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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0187
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4. Agendbüchlein 1560

II. Von der Tauff in Heusern.

Wann die Kinder nach der Geburt etwas schwach
sein unnd die Eltern die zeit offentlicher und ge-
meiner versamlung der Christen in der Kirchen
ohne sorg nicht wol erwarten können, So wirdt die
Tauff auch inn Heusern administrirt, eben auff
oberzelte weise, Allein das man den eingang in der
vermahnung ein wenig endert, wie volget.
Eingang der vermahnung bey der Tauff, so in Heu-
sern geschihet:
Ihr Allerliebsten inn Gott, wir sein jetzo allhie ver-
samlet, das wir diß fürgetragen Kindlein dem All-
mechtigen Gott durchs gebett befehlen unnd nach
der ordnung unnd einsatzung unsers Herrn Jhesu
Christi tauffen sollen. | VIIIv |
Dieweil dann nun die Eltern solches Kindlein
uns also fürbringen, das sie vor Gott bestendigklich
und offenbar bekennen, das es ein Kind des zorns,

der Sünden und ungnaden sey, und derhalben so
hertzlich umb hülff und Genad bitten, das es durch
die Tauff ein Kind Gottes werden möge, Als ver-
mahne und bitte ich euch alle, die ihr hie zugegen
versamlet seit, auß Christlicher Liebe unnd Trew,
das ihr ernstlich zu hertzen nehmen und mit vleiß
bedencken wöllet diß treffenlich Werck Gottes und
den grossen ernst, der darinn ist und angezeigt
wirdt, Denn es je kein schertz oder Kinderspiel ist,
diß Christenlich Dapffer werck zuhandeln, welches
dem Teuffel begegnet und ihn nicht allein von dem
Kind treybet, Sondern auch das Kind wider ihn,
|IXr| als wider ein gewissen feind sein lebenlang zu
streitten verpflichtet.
Derhalben erstlich hoch von nöten ist, mit einem
starcken Glauben etc. Reliqua ut supra. Inn der ver-
mahnung bey der Tauff in der Kirchen sampt dem
obbeschriebenen Proceß.33

III. Von der Jahetauff.

[Wie es mit der Jahetauff gehalten werden solle.]m
Jahetauff wirdt genennet, so ein Kind durch die
Ammen oder jemandt anders zur zeit der noth, wel-
che gemeiner Regel und Ordnung nicht unterwürff-
lich, getaufft wirdt, darvon sollen sonderlich die
Ammen unnd andere Weyber, so in solchen nöthen
gebraucht werden, guten bericht wissen, das sie
nicht zu sehr zur Jahetauff eylen, sondern erwarten,
biß das Kind vorhin volkömlich an die Welt geborn
unnd von der Mutter gar lose ist. Denn dieweil die
Tauff ein Bad der Widergeburt in der Schrifft ge-
nennet wirdt,34 so erfor- |IXv| dert je die Natur die-
ses Sacraments, das das kind, so dasselbige entpfa-
hen soll, zuvor an die Welt geboren sein musse. Ist
derhalben nicht recht, das etliche nur ein glied, so es
von der Mutter kombt, tauften, Sondern man soll
inn solchen fellen das gebett an die hand nehmen

m Diese Überschrift fehlt hier, steht aber im Inhaltsver-
zeichnis.

und beyde, Mutter und Kind, dem Allmechtigen
Gott trewlich befehlen, Also das Gott der Mutter
helffen und ihme das Kindlein gnedigklich befohlen
lassen sein wölle, Und mag solches gebett ungefehr-
lich auff diese weise angestellet werden und gesche-
hen.
Gebett für Mutter und Kind in sorgklicher geburt.
Ach Allmechtiger, Ewiger Gott, Der du das
Menschliche geschlecht erschaffen und mit leibes
frucht gesegnet hast, Wir dancken dir hertzlich für
diese dein gabe und wolthat und bitten dich
demütigklich, du wöllest bey diesem deinem werck
und Geschöpff sein und halten, und dieser Mutter
gnedigklich helffen, Auch dieses Kindlein Dir Vät-
terlich lassen befohlen sein, wie Du sie dann alle
durch den Munde deines lieben Sons zu dir hast be-

33 Vgl. oben S. 164.
34 Tit 3,5.

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