Leiningen-Hardenburg
8. Visitationsordnung
1. Januar 1597a
Ein schone außfurliche form, wie und waß weiß oder gestalt ein gemeine kirchen
visitatio soll furgenommen werden. |109r |
[Vorwort]
Dem wolgebornen herrn, herrn Emich, Graffen zu
Leiningen unndt Dagspurg, herrn zue Appermontt
etc., meinem gnädigen herrn.
Eusebius, der fürneme kirchen historien schreiber,
rhumet denn großmächtigsten keißer Constantinum
magnum neben den hoch- unnd vielfalttigenn gna-
den unnd gaben, welche der allmächtige ihm zu
glückhseeliger regierung seines grossenn kaisser-
thumbs gnädiglich verliehen unnd mittgethailtt, das
er in warer furcht des herrn allein gottes ehr unnd
erweitterung des reichs Christi gesucht unnd dem-
nach rotten unndt sectenn zu allen theilenn mit gott
seeligem eiver gesteuret unndt gewertt (gottes wortt
rein unnd lautter zu predigenn bevolhenn) unnd ge-
wollt, das alle seine unnderthanen zu warem unnd
werden erkanndtnus des lebenndigenn gottes khom-
men möchten, dazu er dann weitter neben gehalt-
tenen vielen synodis unnd conciliis genugsame be-
velhlich, anordnungen unnd mittell vorgeschla-
genn.1
Auß dießem ist vernünfftlich zu verstehn, das im
selbigenn großenn kaisserthumb |109v| gleich perpe-
tuae visitationes gewessenn, damitt in allenn unnd
jedenn ihrer kaißerlichenn maiestätt lanndenn
unndt ortternn himmels pflanntzlein unnd baume
der gerechtigkeitt erzogenn würdenn. Solches ist be-
a Textvorlage (Handschrift): LkA Speyer 60/23 fol. 108r—
130v. Das Manuskript hat einen schweren Wasserscha-
den, an zahlreichen Stellen ist die Tinte so ausgeblichen
und verwischt, dass der Text kaum leserlich ist.
b Konjektur aus: unnd.
1 Z.B. zwei kaiserliche Erlasse zur Anordnung von Syn-
oden bei Eusebius, h.e. X,5,18-24; eine der Eulogien auf
nebenn dem, das es christlicher obrigkeitt ampt und
gebür, ein ewig unnd das aller hohist lob unnd her-
lichster rhum kaißer Constantini, deßenn biß ann
der weltt enndb nicht vergeßenn unnd im künffti-
genn lebenn vom herrn Christo hocherhabenn be-
lhonet unnd volliglich wirdt vergolttenn werdenn.
Nhun hatt aber der gottseelige löbliche kaiser sol-
ches nitt erfundenn noch erst als ein neuerung ann-
gefanngen, sonndernn inn unnd aus gottes wortt ge-
lernett, denn [im] selbigenn sehen wir, das von dem
an, da menschen uff erden geweßen, bei dem heuf-
flin, so denn allmachttigenn erkhanndt, geehrt unnd
gedienett, jeder zeitt die selbigenn in ublichem
brauch gewessenn, wie unnder annderm wol zu le-
senn von denn konigen in Judah, als von Josaphat 2.
Paralip 17,2 Assah 1. Reg 15,3 Josiah 2. Reg 23,4
unnd dergleichenn. | 110r |
Dannen her auch in volgenden zeitten andere hohe
potenttatenn unnd regenttenn denn rhumlichenn
exempln nachgefolgt unnd habenn wir zu diessenn
unnsern zeittenn (in welchenn der allmächtige sein
heilig Evangelium durch den treuenn dienst unnd
göttlichen eiver h. D. Martini Lutheri, gleich als
auff einenn erhabenen leuchtter, die gantze weltt zu
bescheinenn,5 wiederumb aus lautternn gnadenn an
denn [tag] bracht) viel träffliche, lobliche exempell
Konstantin bei Eusebius, h.e. X,4,1-72; zwei Erlasse, in
denen Konstantin kirchliche Belange ordnet, bei Euse-
bius, h.e. X,6,1-5 und X,7,1f.
2 2Chr 17,1-9.
3 1Kön 15,9-15.
4 2Kön 23,1-25.
