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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0056
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1. Täufermandata
8. Februar 1528

αLieben freund, nachdem unns Got, der allmechtig,
unnser ainiger haillannd unnd erlöser, mit seinem
gotlichen wort, seim hailigen evangelii, vatterlich
unnd gnedigklich begabt unnd fursehen, welches
dann yetzund etliche jar her nach den hellen unnd
dirren1 worten mit grundtlichen auslegungen der
hailigen geschrift durch unnsere predicanten offenn-
lich außgeschrien, embsiglich verkundet unnd der-
massen an tag gepracht worden ist, deßhalben dann
nit zu besorgen geweßt, das kainer, so das evange-
lium angenomen, sich durch frembdling unnd
winckelbrediger auf ainen andern weg unnd wider-
umb von dem hailigen gotteswort dringen unnd zie-
hen lassen hette. Unnd wiewol aber die jhenigen das
gotlich wort angenomen, zum tail noch vest unnd
stet darauf pleiben, so werden doch die anndern, so
etwas ringern unnd wenigern verstand haben, durch
anrichtung etlicher mittel unnd weg, so der ewig
erbfeind, der sathan, durch die widertauffer unnd
ire anhenger und winckelprediger mit iren verdamp-
ten unnd auß der hailigen schrifft ungegrundten ar-
tickeln unnd secten unnd doch vor den slechten2,
ainfeltigen menschen ain christenlich andechtig und
gotselig ansehen haben, bdardurch dannb dieselben,
so sich daran ergeben, dem gotlichen wort emp-
fierdt3 und vom haimlichenc gipfft, so inen durch

α Ist ganz und gar abgethon.

a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Stuttgart B 201
Bü 5, fol. 16r-17r.
b-b Unterstrichen.
c Gestrichen: darunnder gemengten.
d Gestrichen: also das sie zum tail vor inen zusagen, von
irem irthumb zusten, aber nichts destminder darnach
durch den anfenger diser sect widerumb darvon zu fallen
uberwunden werden.

gemelte widertauffer eingegossen, so gar in irer sect
verhört unnd versteckt, das sie mit grosser mue
unnd arbait, unangesehen, so sie mercken und hö-
ren, das sölh ire lermaister und winckelprediger von
den predicanten mit gottlicher schrifft zu [ver]stum-
men und schanden gemachtd, widerumb von irem
schedlichen irtung zubekeren werden, dann obge-
melte ire leermaister nicht destweniger, so sie ir ler
vor den predicanten widerrueffen, nachmals, als sie
von inen kemen, ir ler vornen wider anfahen etc.,
welche sie gantz christenlich unnd dem hailigen
evangelio allergemessist sein mit grossem falsch und
haimlichem betrug der unverstendigen furgeben
unnd anzaigen. Unnd so das end irs angenommens
mutwilligen gleichenenden ver- |16v| mainten4
scheinenden gotzdiensts und wesens betracht wir-
det, entlich nichts annders darauß volgen dann auf-
rur, plutvergiessen, zersterung guter pollicey und
ausleschung ainigkait, fridens unnd rechtens und zu
letzt zuverderben unnd sterben dienen unnd rai-
chen, wie dann augenscheinlichen unnd offenpar am
tag ligt, alls sich die gepaurschafft auch empört
unnd sich in ainem vast5 gleichmessigen schein mit
ainem haimlichen6 und falschen betrug zusamen ver-
pflicht hetten, sein endtschafft mit grossem jamer,
vil blutvergiessens der unverstendigen, armen men-

e Gestrichen: betrug.
1 Klaren und eindeutigen.
2 Schlichten.
3 Entführt, entfremdet.
4 Angeblich gleich.
5 Sehr.

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