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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0586
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1. Ratsverkündung und Abstimmung zur Annahme der Confessio Augustanaa
6. Juni 1575

Ernnhafft, achbar, erbar und furneme, sonders gun-
stige liebe mitburger, gute freundt. Ir habt euch un-
der euch ainsthails zweiffels frei noch wol zu erin-
nern, das ir verschinen fassten1 mit zaghafften her-
zenn, | 35v | doch aus eingebung des allmechtigen, an
uns, burgermaister und rathe der stat Awlen alhie
als ordennliche obrigkait suppliciert und gepetten,
das ir zu dem lieben Got herzlich gescheupffzet, ge-
ruefft und immerdar gehofft, es sollte gnedige und
ordenntliche mittel geben oder furfallen, damit ein-
mal in unser stat alhie Gottes raines wort sampt
rechter ordnung der sacramenta offenlich, ohne alle
hindernus geraicht und gepredigt wurde, zu wel-
chem wir dan auch lannge jar her sonnderlichs be-
gern und eyffer gehapt.
Damit aber dem herrn Christo die porten weit
auffgethon und er als ein kunig der ehrn2 mit seinem
allein seligmachenden wort und dem rechten ge-
prauch der hochwurdigen sacramenten bei uns ein-
ziehen und sein whonung haben muge, dises alles,
wie es zu unserm seelen hail und seligkait zum hoch-
sten von nötten, ja was fur ewige schäz und guter
darbei zu gewarten, derwegen wir nit allein uff be-
schehen anhalten und bitten | 36r | bei fursten und
herrn3, sonnder auch etlichen ansehenlichen, erbarn
frei und reichs stett mit statthafftem, christlichem

a Textvorlage (Handschrift): Württ. LBibl Stuttgart Cod.
hist. 2° 533, fol. 35r-39v. Abdruck: Zapf, Reformations-
Urkunden 1, Nr. XVIII, S. 45-50.
1 Am 8. März hatten 41 Aalener Bürger den Rat ange-
sucht, das Augsburger Bekenntnis anzunehmen, siehe
oben, S. 564, Anm. 16.
2 Vgl. 1Tim 1,17.
3 Der Aalener Rat stand in Kontakt mit den Magistraten

und wolmainendem genuegsamen und bestendtli-
chem rath sovil befunden, das wir dem lieben Got zu
ehrn und unsern seelen hail zu guetem die Augspur-
gische in Gottes wort wolgegrundten Confession4
mit allem fueg5 und kainer besorgung in unser pfarr-
kürchen antzurichten wol befuegt seien vermög des
religion fridens, so uff dem verschinen reichstag zu
Augspurg im funff und funffzigisten jar6 von dem
allerdurchleuchtigisten fursten und herrn, herrn
Ferdinands7, kunig zu Hungern etc., höchstseliger
gedechtnus, auch chur und fursten und andern sten-
den des Hayligen Römischen Reichs, hailsamlich
constituiert, beschlossen, verabschidt und versehen.
Dieweil dan der allmechtig, guetig Got durch sein
hayligen gaist unser, des raths, einhelligclich, sampt
euch, ains thails in diser unser burgerschafft, |36v |
gemuet und hertzen mit der leer und erkantnus sei-
nes hayligen evangelii erleuchtet und die große ab-
scheuchliche irrthumb des babsthumbs und seiner
finsternus gnedig geoffenbaret, derselbig wölle uns
und euch, die sollichs bekennen, bei sollicher rainer
erkantnus hinfuro vatterlich erhalten, stercken und
meren.
Die aber under euch noch in verdunckeltem
babsthumb verharren, der geliebte sonn Jhesu Chri-
sti wölle dieselbige durch sein hayligen gaist mit sei-

von Ulm, Nördlichen und Esslingen sowie mit Herzog
Ludwig von Württemberg, siehe oben, S. 564.
4 Confessio Augustana von 1530, BSLK S. 31-137.
5 Recht.
6 Augsburger Reichstag vom 5. Februar bis 25. September
1555. Der Text des Religionsfriedens ist abgedruckt bei
Brandi, Religionsfriede, S. 32-52.
7 Siehe S. 523 Anm. 5.

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