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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0188
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Worms

ruffen, da er sprach: Lasset die Kindlein zu mir
kommen und wehret ihnen nicht etc. Auff diese dei-
ne beruffung und genedige zusag bringen wir diß
Kindlein auch zu dir, bittende, du wöllest deine gna-
de darzu verleyhen, das es möge an die Welt geborn
und zu der Heyligen Tauff gebracht werden, Durch
Jhesum Christum, deinen Lieben Son, unsern Herrn
und Haylandt, Amen. |Xr|
Man soll auch daran nicht zweiffeln, so gleich das
Kindlein drüber bleybet und zur Heyligen Wasser-
tauff nicht kommet, Gott hab es dannoch angenom-
men und es sey gewißlich ein Kind Gottes, Denn es
spricht ja Christus selbst klärlich, Matthei 18: Wo
zween oder drey in meinem Namen versamlet sindt,
da bin ich mitten unter ihnen und warumb sie bitten
werden, das soll ihnen von meinem Himlischen Vat-
ter widerfahren.35 Item Johannis 6: Wer zu mir
kombt, den werde ich nicht hinauß stossen.36 So
wirdt je die Heylige Wassertauff in solchen fellen
auch nicht verachtet, sondern hertzlich begert, da es
nur Gottes wille were, das das Kind geborn würde,
und ist kein zweiffel, der Heylige Geyst sey auch
darbey mit seiner Gnade und vergebung der Sün-
den, Sintemal man Gott im Namen Christi auff sein
befehl und zusag anrüffet.
Wann aber nun das Kindlein volkommen an die
Welt geborn, Alsdann so es die hohe noth erfordert,
das man das Kind tauffen muß, so knien die, so dar-
bei sindt, nider und rüffen Gott zuvor an und betten
ein Vatter unser, Darnach so teuffen sie das Kind
mit wasser (und sonst mit nichts anders) Im Namen
Gottes, des Vatters und des Sons und des Heyligen
Geystes, Denn da man mit etwas anders als mit
Wasser und im Namen Gottes, des Vatters und des
Sons und des Heyligen Geystes, teuffen wolte, were
es auch unrecht, Und wo die Kinder |Xv| also ge-
taufft werden, ist abermals kein zweiffel, sie seyen
recht getaufft und sollen in der Kirchen nicht anders
getaufft werden.

35 Mt 18,20f.
36 Joh 6,37.

Wie man es halten solle,
so ein Kind in die Kirchen gebracht wirdt,
welchs Jahetaufft ist.
So ein Kindt gebracht wirdt, von dem die Amme
oder der Pat saget, das es zuvor Jahetaufft sey, so
solle der Kirchendiener volgenden Proceß halten.
Erstlich frage er nach den zeugen, so darbey ge-
wesen sindt unnd examinire sie vleissig, ob das Kind
getaufft sey, unnd ob es auch volkömlich an die
Welt geborn sey gewesen, do sie es getaufft haben.
Zum Andern, wer, wie unnd womit sie es ge-
taufft haben.
Zum Dritten, Ob sie auch ein Vatter unser dar-
bey gebettet und dem Kind einen namen gegeben
haben.
Da sie nun des alles gewiß sein, und rechte ord-
nung gehalten worden ist, so soll das Kind mit nich-
ten wider getaufft, sondern der Christlichen gemein
auff volgende weise (so es anders allein fürgebracht
wirdt) befohlen unnd ihme, da es noch keinen Na-
men hat, ein eigener Name gegeben werden. |XIr|
Vermahnung zum Gebett für die Kinder,
so Jahetaufft sindt.
Ihr Allerliebsten inn Christo, Nemet zu hertzen, wie
grosse Gnad und Barmhertzigkeit Gott an uns in
der Tauff thut, da er sein freundtligkeit und leut-
säligkeit gegen uns erzeiget und uns nicht umb ge-
rechtigkeit willen der wercke, so wir gethan haben,
Sondern nach seiner Barmhertzigkeit durch das bad
der Widergeburt und vernewerung des Heyligen
Geystes sälig machet, Denn er alda in krafft des
worts durch seinen Geyst tödtet, vertilget und ab-
weschet alles, das uns zu sündern machet, befleckt
oder verdampt, gleich als Er im roten Meer die fein-
de seines |XIv| Volckes erseuffte37 und in der Sündt-
flut alles Fleisch biß an acht Seelen, die erhalten
wurden, vertilget,38 Also macht uns auch dieses
Wasserbad im Wort Gottes Sälig, nit das abthun des
unflats am Fleisch, wie im Leiblichen wasschen eus-
serlich geschihet, Sondern die zusagung Gottes, der
37 Ex 14.
38 Gen 6-9.

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