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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0248
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Kurpfalz

Eine kurtze christliche form
einer dancksagung nach
empfahung des heyligen abentmalß.
O allmechtiger, barmhertziger Gott, himlischer va-
ter, ich dancke dir von grundt meines hertzen, daß
du mich abermaln die seelige zeit und stundt hast
erleben lassen, in deren mir armer sünder die tröst-
liche stim: Dir seindt deine sündt vergeben,52 durch
dein heylig predigampt ist ahnkündet und ich sol-
cher vergebung der sünden und aller himblischen
güeter teilhaftig und deßen im heyligen abentmal
mit dem wahren leib und blut deines lieben sohns,
meines erlösers und heylandesß Jesu Christi versü-
chert und vergwißert worden bin. Ich bitte deine
grundlose barmhertzigkeit, du wollest durch deinen
heyligen geist mich fürter also regieren, daß ich dei-
ner großen güet und gnadt und deinß sohns teuren
bluts und todtes jedweder zeit ingedenck sey und
damit wider sündt, todt, hell und teufel, die uf ein
neus mir wider zusetzen werden, mich schutzen und
ufhalten ihnen obligen und sie uberwünden künne
und also hie zeitlich und dort ewig dein sey und
bleybe.Auch bitte ich dich, getreuer vater, du wol-
lest durch dein heyligen geist mich uf ebner ban und
rechtem weg deins seeligmachenden worts und hey-
liger gebot leiten und füeren, das ich ahn denselben
mein höchste freudt und lust habe und davon in
meinem herthen und mit den meynigen gerne rede
und in all meinen nothen allein zu der vesten burg
deines allerheyligsten namen fliehe und darinnen er-
retung und schutz haben möge, wollest mir auch
umb deinß lieben sohns Jesu Christi willen deine
gnadt miltiglich mitheilen, das ich hinfürter im und
außer meinem beruf allein nach deinem willen und
bevelch in heyligkeit und gerechtigkeit, die dir wol-
gefellig ist, wandle und mein gantzes leben im ge-
horsamb deiner heyligen gebot zubringe, alles zum
preyß deins allerheiligsten namens und besserung
meines nechsten, Amen.

52 Mt 9,2.
53 Vgl. Mt 22,37.
54 Vgl. Ps 40,5.

Mit wercken.
Also weil der getreue, liebe Gott euch itzt auß lauter
gnaden allein umb seins lieben sohns willen eure
sundt und mißethat vergibet und von denselbigen
absolviren und ledig zelen lasset, solte ihr ja hinfür-
ter nit allein die sünde meyden und euch für dersel-
bigen alß dem schädlichen seelenmortgift hüeten,
sondern auch alle eure gedanckhen, wort, werck und
gantzes leben nach dem formular der heyligen zehen
gebot ahnrichten und füehren.
Zuforderst aber Gott von hertzen fürchten und
lieben,53 all eur vertrauen und zuversicht uf ihn set-
zen54 und in all euren geystlichen und leiblichen nöh-
ten nürgent anderst dan bey ihme zuflucht, hülf und
rettung suchen und zu solchem allem auch eur
kündt und gesindt treulich ahnhalten, wie dan Gott
solches ernstlich von euch erfordert, da er spricht:
Diese wort, die ich dier heut gebiete, soltu zu hert-
zen nemen und solte sie deinen kündern schärpfen
und davon reden, wen du in deinem hauß sitzest
oder uf dem wegen gehst, wen du dich niderlegest
oder ufstehst und solt sie binden zum zeychen uf
deine handt und sollen dir ein denckmahl für deinen
augen sein und solt sie uber deines hauses pfosten
schreyben und ahn die thür.55
Hierzu vermanet auch Gott, der heylig geyst,
durch den koniglichen propheten David mit ange-
heften herrlichen verheißungen großes geystlichen
und leiblichen nutzes und segens Gottes, da er sagt:
Wol dem, der lust hat zum gesetz deß herrn und
redet von seinem gesetz tag und nacht, der ist wie
ein baum ahn den waßerbechen, der seine frucht
bringet zu seiner zeit und seine bletter verwelckhen
nit und, waß er macht, daß gereth wol.56
Ja, unser lieber herr Christus selbst sprücht: See-
lig sündt, die Gottes wort heren und bewahren.57

55 Dtn 6,6-9.
56 Ps 1,1ff.
57 Lk 11,28.

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