Worms
2. Vertrag zwischen Stadt und Klerusa
3. Mai 1525
Wir, dechan und capitel des mehrern b(maioris ec-
clesiae)b,1 s[ankt] Pauls, s. Andre[a]s, s. Martin und
unser lieben frawen stifft und gantze gemeine pfaff-
heit [einerseits], und wir, stetmeister, burgermeister,
rath und gantze gemeine burgerschafft des heiligen
reichs stadt Wormbs [andererseits] bekennen und
thun kundt offenbahr mit diesem brieff, das wir ha-
ben angesehen, betracht und zu hertzen gefaßt die
sorgliche, schwere zeit und aufrhur des gemeinen
volcks, die sich ietzt allenthalben im heiligen reich
deutscher nation und sonderlich dieser ort umb und
neben uns und gemelter stadt Wormbs ereigen.
Und dann niemand wol erachten, wißen oder ab-
nemmen mag, was oder wer dardurch und damit in
sonderheit bedeutet oder gemeint werden sol, und
damit wir solchen schweren und sörglichen sachen,
die aus anzeigung bemelter aufrhur und empö-
rungc zufallen und erwachsen möchten, so viel uns
der allmechtig, ewig Gott, unser herr und erlöser Je-
sus Christus, menschlich vernunfft verliehen und
was immer müglich sein will fürkommen. Und wir,
stetmeister, burgermeister, rath und gemeine bur-
gerschafft obgemeldt, dem heiligen römischen reich
diese alte, löbliche stadt unsern pflichten nach in
gutem wesen und vor zerstörung und |572| verwüs-
tung dester baß zu behalten, darzu wir, dechan, ca-
pitel und gantze gemeine pfaffheit, aus brüderlicher
lieb und in sonderlicher betrachtung der beywoh-
nung und das wir mit unsern leiben, hab und gütern
in gedachter stadt Wormbs durch die burgerschafft
daselbst getreulich beschützt und beschirmt sein,
mit erzeigung guter danckbarkeit an uns auch
a Textvorlage (Handschrift): Zorn-Wilcksche Chronik,
StadtA Worms 1B-7 S. 571-578. Dublette in der Zorn-
Meixnerschen Chronik, StadtA Worms 1B-4. Abdruck:
Boos, Monumenta III, S. 624-627. Boos folgt nach ei-
genen Angaben der Abschrift StadtA Worms 1B-4, die
aber offenbar eine größere Menge Schreibfehler enthält,
z.B. Fußnote c: entberung statt empörung.
nichts erwinden laßen solten oder wolten, haben wir
einhelliglichen besonnen, das solches nit anders
dann durch bestendigen fried und einigkeit besche-
hen möge, das wir demnach mit guter zeitlicher vor-
betrachtung und freiem, guten willen ohn einigen
bedrang uns zu beiden theilen gütlich und freundt-
lich besprochen, underredt, vereiniget und vertra-
gen haben in massen wie hernach folgt:
[1. Predigt des Evangeliums.]
Und zum ersten, dieweil der almechtig, ewig Gott
vor allen andern dingen zuförderst geehrt und ge-
lobt werden sol, sol nun hinfurth das heilig wort
Gottes und evangelion in der stadt Wormbs in allen
pfarrkirchen lauter, clar, unverdunckelt und ohn al-
len menschlichen zusatz geprediget, und die pfar-
herrn oder prediger in den pfarrkirchen sampt ihren
dienern durch die gemeine pfarrkinder einer jegli-
chen pfarren erwehlt, aufgenommen, gesetzt und
entsetzt werden. Auch sollen die mißbreuch des ho-
hen und der andern stifft, als mit leuten der großen
und kleinen glocken zu hochzeitlichen und andern
tagen, dazu die procession mit weihwaßer, geseng
|573| und andern, so bis anher unter den predigten in
den pfarrkirchen beschehen, dardurch dann das hei-
lig wort Gottes verhinderung gehabt, zusampt den
neuwen taufsteinen, in den stifften aufgericht, und
alle andere neben predigten und -prediger aussert-
halb deren, die obgemelt durch die gemein aufge-
nommen und erwehlt, gentzlich abgethan, vermit-
ten und unterlaßen werden.
b-b Fehlt bei Boos.
c Boos: entberung.
1 Das Hochstift? Vgl. dazu unten in Punkt I die Formu-
lierung: des hohen und der andern stift.
