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0.5
1 cm
8. Kirchenordnung 1574
zweifflung stürtzen möge, also das der Mensch gött-
liches trosts |152v| nimer höher vonnöthen hat, als
wann er mit kranckheit und anderer widerwertig-
kheit heimbgesucht unnd sonderlich in todtsnöthen,
do er fühlet, das er für das Gericht und urthel Got-
tes erfordert würdt. Wahrumb solt dann dem
kranckhen und schwachen in seiner höchsten noth
und gefahr, wann ers am aller meisten bedarff und
mit hertzlichem seuffzen begerth, der hohe trost im
Sacrament, von dem herrn Christo allen betrüebten
und ehlenden verordnet und verlassen, abgeschlagen
und gewaigert, und er also in grössere anfechtung
gefierth und zur verzweyfflung als gleich gezwungen
werden? Dann nach dem der versucher nimermehr
feyret, würde er zum wenigsten in dise gedanckhen
gerathen, das hailig abendtmahl des herrn sey ime
nit eingesetzt, er gehör nit under das volckh, Bundt
und verheissung Gottes, und so er deß eusserlichen
zaichens beraubt werde, khönne er noch vil schwer-
licher der unsichtbaren güetter unnd gaaben theil-
hafftig werden, also würde dises |153r| erst das aller
höchste kreutz und hefftige anfechtung sein anstatt
sen.244 So ist auch dises dem Brauch der ersten kür-
chen nit zuwider, dann sie haben nit allein die
kranckhen besucht, mit wortten getröst und für sie
gebetten, sonnder auch auß den kürchen, wann das
Nachtmahl gehalten worden, das Sacrament des
leibs und bluts Christi zu genüessen uberschickt, wie
zusehen in Paulino in Vita Ambrosii,240 item in 11.
Concilio Toletano Cap. 11.246
Es soll ja fürnemlich des herrn abendtmahl inn ge-
meiner versamlung der kürchen gehalten werden,
wie auß den worten Pauli zu den Corinthern er-
scheinet.247 Jedoch aber dieweil Christus, unnser
hailanndt, selber spricht: Wo zwen oder drey in mei-
nem Namen versamblet sein, do bin ich mitten un-
der ihnen,248 so ist gewißlich auch ein kürch des
herrn, wo sich ein kürchendhiener und ein kranckhes
im Namen |154r| Christi beyeinander finden. Unnd
ist der kranckh, der in Christum glaubt, nit weniger
ein glidt Christi und seiner kürchen als ein gesunder,
hat auch seine gerechtigkheit zu den güettern der
Christlichen kürchen (under wölchen das Sacrament
des abendtmahls nit das geringste ist) so wol als ein
ander glaubiger. Darumb soll ime auch solche
abenndtmahl des herren uff sein zimlichs begehren
kheins wegs versagt noch abgeschlagen werden.
Jedoch sollen die Pfarrer das Volckh fleissig vermah-
nen, das sie bey gesundem leib sich offtmals zu di-
sem hohen Trost machen und disen werden schatz
nit verachten noch sparen, biß sie durch schwacheit
darnider geworffen werden, dann das haist Gott ver-
achten und sich selbs verseumen. Das auch die
kranckhen bey guther zeit den dhiener fordern las-
sen und nit biß inn die letste noth verziehen, damit
sie noch bey gutem verstanndt underricht, verhöret
und getröst werden mögen. |154vj
Nach dem aber das hailig abendtmahl ein gemein-
schafft ist und genandt würdt, auch fürnehmlich in
der gemeindt, wie oben angezeigt, aussgespendet
und verhandelt werden soll, so ists fein Christlich
247 1 Kor 11,17-22.
248 Mt 18,20.
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zweifflung stürtzen möge, also das der Mensch gött-
liches trosts |152v| nimer höher vonnöthen hat, als
wann er mit kranckheit und anderer widerwertig-
kheit heimbgesucht unnd sonderlich in todtsnöthen,
do er fühlet, das er für das Gericht und urthel Got-
tes erfordert würdt. Wahrumb solt dann dem
kranckhen und schwachen in seiner höchsten noth
und gefahr, wann ers am aller meisten bedarff und
mit hertzlichem seuffzen begerth, der hohe trost im
Sacrament, von dem herrn Christo allen betrüebten
und ehlenden verordnet und verlassen, abgeschlagen
und gewaigert, und er also in grössere anfechtung
gefierth und zur verzweyfflung als gleich gezwungen
werden? Dann nach dem der versucher nimermehr
feyret, würde er zum wenigsten in dise gedanckhen
gerathen, das hailig abendtmahl des herrn sey ime
nit eingesetzt, er gehör nit under das volckh, Bundt
und verheissung Gottes, und so er deß eusserlichen
zaichens beraubt werde, khönne er noch vil schwer-
licher der unsichtbaren güetter unnd gaaben theil-
hafftig werden, also würde dises |153r| erst das aller
höchste kreutz und hefftige anfechtung sein anstatt
sen.244 So ist auch dises dem Brauch der ersten kür-
chen nit zuwider, dann sie haben nit allein die
kranckhen besucht, mit wortten getröst und für sie
gebetten, sonnder auch auß den kürchen, wann das
Nachtmahl gehalten worden, das Sacrament des
leibs und bluts Christi zu genüessen uberschickt, wie
zusehen in Paulino in Vita Ambrosii,240 item in 11.
Concilio Toletano Cap. 11.246
Es soll ja fürnemlich des herrn abendtmahl inn ge-
meiner versamlung der kürchen gehalten werden,
wie auß den worten Pauli zu den Corinthern er-
scheinet.247 Jedoch aber dieweil Christus, unnser
hailanndt, selber spricht: Wo zwen oder drey in mei-
nem Namen versamblet sein, do bin ich mitten un-
der ihnen,248 so ist gewißlich auch ein kürch des
herrn, wo sich ein kürchendhiener und ein kranckhes
im Namen |154r| Christi beyeinander finden. Unnd
ist der kranckh, der in Christum glaubt, nit weniger
ein glidt Christi und seiner kürchen als ein gesunder,
hat auch seine gerechtigkheit zu den güettern der
Christlichen kürchen (under wölchen das Sacrament
des abendtmahls nit das geringste ist) so wol als ein
ander glaubiger. Darumb soll ime auch solche
abenndtmahl des herren uff sein zimlichs begehren
kheins wegs versagt noch abgeschlagen werden.
Jedoch sollen die Pfarrer das Volckh fleissig vermah-
nen, das sie bey gesundem leib sich offtmals zu di-
sem hohen Trost machen und disen werden schatz
nit verachten noch sparen, biß sie durch schwacheit
darnider geworffen werden, dann das haist Gott ver-
achten und sich selbs verseumen. Das auch die
kranckhen bey guther zeit den dhiener fordern las-
sen und nit biß inn die letste noth verziehen, damit
sie noch bey gutem verstanndt underricht, verhöret
und getröst werden mögen. |154vj
Nach dem aber das hailig abendtmahl ein gemein-
schafft ist und genandt würdt, auch fürnehmlich in
der gemeindt, wie oben angezeigt, aussgespendet
und verhandelt werden soll, so ists fein Christlich
247 1 Kor 11,17-22.
248 Mt 18,20.
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