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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0432
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Pfalz-Zweibrücken

nit mutthwilliger, gefehrlicher weiß uffziehen lassen,
sondern daran sein, damit, soviel immer müglich,
unnöttiger uncossten ersparth unnd die Justitia be-
fürdert, auch dieser unnserer ordnung stracks nach-
gesetzt undt darob mit allem ernst gehalttenn
werde. Und dann letzlich inn wüchtigen Puncten,
mdavon inn dieser ordnung keine fürsehung gesche-
henm, ohne unnser vorwissen von ihnen nichts sta-
tuirt oder furgenommen werde.
Dabeneben haben wir uns undt unsern Erben fur-
behaltten, solche unnsere Ordnung zu bessern, zu
mehren, zu mindern oder gar abzuthun, wie wir das
jederzeit nach gelegenheit unnd gestaltt bey unns
undt im Rhatth nutzlich und nottwendig finden
werden. Zu Uhrkundt versieglet mit unnserm zue
Ende uffgetruckten Cantzley Secret undt geben zu
Zweybrucken, den n13. Mayn im Jahr nach Christi,
unsers Erlösers, Geburt dausend osechs hunndert
und fünffo.d |3v|
Der I. Titul.
Welche Personen zusammen heyratten
mögen oder nitt.
Wiewohl der Ehestandt nit allein ein nottwendige
Zusammenfüegung der Menschen, sonndern auch
ein züchtige, rechtmäßige Ordnung Gottes unnd der
Natur, auch ein Stannd der Erbarkeitt ist, so be-
finndt sich doch inn der täglichen Erfahrunng, daß
viel Personenn so ruchloß und unverschembt seind,
daß sie sich ohne Schandt wieder Zucht, alle Recht
unndt gemaine Christliche Erbarkeitt mit denen
Personen ehelich versprechenn, welche doch Göttli-
che, natürliche unnd weltliche Gesatz und Ordnun-
gen nit zulassenn, sonndern ernstlich verbiethen,
auch solche Pflichtenn für grewlich unnd abschew-
lich halttenn.
Dießem Unrhatth, Ubelstanndt unndt Ärgernuß,
sovil ann unns, fürtterhinn zubegegnen, so ist zu-
m-m Fehlt Entwurf 1592.
n-n Entwurf 1592: Ersten Februarii.
o-o Entwurf 1592: funff hunndert Neunzig unnd zwey.
p-p Fehlt Entwurf 1592.
q-q Fehlt Entwurf 1592.
r-r Entwurf 1592: Kurtzer underricht von verbottenenn
Ehepflichten.

vorderst inn gemein unnser ernstlicher Will unnd
Befelch, daß niemannd sich ehelich mit denen Per-
sonen verloben oder versprechen soll, die in Göttli-
chenn3 unndt Keyserlichen4 Rechten verbottenn
seindt. |4r|
Damit sich aber niemannd disfalls der Unwissenheit
hab zu entschuldigen, so haben wir für nottwendig
angesehenn, solche gemeine Regel durch nachgesetz-
ten Unterricht besser unnd außführlicher zu erklä-
ren, dar auß so wohl der gemeine Mann allß auch
unnsere Amptleutth unnd Kirchendhiener pwie auch
anderep, so der Rechtenn unerfahrenn, zimblicher
massen zu sehen unnd zu lernen habenn, zwischen
welchenn Personen qso wol der Schwagerschafft als
Bluetsverwanthnus halbenq die eheliche Verlobung
nit zu gelassen sey.
rDer II. Titul.
Von verbottenenn Ehepflichten wegen
der Bluetsverwanthnus.r
Erste Regel vonn der Bluets Verwanthnus.
Es würdt inn Göttlichen unnd Kayserlichen Rech-
tenn kein Ehe zugelassen zwischen Kindern unnd
Eltern, sie seyen nahe oder ferne einander verwanth,
und wann sie auch schon tausend glied von einann-
der weren.
Aus dieser Regell volgt:
Erstlich, daß kein Manns Person zur Ehe haben
möge inn |4v| uffsteigender Lini seine Mutter, seine
Großmutter oder Anfrawe, seiner Großmutter Mut-
ter oder Uhranfraw, ssie seyen vom Vatter oder
Mutter her,s unnd allso folgenndts hienauff zurech-
nenn in infinitum.

s-s Fehlt Entwurf 1592.
3 Vgl. Lev 18,6-18.
4 ClCiv D 23,2 de ritu nuptiarum und ClCiv C 5,5 de
nuptiis.

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