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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0529
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Einleitung

1. Die Reichsstadt Wimpfen
Die an einem wichtigen Neckarübergang nahe Heilbronn gelegene Burg Wimpfen wurde zu Beginn des
13. Jahrhunderts unter Philipp von Schwaben und Heinrich (VII.) zu einer ausgedehnten Königspfalz
ausgebaut; sie bildete den Mittelpunkt einer staufischen Reichslandverwaltung.1 Bei der Pfalz entstand die
Siedlung Wimpfen am Berg. Nach dem Niedergang der Staufer erwarb die Stadt Reichsunmittelbarkeit, die
sie gegenüber mächtigen Adeligen der Umgebung verteidigen konnte.2 Der Rat amtierte nachweislich seit
1296, die beiden Bürgermeister sind ab 1340 bezeugt. 1373 wurde Wimpfen schließlich durch Kaiser Karl
IV. die Freiheit von fremden Gerichten verliehen.3
Im Laufe des 14. Jahrhunderts war die Stadt Wimpfen am Berg so mächtig geworden, dass sie den etwa
2 km entfernt gelegenen Weiler Hohenstadt sowie die wesentlich ältere Siedlung Wimpfen im Tal, die bisher
unter der Oberherrschaft des dortigen Chorherrenstifts St. Peter gestanden hatte, in ihren Herrschaftsbe-
reich einbeziehen konnte und 1404 für das gesamte Gemeinwesen ein gemeinsames Stadtrecht aufzeichnen
ließ.4 Im 15. Jahrhundert erwarb die Reichsstadt weitere Dörfer, darunter den Nachbarort Biberach sowie
den fünften Teil des Dorfes Rappenau.5 Wimpfen verfolgte eine eigenständige reichsstädtische Politik,6
wirtschaftlich verlor die Reichsstadt seit der Zerstörung der Neckarbrücke durch Eisgang im Jahre 1300
jedoch an Bedeutung. Der Hauptverkehrsweg über den Neckar verlief nun über die Brücke in Heilbronn
und verhalf der dortigen Wirtschaft zu Prosperität. Mitte des 16. Jahrhunderts lebten etwa 1600 Einwoh-
ner in Wimpfen am Berg, rund 600 in Wimpfen im Tal und an die 300 in Hohenstadt und den übrigen
erworbenen Dörfern.7
Die Reichsstadt Wimpfen gehörte zum Bistum Worms.8 Neben der Pfarrkirche in Wimpfen am Berg,
die dem Wormser Domkapitel inkorporiert war, bestand eine in Wimpfen im Tal sowie eine weitere im
Nachbardorf Biberach. Hohenstadt und Jagstfeld besaßen zwei Filialkapellen.9 Neben dem Chorherrenstift
St. Peter in Wimpfen im Tal,10 dem Heilig-Geist-Spital11 sowie mehreren Kapellen12 gab es in Wimpfen eine
Niederlassung der Dominikaner.13
Im Gegensatz zur gut erforschten Wimpfener Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelal-
ters14 wurde die wechselvolle Reformationsgeschichte der Reichsstadt bislang noch nicht eingehend beleuch-

1 Schaab, Wimpfen, S. 745; Schroeder, Wimpfen,
S. 4-15; Lorent, Wimpfen, S. 20-26. Zu den topogra-
phischen Verhältnissen in Wimpfen siehe auch Jülch,
Entwicklung, S. 3-7.
2 Endriss, Verhältnisse, S. 1f.; Schroeder, Wimpfen,
S. 16-21, 42-59; Frohnhäuser, Wimpfen, S. 27-38;
Jülch, Entwicklung, S. 15-18.
3 Zur Entstehung der reichsstädtischen Verfassung siehe
Schroeder, Wimpfen, S. 64f., 86-102; Frohnhäu-
ser, Wimpfen, S. 71f.; Christ, Geschichte, S. 241-295,
353-364.
4 Endriss, Verhältnisse, S. 1.
5 Endriss, Verhältnisse, S. 3; Frohnhäuser, Wimpfen,
S. 113f.
6 LMA IX, Sp. 223f.; Hafer, Stadt-Raum-Beziehungen,
S. 50f.
7 Endriss, Verhältnisse, S. 2; Jülch, Entwicklung, S. 80.

8 Endriss, Verhältnisse, S. 126-132.
9 Endriss, Verhältnisse, S. 4-19; Hafer, Stadt-Raum-
Beziehungen, S. 418-420.
10 Endriss, Verhältnisse, S. 29-63; Benz, Ritterstift,
S. 169-196; Jülch, Entwicklung, S. 49-52; Frohnhäu-
ser, Wimpfen, S. 38-51.
11 Endriss, Verhältnisse, S. 64-73; Frohnhäuser,
Wimpfen, S. 53-56, 92-94; Lorent, Wimpfen,
S. 261-265; Jülch, Entwicklung, S. 55-60.
12 Endriss, Verhältnisse, S. 19-28.
13 Endriss, Verhältnisse, S. 74-80; Frohnhäuser,
Wimpfen, S. 51-53, 90-92; Lorent, Wimpfen,
S. 244-259; Jülch, Entwicklung, S. 52-55; Neumaier,
Wimpfen, S. 151f.
14 Hafer, Stadt-Raum-Beziehungen; Jülch, Entwick-
lung; Schroeder, Wimpfen.

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