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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0432
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Sayn

in der Kirchen zu gebrauchen und zu singen seyn,
Aber das gemeiniglich alle Kirchendienst bey uns
Teutschen in Lateinischer und der gemeinen Kir-
chen unbekandten Sprachen verrichtet worden
seyn, halten wir nicht allein für untüglich und ver-
geblich, sondern auch für ein Straff Gottes, wie
Esaias 20. Cap.118 und S. Paulus 1. Cor. 14119 anzei-
gen, daß Gottes Wort in einer frembden, unbekan-
den Sprache gepredigt werde. Gleicher gestalt ist
auch wider den Hauptpunct der Christlichen Lehr,
daß solche Kirchen Gesänge, so in unbekannter
Sprach geschehen, sollen seines Wercks und Ver-
dienst halben Gottes Zorn versöhnen und alles
Glück von Gott erlangen. Hierauff wollen und ord-
nen Wir, daß in den Kirchen unserer Graffe- |114|
und Herrschafften die Kirchengesäng Teutsch ge-
sungen, wie auch die andere Empter mit vorlesen
und vorsprechen in Teutscher Sprach geschehen sol-
len. Jedoch, nach dem S. Paulus die frembde, doch
etlichen bekandte Sprach zu seiner Zeit in der Kir-
chen zur Besserung zulest,120 so mögen die Schüler
zu zeiten Lateinische Gesäng auß der H. Schrifft
oder derselbigen gemäß ihnen zur Ubung in der Kir-
chen singen, fürnemlich aber, dieweil dem grössern
Theil der Kirchen allein die Teutsche Sprach be-
kandt, soll auch der mehrertheil der Gesäng Teutsch
verrichtet werden. Und sollen die Kirchendiener das
Volck ermahnen, daß sie die verordneten Gesäng ler-
nen und mit gemeinem Kirchengesang unseren Her-
ren Gott helffen loben unnd preisen der Meynung,
auff daß manniglich durch den Gesang Gottes
Worts, so darin verfasset, erinnert und darauß an
rechter Erkändtniß Gottes an Glauben, Lieb, Ge-
dult und allen andern Tugenden gebessert werde. Es
soll auch kein Gesang in der Kirchen gesungen wer-
den, er sey dann Christlich und in der heyligen
Schrifft gegründet,i darzu wir Uns dann sonderlich
gefallen lassen die Psalmen unnd Lieder, wie sie Lu-
therus in Gesangs Weise verfasset hat. |115|

j-j Gekürzt aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling,
EKO XVIII, S. 210.
118 Jes 20,1-6.
119 1Kor 14,1-25.
120 1Kor 14,26

Dieselbigen sollen von allen Unsern Pfarrherrn
vorgenommen und mit allem Fleiß getrieben wer-
den.
Ordnungen der Kirchenämpter an Sontagen
und Feyertagen.
Erstlich, wann man in die Kirche kompt, soll man
einen Teutschen Psalm singen.
Darnach soll der Pfarrherr ein Collect lesen.
Als dann die Epistel.
Hierauff widerumb ein Psalm oder Allein Gott
in der höhe sey Ehr etc.121
Darnach das Evangelium.
Folgendts den Glauben.
Nach dem Glauben soll man die Predigt anfahen
mit dem Gebett, wie oben vermeldet.
Nach der Predigt und gemeinem Gebett singet
man einen kurtzen Psalmen.
Als bald darauff soll die Communion angefangen
und gehalten werden in solcher Ordnung, wie zuvor
angezeigt etc.
Darnach lese der Priester die Collect und spre-
che die Benediction etc.: Der Herr segne dich
etc.122 116|
jAn den Sonn- und Festtagen nach Mittag.
Soll man erst ein Psalm singen oder die Zehen Ge-
bott,123 Vatter unser etc.,124 Christ, unser Herr, zum
Jordan kam,125 und dergleichen etc.
Darnach thue man eine kurtze Predigt auß dem
Catechismo und unterweise ferrner die Kinder im
Catechismo, also daß sie der Prediger nach einander
frage und lasse im die Zehen Gebott außwendig sa-
gen mit der Außlegung auß dem kleinen Catechismo
Lutheri. Deßgleichen thue er auch mit andern
Stükken deß Catechismi biß zum Ende und als dann
soll er widerumb von fornen anfahen allermassen in
der Ordnung, wie jetzunder ist berührt worden.
121 von Nikolaus Decius, vgl. Wackernagel III
Nr. 615f.
122 Num 6,24-26.
123 Luther, AWA 4, Nr. 1.
124 Luther, AWA 4, Nr. 35.
125 Luther, AWA 4, Nr. 36.

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