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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0396
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Esslingen

16. Ordnung zur Zusammenziehung der verbliebenen Mönche im Barfüßerklostera
[1533]
Bedenckhen der neunn herren außb aim ersamen rhat von wegen der vier ordenspersohnnen

Nachdem die neun herren ihn gewiße erfahrung kho-
men, das inn den dreien clostern zue den Predi-
gern1, Augustinern2 und frawen brüedern3 nicht al-
lein unnutzlich hauß gehaltten, besonder auch zum
theil von den ordens persohnen ain ungeschickht
weßen mit auß- und eingehen, eßen und trinckhen
ain ergerlich leben gefürtt, also das nichts gewißers,
wo ihnen der gestaltt zuegesehen, das sie in kurtzen
jahren umb ihr zeittliche nahrung khommen unnd
zue letst ainem ehrsamen rhatt oder dem spithal mit
lehren heußern wurden heimgefallen. Zue dem, das
einem ehrsamen rhatt alß einer christlichen obrig-
kheit gepüren will, stattliche einsehens zuehaben,
damit sie das ihr nicht also verschwenden, besonder
sich in allem züchtiglichen, erbarlichen und derma-
ßen eins eingetzogen4 weßens und wandels halten,
damit meniglich sich ab ihnen nicht habe zuebecla-
gen, so haben die neun herren außc aim ehrsahmen
rhat für gueth angesehen, das erstlich die ordens
persohnen der gemeltten dreier closter außer ihren
clostern hinab zue den Barrfüeßern und also alle-
sambt in ain haußhaltung verordert werden, die
auch nicht mehr dann einen koch, dem ain kuchin-
bueb soll zuegeben werden, sollen halten, das sie sich
wol mögen betragen. Und sol herrd Merttin5 ezue
den Barrfueßerne, so lanng es den verordnetten pfle-
gern ains ehrsamen rhats gefellig, einkheuffer sein.

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 32 (Reinschrift, Abschrift 1630). Text-
vorlage B (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichsstadt,
F. 205, Nr. 15 (Konzept). Textvorlage C (Handschrift):
StaatsA Ludwigsburg B 169 Bü 67. Abdruck von Text A:
Krabbe/Rublack, Akten, Nr. 202.
b B, C: uff.
c B, C: uff.
d B: bruder.
e-eFehlt B. In C am Rand ergänzt.

Item, es soll auch auß jedem closter ainer verordnet
werden, der ain fleißig aufmerckhen habe auff seines
closters gefäll und nutzung, der auch ainen außer
seinen convents verwandten habe, der die zünß, ren-
then, gültten und nutzungen mit vleiß einbringe. |
Und solen ains jeden closters zinß, gefäll unnd
einkhomen von einander gesündert inn ainem son-
dern buech vertzeichnet sein und pleiben, wie sie
dieselbigen von altters her jhe und alwegen gesün-
dert gehabt haben. Und sollen uber das alle der vier
closter einkhomen samenthafft in ain buech, so das
lagerbuech haißen und sein soll, mit vleiß aufge-
schriben werden, welcher büecher zway gleichlaut-
tendt sollen gemacht werden. Und sollen die verord-
neten ains rahts drei pfleger das ain buech, und das
ander buech der verordnet von einem ehrsamen rhat
inns closters sampt den vieren auß den clostern bey
ihren handen behalten. Und seindt das die verord-
neten, namblich zue den Barrfueßern herr Blaßius
Speet, zue den Augustinern herr Niclaus6, zue den
Carmeliten Gretzinnger7, zue den predigern Diony-
sy Derrer8. Dißen vieren soll ainer außer den drei-
tzehen herren zunfftmeistern zue einem oberer
zuegeordnet werden, der gemeinlichen alle tag bey
ihnen sey, ohne dennselbigen sie nichts sollen
hanndlen, dem auch für sein gehabte mühe vonn
denn clöstergefällen järlichs erbare belohnung soll

1 Dominikanerkloster.
2 Augustinerchorherren.
3 Karmeliterkloster.
4 Zurückhaltenden, zurückgezogenen.
5 Siehe oben, Nr. 12.
6 Nikolaus Jesen, siehe oben, Nr. 7 und unten, Nr. 23.
7 Stefan Grötzinger war seit 1531 evangelischer Prädikant
an der Esslinger Frauenkirche, Schröder, Kirchenre-
giment, S. 110 Anm. 350, vgl. S. 382. Siehe auch oben,
Nr. 6.
8 Dionysus Derrer, vgl. unten, Nr. 23.

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