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2. Vertrag zwischen Stadt und Klerusa
3. Mai 1525
Wir, dechan und capitel des mehrern b(maioris ec-
clesiae)b,1 s[ankt] Pauls, s. Andre[a]s, s. Martin und
unser lieben frawen stifft und gantze gemeine pfaff-
heit [einerseits], und wir, stetmeister, burgermeister,
rath und gantze gemeine burgerschafft des heiligen
reichs stadt Wormbs [andererseits] bekennen und
thun kundt offenbahr mit diesem brieff, das wir ha-
ben angesehen, betracht und zu hertzen gefaßt die
sorgliche, schwere zeit und aufrhur des gemeinen
volcks, die sich ietzt allenthalben im heiligen reich
deutscher nation und sonderlich dieser ort umb und
neben uns und gemelter stadt Wormbs ereigen.
Und dann niemand wol erachten, wißen oder ab-
nemmen mag, was oder wer dardurch und damit in
sonderheit bedeutet oder gemeint werden sol, und
damit wir solchen schweren und sörglichen sachen,
die aus anzeigung bemelter aufrhur und empö-
rungc zufallen und erwachsen möchten, so viel uns
der allmechtig, ewig Gott, unser herr und erlöser Je-
sus Christus, menschlich vernunfft verliehen und
was immer müglich sein will fürkommen. Und wir,
stetmeister, burgermeister, rath und gemeine bur-
gerschafft obgemeldt, dem heiligen römischen reich
diese alte, löbliche stadt unsern pflichten nach in
gutem wesen und vor zerstörung und |572| verwüs-
tung dester baß zu behalten, darzu wir, dechan, ca-
pitel und gantze gemeine pfaffheit, aus brüderlicher
lieb und in sonderlicher betrachtung der beywoh-
nung und das wir mit unsern leiben, hab und gütern
in gedachter stadt Wormbs durch die burgerschafft
daselbst getreulich beschützt und beschirmt sein,
mit erzeigung guter danckbarkeit an uns auch
a Textvorlage (Handschrift): Zorn-Wilcksche Chronik,
StadtA Worms 1B-7 S. 571-578. Dublette in der Zorn-
Meixnerschen Chronik, StadtA Worms 1B-4. Abdruck:
Boos, Monumenta III, S. 624-627. Boos folgt nach ei-
genen Angaben der Abschrift StadtA Worms 1B-4, die
aber offenbar eine größere Menge Schreibfehler enthält,
z.B. Fußnote c: entberung statt empörung.
nichts erwinden laßen solten oder wolten, haben wir
einhelliglichen besonnen, das solches nit anders
dann durch bestendigen fried und einigkeit besche-
hen möge, das wir demnach mit guter zeitlicher vor-
betrachtung und freiem, guten willen ohn einigen
bedrang uns zu beiden theilen gütlich und freundt-
lich besprochen, underredt, vereiniget und vertra-
gen haben in massen wie hernach folgt:
[1. Predigt des Evangeliums.]
Und zum ersten, dieweil der almechtig, ewig Gott
vor allen andern dingen zuförderst geehrt und ge-
lobt werden sol, sol nun hinfurth das heilig wort
Gottes und evangelion in der stadt Wormbs in allen
pfarrkirchen lauter, clar, unverdunckelt und ohn al-
len menschlichen zusatz geprediget, und die pfar-
herrn oder prediger in den pfarrkirchen sampt ihren
dienern durch die gemeine pfarrkinder einer jegli-
chen pfarren erwehlt, aufgenommen, gesetzt und
entsetzt werden. Auch sollen die mißbreuch des ho-
hen und der andern stifft, als mit leuten der großen
und kleinen glocken zu hochzeitlichen und andern
tagen, dazu die procession mit weihwaßer, geseng
|573| und andern, so bis anher unter den predigten in
den pfarrkirchen beschehen, dardurch dann das hei-
lig wort Gottes verhinderung gehabt, zusampt den
neuwen taufsteinen, in den stifften aufgericht, und
alle andere neben predigten und -prediger aussert-
halb deren, die obgemelt durch die gemein aufge-
nommen und erwehlt, gentzlich abgethan, vermit-
ten und unterlaßen werden.
b-b Fehlt bei Boos.
c Boos: entberung.
1 Das Hochstift? Vgl. dazu unten in Punkt I die Formu-
lierung: des hohen und der andern stift.
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