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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0047
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Einleitung

1. Landau als Reichsstadt

Die Reichsstadt1 Landau entstand als Neugründung des Grafen Emich IV. von Leiningen-Landeck, der im
13. Jahrhundert einen ehemaligen Reichshof, eine Burg und eine darum entstandene Siedlung zusammen-
fasste.2 1274 erhielt Landau das Hagenauer Stadtrecht, und als 1290 der letzte Leininger dieser Linie,
Emich V.,3 kinderlos starb, zog König Rudolf von Habsburg sie als erledigtes Reichslehen ein und verlieh
ihr am 13. April 1291 die Reichsfreiheit.4 Im Thronstreit zwischen Ludwig dem Bayer und Friedrich dem
Schönen engagierte sich die Stadt auf Seiten Friedrichs und wurde 1324, nach der Niederlage Friedrichs,
von Ludwig an den Bischof von Speyer verpfändet.5 Weitere Erhöhungen der Pfandsumme folgten und
Landau schien auf Dauer zur Speyerer Landstadt zu werden.6
Demgegenüber gelang es dem Stadtrat im 15. Jahrhundert, die zumindest nominelle Reichsstandschaft
durch die Behauptung der eigenständigen städtischen Finanzhoheit und Gerichtsbarkeit zu wahren.7
Gleichzeitig erwarb sie nach und nach die umliegenden Dörfer. Diese wirtschaftliche Blüte ließ ein Ende der
speyerischen Herrschaft in greifbare Nähe rücken:8 Langwierige Verhandlungen mündeten 1511 in einen
Vertrag, der eine Auslösung gegen 15.000 Gulden festlegte, deren größter Teil von der Stadt selbst aufge-
bracht wurde.9 Nach fast 200 Jahren war es der Stadt in einem finanziellen Kraftakt gelungen, die volle
Souveränität wiederzuerlangen.10 Kaiser Maximilian inkorporierte die Stadt der Landvogtei Unterelsass
und Landau trat der elsässischen Dekapolis, dem Bund der Zehn11 Reichsstädte, bei.12

2. Kirche und Schule
Bei der kirchlichen Versorgung der Bevölkerung spielte fast von Beginn der Stadtgeschichte an das Lan-
dauer Stift die entscheidende Rolle: Dem 1276 gegründeten Augustiner-Chorherrenstift wurde 1300 die
Stadtpfarrei als Leutpriesterstelle inkorporiert.13 Die schon vor 1300 begonnene Stiftskirche wurde im
Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts mehrfach vergrößert, das Stift 1483 in ein weltliches Kollegiatstift
umgewandelt.14

1 Zur Unterscheidung der Reichsstädte von den Freien
Reichsstädten (Speyer und Worms) vgl. Fahlbusch,
Art. Freie Städte, LexMA IV, S. 895f.
2 Vgl. Imhoff, Landau, S. 15. Henrich, Mittelalterliche
Geschichte, S. 73f, 86. Lehmann, Landau, S. 12.
3 Der zweite Sohn des Grafen Friedrich IV. von Leinin-
gen-Dagsburg, somit ein Großneffe des Stadtgründers;
vgl. Heiberger, Grafen, S. 17 u. 158.
4 Vgl. Imhoff, Landau, S. 15.
5 Vgl. Martin, Geschichte, S. 24f.
6 Vgl. Hess, Reichsstadt, S. 117f.
7 Vgl. Imhoff, Landau, S. 15.
8 Vgl. Imhoff, Landau, S. 15.
9 Vgl. Martin, Geschichte, S. 30.

10 Vgl. Hess, Reichsstadt, S. 124f.
11 Die Stadt Mülhausen hatte die Dekapolis kurz zuvor ver-
lassen und war zum „zugewandten Ort“ der Eidgenossen-
schaft geworden; vgl. Hess, Reichsstadt, S. 126-127.
12 Vgl. Hess, Reichsstadt, S. 115-125. Die Zugehörigkeit
zum Unterelsass bewirkte in der Folge, dass Landau
1648 zunächst unter französischen Schutz gestellt und
nach und nach auch de jure französisch wurde und es bis
1815 blieb; vgl. Imhoff, Landau, S. 16f. 1688 wurde die
Stadt durch Vauban zur Festung ausgebaut, vgl. Leh-
mann, Landau, S. 249f. Martin, Geschichte, S. 41-45.
13 Vgl. Haffner, Die katholische Pfarrei, S. 238.
14 Vgl. Medding, Die Landauer Stiftskirche, S. 11-12 u.
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