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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0587
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1. Ratsverkündung und Abstimmung zur Annahme der Confessio Augustana 1575

nem rainen, unverfälschter leer und wort Gottis
auch erleuchten, dan unser herr und haylandt Jhe-
sus Christus spricht, Mathei an dem 10. capitel
[32-33]: Wer mich bekennet vor den menschen, den
will ich auch bekennen vor meinem himlischen vat-
ter. Wer mich aber verleugnet vor den menschen,
des will ich auch verlaugnen vor meinem himlischen
vatter, wie wir dan in der hayligen göttlichen
schrifft mer genuegsamlich zu lesen haben, was zu
unserer seel seligkait und hailsamlichen lebens zu-
thun gepurt | 37r | und uns in göttlichen und burger-
lichen sachen verhalten sollen.
Also durch die gnad des allmechtigen seien wir
einmal bedacht und endtlich dahin entschlossen und
einhelligclich verglichen, in unnser stat alhie zu un-
ser selbsten, auch euch, unser lieben burgerschafft,
derselben kinder und aller nachkomen seelen selig-
kait zu guetem, in dem namen des herrn uns nun
hinfuro nit allein mit mundt und herzen zu erstbe-
melter der augspurgischen wharen confession und
bekantnus gleichformiger religion zu bekennen, son-
der auch derselben leer, predig und underrichtung
durch qualificierte, taugenliche, geschickte predi-
gern und also die pflanzung des lieben evangelii und
rainen wort Gottes im werck anrichten und predigen
zulassen, dabei auch in unnser endt verharren und
pleiben. |37v |
Demnach und dieweil wir, burgermaister und rathe,
in egemelter unnser stat eur von Got furgesezte or-
dennliche obrigkait seien, das wir alsb schuldiger
magistrat und obrigkait euch sampt alle witwen und
waisen in unserm burgfriden schutzen und schirmen
sollen, so wöllen wir euch hierauff so freundtlich,
vatterlich und threyherziger, gueter wolmainung er-
innert und ermant haben, wan vermittelst göttlicher
gnaden bei uns das whare evangelium in kurzer zeit,
wil Got, angericht wurdet, das ir nicht allein solliche
leer, predig und göttlichs wort hören wöllen, sonder
auch weib, kinder und gantzes haußgesindt dahin
weisen und ziehen unnd dasselbig auch lassen an-
hören, wie dan die schrifft zun Thessaloniern im
1. am 4. capitel8 spricht: Alles probieret. Was guet
b Verschrieben: aus.

ist, das behaltet, und was böß ist, das entschlaget
euch.
Und damit aber wir, freundtliche, liebe burger,
uff unser threyherzig |38r | erinnerung wissens haben
möchten, welcher oder welche sich neben und mit
uns zu dem wharen, rainen evangelio der Augspur-
gischen Confession und dem religion friden gemeß
begeben wöllen, dieselbigen sollen sich ainer nach
dem andern in gegenwertigkait unser jetzt versam-
letens raths antzaigen und beschreiben lassen. Nach
demselben jedes seins anzaigens wöllen wir euch sa-
metlich und sonderlich aus threyhertziger, vatterli-
cher, guter wolmainung hiemit ernnstlich und bei
eurn pflichten, damit ir uns underworffen seindt, er-
mant haben, das ir euch under einander beder reli-
gion halber nicht bethrueben, iniurieren, schenden,
schmehen noch ubelreden, noch vil weniger dem lie-
ben wort Gottes lesterliche oder schmeliche wort zu-
legen, obwol nicht ohn das under euch etlich seiendt,
und uns wol wissendt ist, die sich hinder dem
drunck nit allein ains thails mit grobem, unver-
stendtlichem disputierens wider das evangelium ge-
stritten, sonnder ja auch etlich sindt, die der-|38v |
massen unzeitliche reden von sich komen lassen, das
wir wol befuegt werenn, die jhenige mit guetem fueg
habenn zustraffen, aber doch derselben unwissen-
hait und groben unverstandt uff derselben verbes-
serung sollche puessen eingestellt haben wöllen.
Derhalben wöllen wir euch hiemit in bestem ver-
warnet haben, das dieselbige iniurianten und lester-
reder von sollchem absteen wöllen, dan solte sich
ainer oder mer hieruber so gröblich (wie vormals be-
schehen) vergreiffen, den oder dieselbigen wöllen
wir nicht allein an gelt, sonder an dem leib straffen,
der aller seiner freund notturfftig würde. Darmit
wöllen wir euch samethafft in bestem erinnert und
abermalen verwarnet haben und vor grossem scha-
den wisse zuverhueten, dan wir, die burgermaister
unnd rathe, sollen und wöllen zu euch von wegen des
lieben evangelii und aller anderer sachen, was uns an
leib und seelen zugeen und begegnen möchte, pluets
und guts, sezen, dagegen ver-|39r | sehen wir uns zu
euch gleicher gestalt als einer christlichen burger-

1Thess 5,21-22.

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