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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0163
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1. Klosterordnung Ravengiersburg 1560

[7. Wahl des Priors]
So und wann auch Ich, Johannes Sartorius, itziger
Pater, mit Thod (welches der allmechtig nach sei-
nem willen lange verhalten wölle) abgehen wurde,
dergleichen auch ein ander nach mir, so soll außer-
halb hoggedachts unsers gnedigen Landtfürsten,
Erbkasten-Vogt und Schirmhern, auch iren fürstli-
gen Gnaden Erben wissen und willen khein an-|262|
der Pater eligirt, postulirt oder geordnet werden,
sonder söln, sobalt Ich oder meine nachfaren mit
Thod verfaren, meine und deren mitbruder Iren
Fürstligen gnaden und Dero Erben soligs demutig-
lich verstendigen und Dero Raht und Willen gewer-
tig sein.
[8. Gegenseitige Verpflichtungen]
Wir, Hertzog Georg, Pfaltzgrave, behalten uns in
diesem Brieff wissentlich zuvor unsere hohe Lands-
fürstlige Oberkheit, Erbschutz und Schirme, Admi-
nistration in allen weltligen sachen, wie wir bißher
und unserer freundtliger lieber herr Vatter seliger
und am letsten unser freuntliger lieber her Bruder
und Gevatter, Pfaltzgraff Friderich, Churfürst, die-
selbige herbracht und in der übunge gehabt, darin
soln Wir, Pater und Convent, und unsere nachfarn
iren fürstligen Gnaden und Dero Erben zu ewigen
tagen keinen intrag thun.
Und Wir, Hertzog Jörge, versprechen bei unsern
fürstligen treuwen und wahren worten für uns und
unsere Erben, das wir vilbemelten Pater und Con-
vent bei iren habe und guetern, Renthen, gulten und
gefeln, auch andern frondhinsten und notzbarkhei-
ten, so sie uff den underthanen in der Probstei |263|
bißher gehapt, on alle geverde ungehindert und
ungedrangkt sitzen und bleiben lassen, sie und ire
nachkomende darbei getreulig handthaben, schut-
zen und schirmen wöln. Wo sie auch imant, der sei,
wer er woll, das sie dießmall sich uff unsere gnädig
anhalten und gesinnen in dieß Werck begeben, ver-
3 Schaden warnen = Schaden abwehren, verhüten, vgl.
Grimm, DWb 27, Sp. 2078.
4 Hatte sich zunächst nur einer der Konventualen gewei-
gert, den Vertrag zu unterschreiben, haben nachträglich

gwaltigen, argkwilligen und verachten wurdt, gegen
den- oder dieselbigen wöln wir sie verdretten.
Dargegen versprechen wir, Pater und Convent, vor
unß und unsere nachkomende bey unsern Priester-
lichen Würden, rechten, treuwen und wahren Wor-
ten an rechten eidt statt, das wir hinfuro und zu
ewigen tagen hog- und vielermelten unsern gnedigen
Herrn und Dero fürstligen gnaden Erben, [als] un-
sern ungezweiffelten, einigen, gnedigen Landtsfürs-
ten, Erbkasten-Vogt und Schirmherrn erkhennen,
halten und haben wöln on alle geverde und in khein
wegk, weiß oder maß, wie das Menschen Sinn er-
dencken mag, gegen Iro fürstligen Gnade und Dero
Erben Practiciren, suchen oder gewinnen. Auch soln
wir in deren Raht nit sein, da imant, er sei, wer er
woll, wider ire fürstligen gnaden und dero Erben
handtlete |264| oder thet, sunder wir soln und wöln
iren fürstligen gnaden und Dero Erben treuw, holt
und gehorsam sein, iren schaten warnen,3 frommen
und bestes werben, auch alles ingemein thun, das
frommen geistligen Personen wol anstett und gegen
Menniglich on ärgerniß verantwurtlich ist. Wo auch
etwas dem zugegen von uns oder unsern forfarn auß-
bracht oder erlangt were, das soll alles thodt, ab,
unkrefftig und unbundig sein. Und da wir, Pater
und Convent, einer oder mehre, so frech und mut-
willich weren (davor uns dog Got gnediglich behud-
ten soll), das wir einen oder mehre oberzelten Punc-
ten und Artikell (so vill uns dieselbige angehen) nit
halten und also bruchich wurden, so hat hog- und
villermelter Furst gut fug und macht, wie itzundt
auch, da wir ungehursam verharret hetten, uns, den-
oder dieselbigen alßbalt on einige Dilation des Clos-
ters und derer gutter zu verweisen und in Dero
Furstenthumbs keins Wegs zu gestatten.4 Dagegen
soll uns das Bapstlige oder Geistelige Recht, kein
Indult, Gnade, Freiheit, Exception oder behulff, wie
dieselbige von weilant denn Römischen Bäp- |265|
sten, Keisern und Konigen den Geistligen und Or-
denspersonen reich und miltiglich gegeben und ver-
wohl noch zwei oder drei weitere Chorherren das Kloster
verlassen oder verlassen müssen, vgl. Wagner, Raven-
giersburg, S. 134.

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