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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0303
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7. Kirchenordnungsmandat [nach 1593]

9. Zum neundten, weil der zorn Gottes von wegen
unnserer vielfaltigen sünden sich heuffig ereiget
unnd hoch vonnötten, daß wir unnß mit warer bus-
sen zu ihme keren unnd herzlich bitten umb gene-
dige abwendung seines gerechten grümes, also wöl-
len und bevehlen wir, daß die wochenpredigten, dar-
in die Letaney gesungen und daß gemeine gebett ge-
sprochen wird, fleißig von meniglichen besucht wer-
de.
10. Zum zehenden, weil daß wortt Christi reichlich
under den Christen wohnen soll und sie nicht allein
daselbige anhören, sonnder auch Gott in unnserm
hertzen süngen und unnß undereinander vermahnen
sollen mit psalmen, lobgesangen, geistlichen lie-
dern,3 also ordnen, bevehlen und gebietten wir, daß
meniglichen, so bald zusamen geleutt wird, sich in
die kirche verfüge und mit | den schüllern und an-
dern christen die psalmen, Gott zu lobe, singe oder
zuhöre und lerne. Wöllen auch hiemit unvermeidlich
auffgehaben haben alles daß, so jemandt an kirch-
gange hindern möchte, alß erstlich, so baldt man
daß erste zeichen leuttet, sollen die metzger auff-
hören, fleisch feil zu haben, und sollen die scharr4
ledigen, darnach die, die gaßen keren wöllen, sollen
daselbig auff den sambstag verrichten oder jedes
feyertages zum früesten, ehe man daß erste zeichen
leuttet, zum dritten die schrötter5 sollen ihre ladung

3 Kol 3,16.
4 Die Fleisch- oder Schlachtbank, vgl. Grimm, DWb 14,
Sp.2214.
5 Grimm, DWb 15, Sp. 1790, gibt für Schröter als Hand-
werk den Münzschneider oder den Schneider an. Das

also anstellen, daß weder sie selbst noch andere
durch sie an Gottesdienst gehindert werden.
11. Zum elfften, weiln bey der heiligen Tauffe große
unnd wichtige handlung fürgenommen wirdt mit
der heiligen dreyfaltigkeit von wegen der seeligkeit
deß getaufften menschen, daß höher ist alß aller
welt schetze, haben wir unnseren pfarhern bevohlen,
daß sie auff unnsere underthanen gutte acht geben,
auff die, so gevattern erbetten werden, und die, wel-
cher geschicklichkeit ihnen unbewust, zuvor verhö-
ren, damit diß hohe werckh desto andechtiger ver-
richtet werde. |
12. Zum zwölfften, die kündts schencken, wie auch
vor dieser zeit, sollen gentzlich verbotten unnd auff-
gehaben sein bey vermeidung straffe.
13. Zum dreyzehenden, weil täglich viel großer las-
terung deß namens gottes gehörtt werden, dadurch
Gottes zorn und straffe erreget, sollen anordnung
geschehen, damit diejenigen, so sträfflich erfunden
werden, ihre biliche straffe empfahen und wir für
Gottes angesicht endschuldiget werden.
[Unterschrift:] Emich G[raf] z[u] Lyningen mps.

scheint hier unwahrscheinlich. Analog zu Punkt V/17 der
Visitationsordnung von 1609 (Text 9, S. 312), wo vom
schroten der Weinfässer die Rede ist, wären die Schröter
die Ladearbeiter.

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