5. Kirchenbußordnung [1579]
Dieweil dann nun Gott selbs in seinem heiligen,
göttlichen wort allen bußfertigen, glaubigen sün-
dern vergebung ihrer sünden verheißt und zusagt,
will auch von uns haben und erforderts mit sonder-
lichem ernst, daß wir unsern brüdern und schwes-
tern ihre fehl und sünde, damit sie uns erzürnet, ver-
ärgert und beleydiget haben, nachlassen und verzei-
hen sollen in ansehung und betrachtung der grossen,
unaussprechlichen schuldt, so er uns teglich auß
gnaden erlaßt, so habe ich sie auf ihr bekentnuß und
flehlich bitten auß dem kreftigen befelch unsers
herrn und heylandes Jhesu Christi, da er spricht
Matthei 18:1 Alles, was ihr auf erden lösen werdet,
solle auch im himmei loß sein, von solcher ihrer ver-
brechung entbunden und ledig zehlet, ungezweifelt,
das solches so kreftig und gewiß seye, als handlets
unser lieber herr Christus selbs, wie ich dann auch
euch will ermahnet haben, daß ir forthin Gott für
augen und nit mehr sündigen, damit euch nit etwas
ergers widerfahre.2
Ad populum.
Dergleichen bitte ich euch, umbstende, auch alle
miteinander, daß ihr, wie ir schuldig seindt, vor die-
se personen Gott anrufet, er wolle inen gnad verlei-
hen, daß ihre buß rechtschaffen und kräftig seye,
sich selbs aueh in Gottes gehorsam ergeben und daß
sie Gott für allen sünden und ergernüssen behüten
wölle durch seinen geliebten sohne, unsern herrn
Jhesum Christum, Amen.
cForma, wie die personen, so ehelichend miteinander versprochen, aber vor dem ehelichene kirchgang
das beyschlafen oder schwängerungf von ihnen begangen, der kirchen fürg dem altar zu ihrerh hochzeit
vor der einleytungi fürgestelt, auch abbittj thun und deroselben mit vorgehenderk absolution
eingesöhnetl werden sollen.
mGeliebte in dem herrn, es seindt diese gegenwertige
personen, welche ihr alda knien sehet, durch ange-
borne schwacheit ubereylet worden und haben sich
den teufel dermassen betriegen lassen, daß sie unor-
denliche vermischung und gemeinschaft gebraucht,
Gott damit erzürnet, unser christlichen oberkeit ge-
bot uberschritten, die gemein Gottes verärgert
nund also sich von Gott und seiner lieben kirchen
und gemein abgesöndert und ausgeschlossen ha-
bennm. Dieses erkennen und bekennen sie jetzundt
allhie offentlich für Gott und seiner kirchen und ge-
meine und ist ihnen von hertzen leyd, haben aber
doch das starcke vertrauen und zuversicht zu Gott,
er werde ihnen auß unerforschlicher seiner gnad und
barmhertzigkeit solche und alle andere ire sünde
umb seines lieben sohnes, unsers einigen heylandes
c Hier beginnt der Text im Separatdruck.
d Separatdruck: ehelich.
e Separatdruck: ehlichen.
f Druck 1583: schwängerungen.
g Separatdruck: vor.
h Separatdruck: irer.
i Separatdruck: einleitung.
j Separatdruck: abbit.
k Separatdruck: volgender.
und seligmachers Jhesu Christi willen gnediglich
verzeihen und vergeben. Und in solchem glauben
und vertrauen bitten sie Gott und seine liebe kirch
und alle christglaubigen, die sie verärgert haben, sie
wollen ihnen ihre sünden gnediglich, brüderlich und
schwesterlich verzeihen und vergeben, seindt auch
deß christlichen vorsatzes, daß sie vermittels gött-
licher hilf und gnaden dieser und aller anderer sün-
den, sie seyen heimlich oder öffentlich, wider ir ge-
wissen sich hinfürters eussern und enthalten wöllen.
Ist nun ein solches euer hertzlich bekantnuß und ab-
bitten gegen Gott und seiner heiligen christlichen
kirchen, so möget ir solcheso mit vernemlichem ja
bezeugen.
pDicant: ja.p
l Separatdruck: eingesegnet.
m Hier beginnt der Text in Hs Parkstein.
n-n Fehlt in Hs Parkstein.
o Separatdruck und Hs Parkstein: dasselbig
p-p Fehlt in Hs Parkstein.
