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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0175
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3. Katechismus 1543

[n]atur antretten. Darumb haben wir unser feyr
[a]uff disen tage. Heisset auch der ursachen halb
[D]ominica, der tag des Herrn.
Deß haben wir auch helle anzeig bey den
Apo[st]eln, nemlich den Sontag zu feyren. Es stehet
[i.] Corinth. xvi. cap., da schreibt Paulus: Auff den
[e]inen, das ist ersten der Sabbather, Lege bey [s]ich
selb ein jeglicher under euch und samle, was [ih]m
leidlich ist.164 Da redet der Apostel von der [st]eur,
die sie solten inn iren versamlungen bey[le]gen,
wenn sie ire feyr hielten, Nemlich am Son[t]ag. An
dem tag ist auch der Herr Jesus er- |Gvv| standen
und heißt bey den Evangelisten der ei[ne], das ist
der erst der Sabbather. Apoc. i wirt d[er] Sontag
auch genennet.165
U.: Warinn stehet die krafft un[d] macht dises ge-
bots?
K.: Nicht in feyren und die hend in die scho[ß
zu] legen, sondern imm heiligen, nemlic[h] daß der
feyrtag ein heilige übu[ng] habe.
U.: Was ist die geistlich u[nd] innerlich feyr?
K.: Daß wir G[ott] lassen inn uns wircken nach
seine[m] Göttlichen willen und wir unse[rs] willens
unnd wirckens müssig un[d] bloß stehen.
Wir sollen den alten Adam mit allen bös[en] lüsten
in uns dempffen und alles,166 was uns G[ott]
zuschickt, mit gedult tragen unnd Gott ebe[nso] wol
dancken zur zeit des unfals als zur zeit [der] glück-
seligkeit, so fürdern wir uns zur ewig[en ru]ge, die
wir im Herrn haben werden,167 wann [wir] auch die
feyr erlangen von den weltlichen un[d] vergengli-
chen dingen, ja von allen geschöpf[en] Gottes, die er
die sechs tag schuffe. Wann n[ur] Gott wirt alles in
allem sein.168
Ubertretter diß Gebotts:
Die Gottes wort auß keiner Christlichen [ur]sa-
chen versaumen, ligen in Weinheusern, sein toll und
voll. Item, die Gottes wort hören nu[r] |Gvir| auß
r-r Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 217.

gewohnheit. Item, die in irem sinn keins predigens
mehr dürffen, könnens nu alles selbs, Achtend der
heiligen Sacrament nichts etc., Ir Gesind nicht zur
predig unnd Göttlichen dingen ziehen. Summa: Der
Herr will mit disem Gebott, das wir unsern begirden
und wercken absterben, Trachten auffs Reich Got-
tes und das wir auff weg unnd weise, wie es vom
Herrn geordnet und es Christliche freyheit zur auff-
bawung anrichtet, uns hierinn auch eusserlich ge-
brauchen, biß die ewig ruwe angeht. Alles, was nun
disen dingen zugegen, ist wider diß Gebott.
Das fünfft Gebott.
U.: Welchs ist das fünfft gebott?
K.: Halt in ehren dein Vatter und dein Mutter,
daß du lang lebest imm Lande, das dir der herr, dein
Gott, gibt.
U.: Was wil dis gebott?
K.: rDaß ich mein Vatter und Mutter zuvor
unnd alle, die mir fürgesetzt seind, als meiner Ob-
rikeit, Schulmeister, Prediger etc., als den Herren
vor augen habe und in allem ehre,r gehorsam und
danckbar seye.
Un.: Was heißt dann hie Ehren?
K.: Nit allein sie freundlich ansprechen |Gviv|
und eusserliche ehr beweisen, nemlich mit leibs ge-
berden, sonder auch von hertzen groß halten und
guts thun.
i. Der Herr hat dem vatter- unnd mutterstand son-
derlich den preiß gegeben für allen ständen, das er
sie in disem Gebott besonder nennet für andere per-
son auff erden unnd neben sich setzt und seine ehre
mitteilet.
ii. Ehren begreifft nit allein lieben, beschleußt auch
in sich ein sonderliche zucht, demut unnd schew als
gegen einer Maiestet alda verborgen.

166 Vgl. Röm 6,12-21.
167 Hebr 4,11.
168 1Kor 15,28.

164 1Kor 16,2.
165 Apk 1,10.

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