Esslingen
19. Ordnung für die Konventualen im Barfüßerklostera
6. September 1535
Ordnung, wie es mit den closter personen soll gehalten werdenα
Nachdem der guetig, barmhertzig got dise des hai-
ligen reichs statt Esselingen und derselbigen von got
geordente obrigkait und underthonen mit seinem
hailsamen wort dermassen vetterlichen erleucht und
begnadet, das die seelstrick menschlicher satzung
nit allain treffenlichen geschwecht1, besonder auch
bey ettlichen vilen guthertzigen gantz und gar auß-
gerissen, damit nun sein gottlich und hailsam wort
je lenger, je mehr in der menschen hertzen auf- und
zuneme und durch etwas farlessigkait der mensch,
so one das zum bösen genaigt, nit widerumb von
seinem hailsamen wortb und erkantner warhait ab-
falle und besonderlichen die ordens personen nit wi-
derumben in ir alt closterleben, so mit vilen mensch-
lichen satzungen und seelstricken verwickelt2, gera-
then und komen, besonder alle ding nach Gottes
willen, derc uns in seinem hailigen wort eröffnet, an-
gericht werden, hatt sich ain ersamer rath nachfol-
gender ordnung verglichen und will, das diesselbig
alhie bey den barfussern durch alle ordenspersonen,
alle dieweil sie daselbsten | beyainander verrharren,
vestiglichen und unverbrochenlichen gehalten wer-
de:
Welcher under den ordenspersonen sich in ain
ander erbar, christenlich wesen schicken und sich in
den ehelichen stannd wurde begeben, des ainem je-
den nach Gottes lob und seiner seelen hail anzerich-
ten erlaubt sein soll, derselbig soll durch ainen er-
samen rath als die obrigkait nach einkomen ains je-
den klosters mit zimblicher leibsunderhaltung, wie
α B: Dem zinser ain aid.
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Ludwigsburg
B 169, Bü 67. Textvorlage B (Handschrift): StadtA Ess-
lingen, Reichsstadt, F. 205, Nr. 21c (Archivvermerk:
1532). Abdruck von B: Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 207.
b Fehlt B.
es ainem ersamen rath gefellig, außgesteurt und ver-
sorgt werden. Und welche ordenspersonen nit he-
rausser khomen, besonder also im kloster zuverhar-
ren gedechten, dieselbigen sollen mit zimblicher
leibsnarung versorgt und demselbigen, so er ain
priester gewesen, zehen guldin unnd ainem layen
bruder funff guldin alle jar fur klaidung und ann-
dere leibs notturfft gegeben werden.
Item aller wollust und uberfluß in essen und
trincken soll nit gestattet werden, besonder vermit-
ten sein und bleiben undd zu under zeitten3 und
abents soll inen kain undertrunck oder schlafftrunck
gegeben | werden, besonder jedes mals nit mehr dan
ain kant4 weyn inen allen furgesetzt und gegeben
werden. Sonsten sollen alle gastungen, wirtschafft
und geselschafft gantz und gar abgeschafft sein, die
nit zehalten, dan so es die notturfft erfordert, das
die verordenten ains ersamen rats mit der rechnung
oder sonsten in ander weg noturfftige geschefft fur-
zenemen hetten, mogen dieselbigen verordenten mit
erlaubnus desjhenigen, so von ainem ersamen rath
ins kloster verordent, zimblicher weiß mit inen ain
malzeit halten.
Item, ob je zuzeitten ire mitconventsverwan-
dten, so sich ausserhalb diser statt und obrigkait
ann frömbden orten enthalten, im jar ettliche mal
hieher komen, denen soll auch ain maltzeit oder zwei
und nit darüber geraicht und ubernacht underhalten
werden und weithers nit, es möchte dan ainer
schwachait halber nit weither komen, mit dem soll
c B: der er.
d Fehlt B.
1 Entkräftet, für ungültig erklärt.
2 Vgl. Mt 15,3.6; Mk 7,8-9.13; Gal 4-5.
3 Bisweilen, zwischendurch, vgl. Grimm, DWb 24,
Sp.1918.
