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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0624
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Pfalz-Veldenz

machen, die umb ihn sey. Da ließ Gott, der Herr,
einen tieffen schlaff fallen auff den Menschen und er
entschlieff; und nam seiner Rippen eine und schloß
die statt zu mit Fleisch. Und Gott, der Herr, bawet
ein Weib auß der Rippe, die er von dem Menschen
name, unnd brachte sie zu ihm; da sprach Adam:
das ist einmal Bein von meinem Bein und Fleisch
von meinem Fleisch, man wird sie Männin heissen,
darumb daß sie vom Mann genommen ist. Derhal-
ben wird ein Mann sein Vatter unnd Mutter lassen
und an seinem Weib hangen und werden sein ein
Fleisch.79
1. Cor. 7: Umb der Hurerey willen hab ein jeglicher
sein eigen Weib und ein jegliche ihren eignen
Mann.80 Derhalben solt ihr nicht zweiffeln, der Eh-
lich standt gefalle Gott wol, dieweil er Adam sein
Ehgemahel gegeben hat, damit zu bezeugen, daß er
noch heutigs Tags einem jeden sein Ehgemahl gleich
als mit seiner Hand zuführet, darumb hat auch der
Herr Christus den Ehelichen standt also hoch ge-
ehret mit seiner Gegenwertigkeit, geschmuckt mit
Wunderzeichen zu Cana in Galilea,81 damit zu be-
zeugen, daß der Ehliche Standt soll ehrlich gehalten
werden bey allen und daß er den Ehleuten seine
Hilff und Beystand allezeit will beweisen, auch
wann man sichs am wenigsten versiehet. | Kiiiiv |
Zum andern höret das H. Evangelium, wie ihr ein-
ander verpflicht und verbunden sein sollen, Mat-
thaei 19:
Die Phariseer tratten zum Herrn Jesu, versuchten
ihn und sprachen: Ists auch recht, daß sich ein Ehe-
mann scheydet von seinem Weib umb irgend einer
ursach willen? Er antwortet und sprach: Habt ihr
nicht gelesen, daß, der im Anfang den Menschen ge-
schaffen hat, der macht, daß ein Mann und ein
Weib sein solte und sprach: Darumb wird ein
Mensch Vatter und Mutter lassen unnd an seinem
Weibe hangen unnd werden zwey Ein Leib sein. Was
nun Gott zusammen fügt, das soll der Mensch nicht
79 Gen 3,18-24.
80 1 Kor 7,2.
81 Jh 2,1-11.

scheyden. Da sprachen sie: warumb hat dann Moy-
ses gebotten zu geben einen Scheydbrieff unnd sich
von ihr zuscheyden? Er sprach zu inen: Moyses hat
euch erlaubt zuscheyden von ewern Weibern von
ewers hertzen Härtigkeit wegen, von Anbegieng:
aber ists nicht also gewesen. Ich sag euch aber wer
sich von seinem Weib scheydet, es sey dann umb
deß Ehbruchs wegen, unnd nimbt ein andere, der
bricht die Ehe, unnd wer die abgescheydene nimbt,
bricht auch die Ehe.82 | Lir|
Zum dritten sollet ihr auch hören das Gebott Got-
tes, wie ihr euch gegen einander halten sollet.
Der Mann soll sein Haußfraw lieben, underweisen,
ehren, schützen unnd schirmen mit Vernunfft und
aller Gottseligkeit, nicht allein sein Weib, sondern
auch sein gantzes Hauß regieren und die seinen nach
Vermögen unnd Beruff an Seel unnd Leib versorgen.
Dann also sagt S. Paulus, Ephes. am 5.:83
Ihr Männer, liebet ewere Weiber, gleich wie
Christus geliebet hat seine Gemein und sich für die-
selbige in den todt gegeben. Also sollen auch die
Männer ire Weiber lieben alß ihre eigene Leibe: wer
sein Weib liebet, der liebet sich selbs, Und Nie-
mandt hat jemaln sein eygen Fleisch gehasset, son-
der er nehret Es unnd pfleget sein, gleich wie auch
der Herr seine Gemein.
Von den weibern sagt der apostel also: Die Wei-
ber seyen underthan iren Männern als dem Herrn,
dann der Mann ist deß Weibs Haupt, gleich wie
auch Christus das Haupt ist seiner Gemeine. Wie
nun die Gemein Christo ist underthan, also auch die
Weiber ihren Männern in allen dingen. Darumb sol-
len die Weiber ire Män- |Liv| ner für das Haupt er-
kennen, lieben, ehren, förchten, gehorsam und in al-
len guten dingen behülfflich sein. Und ihr beyde solt
solche Lieb und Trew mit- unnd undereinander hal-
ten, als Christus zu seiner Gemein und sie zu Chris-
to hat; ein solch vereinigte, unzertrennte Liebe sey
zwischen euch und allen Eheleuten in der Krafft
Christi.
82 Mt 19,3-9.
83 Eph 5,22-30.

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