1 Mt 18,18.
2 Vgl. Joh 5,14.
735
Dieweil dann nun Gott selbs in seinem heiligen,
göttlichen wort allen bußfertigen, glaubigen sün-
dern vergebung ihrer sünden verheißt und zusagt,
will auch von uns haben und erforderts mit sonder-
lichem ernst, daß wir unsern brüdern und schwes-
tern ihre fehl und sünde, damit sie uns erzürnet, ver-
ärgert und beleydiget haben, nachlassen und verzei-
hen sollen in ansehung und betrachtung der grossen,
unaussprechlichen schuldt, so er uns teglich auß
gnaden erlaßt, so habe ich sie auf ihr bekentnuß und
flehlich bitten auß dem kreftigen befelch unsers
herrn und heylandes Jhesu Christi, da er spricht
Matthei 18:1 Alles, was ihr auf erden lösen werdet,
solle auch im himmei loß sein, von solcher ihrer ver-
brechung entbunden und ledig zehlet, ungezweifelt,
das solches so kreftig und gewiß seye, als handlets
unser lieber herr Christus selbs, wie ich dann auch
euch will ermahnet haben, daß ir forthin Gott für
augen und nit mehr sündigen, damit euch nit etwas
ergers widerfahre.2
Ad populum.
Dergleichen bitte ich euch, umbstende, auch alle
miteinander, daß ihr, wie ir schuldig seindt, vor die-
se personen Gott anrufet, er wolle inen gnad verlei-
hen, daß ihre buß rechtschaffen und kräftig seye,
sich selbs aueh in Gottes gehorsam ergeben und daß
sie Gott für allen sünden und ergernüssen behüten
wölle durch seinen geliebten sohne, unsern herrn
Jhesum Christum, Amen.
cForma, wie die personen, so ehelichend miteinander versprochen, aber vor dem ehelichene kirchgang
das beyschlafen oder schwängerungf von ihnen begangen, der kirchen fürg dem altar zu ihrerh hochzeit
vor der einleytungi fürgestelt, auch abbittj thun und deroselben mit vorgehenderk absolution
eingesöhnetl werden sollen.
mGeliebte in dem herrn, es seindt diese gegenwertige
personen, welche ihr alda knien sehet, durch ange-
borne schwacheit ubereylet worden und haben sich
den teufel dermassen betriegen lassen, daß sie unor-
denliche vermischung und gemeinschaft gebraucht,
Gott damit erzürnet, unser christlichen oberkeit ge-
bot uberschritten, die gemein Gottes verärgert
nund also sich von Gott und seiner lieben kirchen
und gemein abgesöndert und ausgeschlossen ha-
bennm. Dieses erkennen und bekennen sie jetzundt
allhie offentlich für Gott und seiner kirchen und ge-
meine und ist ihnen von hertzen leyd, haben aber
doch das starcke vertrauen und zuversicht zu Gott,
er werde ihnen auß unerforschlicher seiner gnad und
barmhertzigkeit solche und alle andere ire sünde
umb seines lieben sohnes, unsers einigen heylandes
c Hier beginnt der Text im Separatdruck.
d Separatdruck: ehelich.
e Separatdruck: ehlichen.
f Druck 1583: schwängerungen.
g Separatdruck: vor.
h Separatdruck: irer.
i Separatdruck: einleitung.
j Separatdruck: abbit.
k Separatdruck: volgender.
und seligmachers Jhesu Christi willen gnediglich
verzeihen und vergeben. Und in solchem glauben
und vertrauen bitten sie Gott und seine liebe kirch
und alle christglaubigen, die sie verärgert haben, sie
wollen ihnen ihre sünden gnediglich, brüderlich und
schwesterlich verzeihen und vergeben, seindt auch
deß christlichen vorsatzes, daß sie vermittels gött-
licher hilf und gnaden dieser und aller anderer sün-
den, sie seyen heimlich oder öffentlich, wider ir ge-
wissen sich hinfürters eussern und enthalten wöllen.
Ist nun ein solches euer hertzlich bekantnuß und ab-
bitten gegen Gott und seiner heiligen christlichen
kirchen, so möget ir solcheso mit vernemlichem ja
bezeugen.
pDicant: ja.p
l Separatdruck: eingesegnet.
m Hier beginnt der Text in Hs Parkstein.
n-n Fehlt in Hs Parkstein.
o Separatdruck und Hs Parkstein: dasselbig
p-p Fehlt in Hs Parkstein.
1 Mt 18,18.
2 Vgl. Joh 5,14.
735