5 Mt 5,16.
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8. Visitationsordnung
1. Januar 1597a
Ein schone außfurliche form, wie und waß weiß oder gestalt ein gemeine kirchen
visitatio soll furgenommen werden. |109r |
[Vorwort]
Dem wolgebornen herrn, herrn Emich, Graffen zu
Leiningen unndt Dagspurg, herrn zue Appermontt
etc., meinem gnädigen herrn.
Eusebius, der fürneme kirchen historien schreiber,
rhumet denn großmächtigsten keißer Constantinum
magnum neben den hoch- unnd vielfalttigenn gna-
den unnd gaben, welche der allmächtige ihm zu
glückhseeliger regierung seines grossenn kaisser-
thumbs gnädiglich verliehen unnd mittgethailtt, das
er in warer furcht des herrn allein gottes ehr unnd
erweitterung des reichs Christi gesucht unnd dem-
nach rotten unndt sectenn zu allen theilenn mit gott
seeligem eiver gesteuret unndt gewertt (gottes wortt
rein unnd lautter zu predigenn bevolhenn) unnd ge-
wollt, das alle seine unnderthanen zu warem unnd
werden erkanndtnus des lebenndigenn gottes khom-
men möchten, dazu er dann weitter neben gehalt-
tenen vielen synodis unnd conciliis genugsame be-
velhlich, anordnungen unnd mittell vorgeschla-
genn.1
Auß dießem ist vernünfftlich zu verstehn, das im
selbigenn großenn kaisserthumb |109v| gleich perpe-
tuae visitationes gewessenn, damitt in allenn unnd
jedenn ihrer kaißerlichenn maiestätt lanndenn
unndt ortternn himmels pflanntzlein unnd baume
der gerechtigkeitt erzogenn würdenn. Solches ist be-
a Textvorlage (Handschrift): LkA Speyer 60/23 fol. 108r—
130v. Das Manuskript hat einen schweren Wasserscha-
den, an zahlreichen Stellen ist die Tinte so ausgeblichen
und verwischt, dass der Text kaum leserlich ist.
b Konjektur aus: unnd.
1 Z.B. zwei kaiserliche Erlasse zur Anordnung von Syn-
oden bei Eusebius, h.e. X,5,18-24; eine der Eulogien auf
nebenn dem, das es christlicher obrigkeitt ampt und
gebür, ein ewig unnd das aller hohist lob unnd her-
lichster rhum kaißer Constantini, deßenn biß ann
der weltt enndb nicht vergeßenn unnd im künffti-
genn lebenn vom herrn Christo hocherhabenn be-
lhonet unnd volliglich wirdt vergolttenn werdenn.
Nhun hatt aber der gottseelige löbliche kaiser sol-
ches nitt erfundenn noch erst als ein neuerung ann-
gefanngen, sonndernn inn unnd aus gottes wortt ge-
lernett, denn [im] selbigenn sehen wir, das von dem
an, da menschen uff erden geweßen, bei dem heuf-
flin, so denn allmachttigenn erkhanndt, geehrt unnd
gedienett, jeder zeitt die selbigenn in ublichem
brauch gewessenn, wie unnder annderm wol zu le-
senn von denn konigen in Judah, als von Josaphat 2.
Paralip 17,2 Assah 1. Reg 15,3 Josiah 2. Reg 23,4
unnd dergleichenn. | 110r |
Dannen her auch in volgenden zeitten andere hohe
potenttatenn unnd regenttenn denn rhumlichenn
exempln nachgefolgt unnd habenn wir zu diessenn
unnsern zeittenn (in welchenn der allmächtige sein
heilig Evangelium durch den treuenn dienst unnd
göttlichen eiver h. D. Martini Lutheri, gleich als
auff einenn erhabenen leuchtter, die gantze weltt zu
bescheinenn,5 wiederumb aus lautternn gnadenn an
denn [tag] bracht) viel träffliche, lobliche exempell
Konstantin bei Eusebius, h.e. X,4,1-72; zwei Erlasse, in
denen Konstantin kirchliche Belange ordnet, bei Euse-
bius, h.e. X,6,1-5 und X,7,1f.
2 2Chr 17,1-9.
3 1Kön 15,9-15.
4 2Kön 23,1-25.
5 Mt 5,16.
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