4 Kanne.
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19. Ordnung für die Konventualen im Barfüßerklostera
6. September 1535
Ordnung, wie es mit den closter personen soll gehalten werdenα
Nachdem der guetig, barmhertzig got dise des hai-
ligen reichs statt Esselingen und derselbigen von got
geordente obrigkait und underthonen mit seinem
hailsamen wort dermassen vetterlichen erleucht und
begnadet, das die seelstrick menschlicher satzung
nit allain treffenlichen geschwecht1, besonder auch
bey ettlichen vilen guthertzigen gantz und gar auß-
gerissen, damit nun sein gottlich und hailsam wort
je lenger, je mehr in der menschen hertzen auf- und
zuneme und durch etwas farlessigkait der mensch,
so one das zum bösen genaigt, nit widerumb von
seinem hailsamen wortb und erkantner warhait ab-
falle und besonderlichen die ordens personen nit wi-
derumben in ir alt closterleben, so mit vilen mensch-
lichen satzungen und seelstricken verwickelt2, gera-
then und komen, besonder alle ding nach Gottes
willen, derc uns in seinem hailigen wort eröffnet, an-
gericht werden, hatt sich ain ersamer rath nachfol-
gender ordnung verglichen und will, das diesselbig
alhie bey den barfussern durch alle ordenspersonen,
alle dieweil sie daselbsten | beyainander verrharren,
vestiglichen und unverbrochenlichen gehalten wer-
de:
Welcher under den ordenspersonen sich in ain
ander erbar, christenlich wesen schicken und sich in
den ehelichen stannd wurde begeben, des ainem je-
den nach Gottes lob und seiner seelen hail anzerich-
ten erlaubt sein soll, derselbig soll durch ainen er-
samen rath als die obrigkait nach einkomen ains je-
den klosters mit zimblicher leibsunderhaltung, wie
α B: Dem zinser ain aid.
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Ludwigsburg
B 169, Bü 67. Textvorlage B (Handschrift): StadtA Ess-
lingen, Reichsstadt, F. 205, Nr. 21c (Archivvermerk:
1532). Abdruck von B: Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 207.
b Fehlt B.
es ainem ersamen rath gefellig, außgesteurt und ver-
sorgt werden. Und welche ordenspersonen nit he-
rausser khomen, besonder also im kloster zuverhar-
ren gedechten, dieselbigen sollen mit zimblicher
leibsnarung versorgt und demselbigen, so er ain
priester gewesen, zehen guldin unnd ainem layen
bruder funff guldin alle jar fur klaidung und ann-
dere leibs notturfft gegeben werden.
Item aller wollust und uberfluß in essen und
trincken soll nit gestattet werden, besonder vermit-
ten sein und bleiben undd zu under zeitten3 und
abents soll inen kain undertrunck oder schlafftrunck
gegeben | werden, besonder jedes mals nit mehr dan
ain kant4 weyn inen allen furgesetzt und gegeben
werden. Sonsten sollen alle gastungen, wirtschafft
und geselschafft gantz und gar abgeschafft sein, die
nit zehalten, dan so es die notturfft erfordert, das
die verordenten ains ersamen rats mit der rechnung
oder sonsten in ander weg noturfftige geschefft fur-
zenemen hetten, mogen dieselbigen verordenten mit
erlaubnus desjhenigen, so von ainem ersamen rath
ins kloster verordent, zimblicher weiß mit inen ain
malzeit halten.
Item, ob je zuzeitten ire mitconventsverwan-
dten, so sich ausserhalb diser statt und obrigkait
ann frömbden orten enthalten, im jar ettliche mal
hieher komen, denen soll auch ain maltzeit oder zwei
und nit darüber geraicht und ubernacht underhalten
werden und weithers nit, es möchte dan ainer
schwachait halber nit weither komen, mit dem soll
c B: der er.
d Fehlt B.
1 Entkräftet, für ungültig erklärt.
2 Vgl. Mt 15,3.6; Mk 7,8-9.13; Gal 4-5.
3 Bisweilen, zwischendurch, vgl. Grimm, DWb 24,
Sp.1918.
4 Kanne.
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