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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0349
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1. Ratsverkündung zur Anstellung eines Predigers und Wahrung des innerstädtischen
Friedens in der Religionsfragea
20. August 1531

Die fursichtigenn, ersamen, weisen hernn, burger-
maister und rath hie zu Esselingen, thund alle und
jede ire burger, inwonner unnd verwanndten, gaist-
lich, weltlich, man und weibs personen, jung und
alt, hiemit ernstlichen ermanen:
Nachdem sich ein zeitther zwischen etlichen
gaistlichs und weltlichs stannds in diser stat ober-
khait zwingen und peennen villerlay reden, raitzung
und schmechwort, so zum thail durch die prediger
auff der cantzel in der pfar1 und clostern2, auch son-
sten an andern ortten durch die underthonen under
der gemeind begeben haben, die zu forderst unserm
hailligen, cristenlichen glauben und namen, auch
bruderlicher liebe belangendt und dermassen sich je
lenger, je mehr zutragen mechtenn, darauß dan ge-
wisslichen nichts anderst dan gotzlesterung, zwi-
tracht, entperung und auffrur zubesorgen were.
Dem selbigen mit hochstem vleiß, als inen, wie ainer
cristenlichen oberkait zuthun gepurt unnd ain so-
lichs zuverhueten schuldig, zufurkomen, haben sich
ir ersam weißheit mit grossenn, merrerm ingesess-
nem rath entschlossen, ein cristenlichen, evangeli-
schen predicanten, dem almechtigen Gott zu lob
und ehr, auch besserung unserb aller leben, auff- und
anzunemen unnd das heillig evangelium clar unnd
lauter lassen zupredigen.
Hierauff warnen unnd erforden ir ersam weiß-
heit ainen jeden gaistlichs oder weltlichs stannds,
jung oder alt irer ersam weißheit angeherigen unn-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10, OB I, p. 89-91. Abdruck: Krabbe/Rub-
lack, Akten, Nr. 118.
b Verschrieben: unserer.
c Papier zerstört.

derthonen unnd schirmverwannten, hiemit ernnst-
liche gepiettende und [wollen]c, das alle die, so sich
predigens zu irer weißheit stat und oberkhait under-
ziehen unnd geprauchen, auff allen cantzeln nichts
anderst dan das heillig evangelium | 90 | und die ere
Gottes frey, offenntlichen und was zubewarung der
lieb Gottes unnd des nechsten [ge]raicht, dem ge-
meinen cristenlichen volck verkhinden wollenndt,
und anderst, dem hailligen, cristenlichen glauben
ungemeß, auch alle raitz-, schelt- und schmeliche
wort, darzu alles, das den gemainen man in ergernus
oder zweifel furn oder zu einer entperung und auff-
rur, auch ungehorsame gegen irer oberkhait raitzen
und bewegen mechte, gentzlichen enthalten, darne-
ben auch alle und jede underthonen, inwoner und
verwandtenn, gaistlich und weltlichen, man und
weibs personen, jung und alt, gegen den layen, und
herwiderumben die layen gegen den gaistlichen, an
allen und jeden ortten sich aller und jeder auffriri-
schen und schmach worten, auch was zu belaidi-
gung, schmach, unehr und verletzung unsers heilli-
gen cristenlichen glaubens dienen und den nechsten
zu abpruch bruderlicher liebe bewegen oder furn
mechte, enthaltenn, besonder einen gottgefelligen,
bruderlichen fridenn, je ainer gegen dem andern,
mit worten und wercken beweissen und haben, khei-
ner den andern weder ketzer, buben, beßwicht,
schelmen oder der gleichen weder zuruck3 noch un-
der augen nit schelten, besonder ain jeder underthon
1 Pfarrkirche St. Dionysius.
2 Zu den Klöstern siehe oben, S. 311.
3 Hinterrücks, insgeheim.

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