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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0483
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8. Kirchenordnung 1574

folget der Lehre und Regel des heiligen apostels
Pauli 1. Cor. 14,18 das in verkhündigung göttliches
wortts und außtheilung der hailigen Sacramenten
alles fein ordenlich und ehrlich zugehe unnd sonn-
derlich zu Erpawung und besserung der ganzen ge-
meinden |11v| gericht seye. Doch sollen unnötige und
fürwitzige erneuerungen vermeidet werden, sinte-
mal darauß nur zanckh und unrichtigkeit, auch vil-
mehr ärgernus und schaden bey den schwachen und
einfältigen, dann nutzes und besserung erfolget.

Damit nun gleichförmigkheit und einigkheit wie inn
der Lehre, also auch im eusserlichen Kürchen Re-
giment und sonnderlich in Administration der hai-
ligen Sacramenten in unnsern Kürchen gehalten
werde, so sollen sich alle und jede unnsere Pfarrer
und Kürchendhiener in allen iren Kürchendiensten
nachfolgender ordnung (derer ohne das unsere Kür-
chen bißanhero der mehrer theil gewohnet) mit der
hülff gottes geprauchen und gemeß leben.

[III.] Von dem Taüff.

cWiewol zu diser zeitt nit vil alte Menschenn, |12r|
sonnder zu mehr theil Khinder getaufft werden, je-
doch, so man recht zu hertzen fast, von wem der
Tauff gestifftet und eingesetzt, auch was grosse
gutthat uns auß gottes gnaden durch den tauff an-
gebotten und gegeben, so würd er ohn allen zweyfel
für khein liederlich khindersphil, sonnder für den
hochwichtigsten, treffenlichsten werckzeug einen,
dardurch der hailig geist in uns kräfftig und thättig
gehalten. Dann nach dem der Tauff durch den Teuf-
fer Johannem auss Gottes beruff angefangen,19 hat
der Sohn Gottes, unnser Lieber Herr Jesus Christus,
denselben nit allein selbst empfangen,20 sondern
auch bestetigt und befolhen, das er für und für in
der Kürchen biß zun Enndt der welt gehalten und
gebraucht werden soll.21
Unnd dieweil Sanct Paulus bezeuget, das wir mit
Christo in den Todt durch |12v| den Tauff begraben,
uff das, gleich wie Christus ist aufferstanden von
den Todten durch die herrligkheit des Vatters, also
auch wir in einem newen Leben wandlen sollen,22
das auch die, so getaufft werden, Christum anzie-
hen, und das der Tauff seye ein badt der widerge-
burth, der Reinigung und der ernewerung des heili-
gen Geists,23 so khan man sich darauß wol erinnern,
das er seye ein göttlich Ceremonia und heilig Sa-

c Von hier bis Fußnote d S. 468 aus KO Württemberg
1553, vgl. Sehling, EKO XVI, S. 231-233.

18 1 Kor 14,40.
19 Mt 3,1-12.

crament, dardurch wir unnsers beruffs zür Kind-
schafft Gottes vergwist und in die Posseß der ewigen
himlischen güetter eingesetzt werden. Dann wie wol
nit alle, so getaufft, die ewige seeligkheit ererben, so
geschehe doch dasselb nit auß mangel des Tauffs
und berueffs Gottes, sonndern auß mangel deren, so
sich des Tauffs nit mit Rechtem vertrawen in den
herrn Christum durch sein Evangelion gebrauchen.
Darumb, nach dem sovil an dem Christlichen Tauff
gelegen, das wir |13r| uns sein in den aller größten
und schweresten anfechtungen, für nemlich von der
ewigen fürsehung Gottes, behelffen und vertrösten
mögen unnd sollen, so ist khein müehe zuspahren,
damit er Christlich gehalten, auß getheilt und em-
pfangen werde.
Unnd anfengklich soll der Widertauffer irthumb, so
den jungen und unmündigen kindlin den Tauff ab-
schlagen, gentzlich verworffen sein in ansehung, das
die Khinder nit der geringste theil Gottesvolckhs
seind, auch in den Bundt der verheissung Gottes ge-
hören und von dem herrn Christo selbs Erben des
Himelreichs genennet werden.
Unnd wiewol vor zeitten in der erstenn Kürchen nur
zwo zeitt im jahr, namlich Ostern und Pfingsten, zu
tauffen verordnet, jedoch nach dem der Sohn Gottes

20 Mt 3,13-17.
21 Mt 28,18-20.
22 Röm 6,3f.
23 Tit 3,5.

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