, BSLK S. 739-1100.

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