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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0298
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Ulm

umb gunstige unnd christliche verbesserung dersel-
bigen gantz christlicher, guthertziger wolmainung
inn underthenigkeit angehalten, daruff unns dann
vor derselbigen e. ers. h. unnd gunsten nit allein
gunstiger gegenantwurt, sonder auch ein gantz
hochnotwendiger bevelch erfolgt, derselbigen hier-
inn | unnser einfaltig unnd rathsam bedenckenn (wie
das angedeutete unordnung fuegclich unnd nutzlich
kindte beygelegt unnd abgeschafft werden) inn
schrifften einhellig einzuantworten, mit angeheng-
tem weitherm gantz christlichem erbieten (darfur
wir zuforderst dem allmechtigen unnd dann fol-
gendts e. ers. h. unnd gunsten hertzlich unnd under-
thenig dancken), was in der ehrn Gottes unnd ge-
meinem der kyrchen nit allein wolstandt, sonder
auch zeitlicher unnd ewiger leibs und der seelen hail
unnd wolfart furderlich und dienstlich sein kann
unnd mag. Dasselbige mugcliches fleißes gantz gun-
stig zubefurdern, erclern unns derhalben hiemit ein-
hellig unnd einmuetig, das nach vilfaltig gehaltner
unnd gepflogner underrede unns kein ander oder
fuegclicher mitel, ermelte onordnung ohne ainige ge-
farliche unnd unleidenliche newerung (jedoch auff
gunstiges verbessern e. ers. h. unnd gunsten) abzu-
schaffen, furkomen, dann wann man hierinn der pu-
blicirtenn unnd getruckten wirtembergischen kyr-
chen agenda6 (zu dern dann one das alle und jede
kyrchendiener ihnn stat unnd landt ann- unnd auff-
genomen worden unnd teglich | noch werden, auch
sich derselbigen ihn verrichtung viler ceremonien,
alls täuffen, ehe einsegnen, nachtmal etc., inn allweg
gmeß verhalten) auff das trewlichist (wie under dem
capitel deß titels vonn der buoß unnd absolutionα
unnderschidlich unnd ausfierlich vermeldet wirdt)
nachgesetzt hette. Daselbst finden sich erstlich, was
die jungen, so zuvorhin das hailig abentmal niemals
empfangen, belangt, folgende wort:
βWir wellen unnd ordnen, so ain jungs vorhin
das sacrament deß nachtmals nicht empfangen, das
es zu demselbigen nit ehe zugelassen werde, es sey
dann zuvor dem pfarrer oder prediger furgestelt, das
α Fol. LXXXVIII [siehe folgende Anm.].
β Fol. CIX [Sehling, EKO XVI, S. 249 Anm. j und
S. 251].
γ Fol. XCIX - C [Sehling, EKO XVI, S. 249].

es vonn der lehr der religion befragt, verhoret unnd
bericht werden moge, darmit es das sacrament deß
nachtmals nit mit unverstand zur ergernuß der kyr-
chen unnd zu nachteil seiner seligkeit empfahe.
Unnd haben wir bald ihm anfang unnsers under-
thenigen begerens auff solliche jungen leut infor-
mation furnemblich und aigentlich gesehen, der ge-
trosten hoffnung, wo die selbige der gebur nach be-
fragt unnd auff das | freundtlichest unnd einfaltigist
underwißen, es solten sich hernach auch die alten
selbst freywillig finden. Weil aber nit allein die hai-
lig schrifft (Esaias im 65. capitel [20]) aigentliche
meldung thut, sollicher leut, welche an jahren
gleichwol alt, am verstand aber mehr dann jung
sind unnd deßhalb vom hailigen gaist an gemeltem
ort hundert järige kinder billich genenet werden,
sonder auch die erfarung unnd der augenschein vil-
faltig und gnugsam (bevorab inn besuchung der
krancken) bezeuget, das dern vil send, so biß anher
zum h. abentmal, darunder auch etliche zum offter-
mal, aber eintweders in groben, großem unverstand
oder aber sonst mit ainem epicurischen leben ihnn
fressen, sauffen, unzucht, neid, haß etc. eingenomen,
gegangen (darwider dann der ernstliche unnd auß-
getruckte bevelch unnsers geliebten herrn unnd hail-
landts Jhesu Christi ann alle und jede kyrchen die-
ner sehr starck und scharpff lautet, Math. im 7. ca-
pitel [6]: Ir solt das hailigthum nit den hunden ge-
ben unnd ewere perlin nicht fur die sew werffen), so
wirdt ihm ernanten capitel gemelter | wirtembergi-
scher agenda nit allein vernunfftig, sonder auch
gantz christlich, notwendig unnd inn allweg nutzlich
mit folgenden worten weither gesetzt, γdas ain jeder
christ, der das hailig abentmal zuempfahen ge-
denckt, sich zuvor am abent (oder andere täg, so zu
sollichem werck taugentlicher mochten erkant wer-
den) auff gewise stunden vor unnd nach mittag (so
nemblich die communion groß) einem auß den ver-
ordneten kyrchen dienern (zu dem er am aller mai-
sten christliche naigung trage und haben mechte,
welche auch zu sollichem werck inn der kyrchen ihm
6 Württembergische Kirchenordnung von 1553 in der
Neuauflage von 1582, Sehling, EKO XVI, S. 223-276.

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