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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0302
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Leiningen-Hardenburg

die stückh unnsers christlichen Catechismi können
und alßdan besonders absolviren. Endlich, so sie je-
mandt befünden, der daß hochwürdige nachtmal
uber ein jhar nicht gebraucht, denselben für sich ko-
men laßen, deß endthaltens halben befragen, zum
christlichen, andechtigen gebrauch vermahnen und
unnderrichten. So aber daselbige bey einem oder
mehren nicht hafften wölte, den oder dieselbigen
bey unnß anzubringen. Und da jemandt auch noch
daruber halßstarig sich erzeigete und darüber todts
verführe, solle ihme kein dienst mit geleuth, proces-
sion, geseng und leichtpredig, wie sonsten den chris-
ten gebreuchlich, geleistet werden.
3. Zum dritten ordnen und gebietten wir mit ernst
bey vermeidung unnserer schweren ungenadt und
straffe, daß hinfüro niemandt auß den underthanen
ihme fürnehme, auff | die Sonn- unnd bestümbte fey-
ertage uber feldt zu fahren oder daheime deroglei-
chen arbeit fürnehme, sintemal hiedurch nit allein
die christliche versamlung underlaßen, sondern auch
einheimischen und frembden groß ergernuß geben
wird unnd unß, alß der obrigkeit, solches zu sonde-
rem nachtheil gereicht bey denn menschen unnd bey
gott zu ungnaden.
4. Zum viertten wöllen wir auch niemandt auß den
unnderthanen gestatten, daß er auff die sonn- unnd
feyertage leichtfertig zu der zeit uber feldt gehet,
seine gescheffte zu verrichten, wen man in der kir-
chen deß gottesdiensts pfläget. So aber jemandt
nothdringende ursachen hat, mag er sich bey dem
pfarher angeben unnd erlaubnuß begehren.
5. Zum fünfften werden wir glaubwirdig bericht, ha-
bens auch ettwan mit unseren augen gesehen, daß,
sobaldt an Sonn- unnd feyertagen die früepredig
auß ist unnd die mahlzeit gehalten, sich die jungen
knaben, die handtwercks gesellen, taglöhner, auch
junge menner auff die spielplätze versamlen, darbey
allerley leichtfertigkeit | uben, Gottes namen lästern,
auch etwan die lehr deß heiligen Catechismi da-
durch hindansetzen. Wöllen derohalben, ordnen und
gebietten, daß niemandt hinfüro irgendt auff einem
spielblatz sich fünden laße, ehe die nachpredig voll-
endet ist.

6. Zum sechsten haben wir auch ungehrn in erfah-
rung bracht, daß eben zu der zeit, wen man an sonn-
unnd feyertagen predig helt, nicht allein ihr viel auff
den gaßen stehen, sonndern auch ettliche auff dem
felde umbgehen unnd den andern ihr obß und fruch-
te enttragen. Ordnen demnach und gebietten, daß
hiezu gewiße persohnen verordnet werden, welche
under der predig durch die gassen gehen, auch ett-
wan für die pfortten schleichen und mit fleiß wahr-
nehmen, ob jemandt auff den gaßen stünde, in den
heußern stecke oder auff dem felde gienge, auch die
würthsheußer besuchen. Dan wir keinem wirth hin-
füro gestatten, unnder der predig geste zu setzen
oder jemandt ettwas zu reichen. Da sie nhun je-
mandt hie wider thun befünden, sollen sie dieselbi-
gen anbringen bey den pflichten, damit sie unnß
verbunden sein, damit die verbrecher zur gebürli-
cher straff gezogen werden. |
7. Zum siebenden, nachdem den jenigen, die auff
den nammen Jesu Christi getaufft und nach seinem
namen genennet werden, den grund ihres christen-
thumbs wißen, gebieten demnach und wöllen ernst-
lich, daß eltern unnd haußherrn ihres beruffs sich
erinnern und ihre künder und gesünde fleißig zu der
lehr deß christlichen Catechismi schicken, und sol-
len unnsere pfarher dieselben samptlich verzeichnet
haben, auff daß sie sehen mögen, welche sich gehor-
samblich einstellen oder freventlich Gottes willen
unnd unnseres wolmeinen verachten, dieselbigen
vermahnen oder, da es nichts verfahen wolt, anbrin-
gen, daß auch unnsere pfarher hierinen besserer
richtigkeit halben ordnen werden, sollen ihnen folge
geleistet werden.
8. Zum achten, weil an der eltern, haußvätter und
haußmutter zucht und gottseeligkeit viel gelegen
und keine rechte zucht oder gottesfurcht sein kan in
der haußhaltung, da die eltern selbst die haupt-
stuckh deß heiligen Catechismi nicht gelernet, also
haben wir unnseren pfarherrn bevohlen, hinfüro kei-
ne ehleuth offentlich | in der gemeine zu verkündigen
oder einzusegnen, sie haben den zuvor die haupt-
stückh deß heiligen Catechismi gelernet und beken-
net unnd daß heilig nachtmal gebrauchet.

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