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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0449
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13. Kirchenordnung 1590

Vom Trost wider die Weltliche Schand
und den Leiblichen Todt.
aErstlich soll mann die Armen Mörder, Dieb unnd
andere, so in solche Sünden und Straffen gefallen
seyn, unterrichten und lehren, daß die eusserliche
Straff nicht auß Menschlichem Raht komme, son-
dern sey Gottes Ordnung, der wolle Zucht und Frie-
den in diesem Leben erhalten |169| und mit solchen
Exempeln lehren, daß er gerecht sey und habe einen
ernstlichen Zorn wider alle Sünde. Derowegen wolte
inen gebüren, daß sie Gott in diesem Elende gehor-
sam seyen, ihme zu Ehren den zeitlichen Tod gern
leiden, Zeugen seiner Gerechtigkeit seyen und an-
dern ein Exempel geben, daß sie solche Laster und
Straff meyden.a
bZum andern, ob schon die Zeitliche Schmach wehe
thut, sollen sie doch dargegen betrachten, daß sich
der Herr Christus vielmehr gedemütiget hat, dann
der hat für Gott aller Welt Sünde und Ungnade ge-
tragen.b Diesem Sohn Gottes sollen sie in die Fuß-
stapffen tretten und seinem Exempel folgen, auch
sich dargegen trösten, daß ire Sünde für Gott zuge-

deckt ist und daß sie nach diesem Leben umb Chris-
ti willen Erben deß ewigen Lebens seyn sollen. Sol-
che Erinnerung soll diesen Leuten so offt vorgehal-
ten werden nach gelegenheit der Person.
Sie sollen auch vermahnet werden, daß sie iren
Richtern und Anklägern gern vergeben wollen in
Ansehung und Betrachtung, daß diese Straff nit auß
Menschlichem Raht komme, sondern sey Gottes
Werck und könne solche Straff wol schrecklicher
kommen, wann gleich alle Menschen still schwiegen.
|170|
cBey dieser kurtzen Erinnerung sollen die Pfarr-
herrn weiter betrachten, was nach Gelegenheit der
Personen zum Schrecken, zu Trost und zur Gedult
zuerinnern ist.
Der Allmächtige Gott, der gesprochen hat, er
wölle nicht deß Sünders Todt, sondern daß er be-
kehret werde und das Leben habe, wölle alle betrüb-
te gnädiglich zu sich bekehren, trösten, stärcken
und in ewige Seligkeit bringen.
Auff diese Weise soll man einfältig mit den Ar-
men in solchem Fall handlen.c

Caput XIII.
Von Todten und Begräbnissen.

Es bringet zwar denen, so in unserm Herrn Jesu
Christo auß diesem zeitlichen Leben verscheiden
seyn, unser Dienst auff Erden kein Nutz, Dann weil
Christus sagt: Ich bin die Aufferstehung und das
Leben, wer an mich gläubet, der wirdt leben, ob er
|171| schon stürbe, Item: Wer da lebet und glaubet an
mich, der wirdt nicht sterben,198 So seyn wir gnug-
sam vergewissiget, daß, welcher im Glauben und
Vertrauwen auff unsern einigen Herrn und Hey-
landt Jesum Christum von dieser Welt abscheidet,
der sey nun gewißlich in der Zahl der Seligen und
werde mit Freuden besitzen die Herrligkeit deß
a-a Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 229.
b-b Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 230.
c-c Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 230.

Himmelreichs am jüngsten Tage. Nichts desto we-
niger sollen wir unsere Abgestorbene ehrlich und ge-
bürlich zu der Erden mit solchen Diensten, die uns
Lebendigen zu Christlicher Erinnerung dienen, be-
stättigen, nemlich, daß wir darmit unseren Glauben
von der Aufferstehung bekennen, zeigen auch an,
welche und warumb sie Selig zu achten seyn.a
Damit nun der abestorbenen Christen Begräbniß
möchte nützlich gehalten werden, Als wöllen Wir,
daß sich unsere Pfarrherrn und Unterthanen in den-
selbigen folgender Ordnung gebrauchen sollen.
d-d Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 230.
198 Joh 11,25f.

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