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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0161
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1. Klosterordnung Ravengiersburg
27. Mai 1560a

Wir, Jörg, von Gottes gnaden Pfaltzgrave bei Rein
und Hertzog in Baiern, und Wir, Johannes Sartori-
us, Pater, und gemeinlich der Convent zu Raven-
gierßburg, bekhennen und thun khunt offenbar mit
diesem Brieff für uns, unser Erben und Nachkom-
men:
Nachdem uns, Hertzog Georg, vermüge hiebe-
voriger des Heilligen Reichs Abschit und dem uff-
gerichten Religion-Frieden in unserm Fürsten-
thumbs Herschafften und Gebieten unsere ware,
Christlige Religion der Augspurgischen Convession
gemäß (wie dan albereit dieselbige unsere Religion
in Pfarn und Kirchen angericht und im Wessen) uff-
zurichten, anzustelen und zu ordnen zugelassen und
dessen gut |257| fug und magt haben, So haben Wir
mit obgedachtem Pater und Convent unsers Gots-
haus Ravengierßburg und sie sich hinwieder mit uns
nachvolgender Puncten, wie es hinfurter mit hal-
tung der Religion, Lere und Kirchengepruch in be-
meltem Closter gehalten werden soll, verglichen,
vergleichen uns auch wissenter Dinge in und mit
Kraft dieß Brieffs und nemlich:
[1. Annahme der Confessio Augustana,
Ablegung des Habits]
So sollen Pater und Convent, Prebender und alle
andere Leienbrüder hinfurter sich in der Ler und

a Textvorlage (Druck): Büttinghausen, Beyträge I/3,
S. 256-266.

Leben unserer wahren Christligen Religion und der
Augspurgischen Convession gemeß erzeigen und ha-
ben, dawider nit reden, schreiben, thun oder leren,
sundern dieselbe von Hertzen trewlich meinen, be-
furdern und zufür haben und alßbald den Habitum
ablegen, hinfurter sich zu schwarz oder grawe ehr-
lige Priester-Röck bekleiden andragen, auch mit
scherrung des Haubts wie andere geistlige Personen
unserer Religion sich verhalten.
[2. Bestellung eines Klosterpredigers]
Wir wöln auch zum furderlichsten ein gelehrten
Mann bestellen, welcher inn des Closters Costen er-
halten werden, uns verlobt und geschworen sein, alle
tage zwei mall zwo Lectiones in theologia |258| zu
haben und zu thun, in welche Lectiones alle junge
herrn zu gehen vom Pater ernstlich angewiesen wer-
den sollen; die alten und so in officiis sein, die mu-
gen, ob si wölen, solige Lectiones auch besuchen.
Der bemelte soll auch beide Pfarren, im Closter und
zu Mengerßrat,1 versehen, und wann er im Closter
predigen wirt, so soln Menniglich, nemanß außge-
scheiden, er kön es dan schwachheit seines Leibs
oder sunst in ehaffter obligen halben nit zuwegen
bringen, in die Predig zu gehen und Gottes wort zu
hören verpflicht sein, alle gefar gäntzlich vermieden.

1 Heute Mengerschied, wo seit dem 12. Jahrhundert der
Propst bzw. Prior von Ravengiersburg als Pfarrer am-
tierte, vgl. Wagner, Ravengiersburg, S. 185.

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