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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0267
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14. Ordnung des Waisenhauses zu Handschuhsheim 1588

halten muß, nicht bedürftig wie die andern leuten
verdingt werdens, damit sie was lernen und das hauß
tirer aucht endtledigt, doch jederzeit, da eines oder
mehr also zu verdingen oder uß dem hauß zu thun,
soll er ein solches zuvor der verwaltung anpringen
und in summa sich also in der sach richten, wie ei-
nem getreuen uhaußhalter und haußvateru gezimet
und wohl ansteet.
[Gemeine verrichtung obligender gescheften
zu nutz des hauses.]
Was dann sonsten weiter seines dinstgescheften ver-
richtungen halben ime obligt, er nach beschaffenheit
dießer haußhaltung und kinderzucht dem werck für
rhatsam und nutzlich erachten mag, auch dieser
ordnung oderv seiner bestallung inkönftig nothwen-
diglichen inzuverleiben, in demselben auch, was ime
ferner seine bestallung einpinden und uferlegen
thut, soll er, schaffner, zu verrichten und zu befür-
dern eußerstem vleiß nicht laßen erwinden, auch
sonsten hiemit uf seine bestallung verwißen sein.
[Schulmeister.]
Anlangent den insonderheit zu dießem hauß bestel-
ten kindervater oder lehrmeister, welcher fürnemb-
lich, damit gottseeligkeit bey dießen kindern ge-
pflantzet und dieselbige in erkantnuß Gottes zum
gepet undt allen tugenden uf erzogen werden,
wdahin geordnetw ist.
[Schulmeisterambt und verhalten,
item qualif.[icierung] etc.]
Soll derselbig ein ledige persohn, Pfaltz religion zu-
gethan und verpflicht sein, aller gottseeligkeit und
eines stillen, eingezogenen und friedlichen, nüchtern
lebens sich befleißigen, den knaben mit einem
ufrechten christlichen wandel führleuchten, mit nie-
s Wundt fügt hier an: mögte.
t-t Wundt: dadurch.
u-u Wundt: haußvater und haußhalter.
v Wundt: und.
w-w Wundt: verordnet.
x Wundt: anbefohlen.

mandt kein verdechtigen anhang machen, sonder in
anbevolhener seiner verrichtung rundt und ufrecht
gehen, auch in allwegen under dem schaffner und
seiner inspection sein, in allen pillichen sachen ge-
pürenden gehorsam leisten und durchauß sich also
erweißen, das ers zuvorderst gegen Gott und seiner
herrschaft zu verantworten getraue.
Demnach soll er ime die weißenknaben treulich
and vleißig laßen bevolhenx sein, dieselbige neben
einem schaffner in seiner inspection, underricht und
gewahrsame haben.
[Morgen- und abentgebet halten.]
Alle morgen, wann sie ufgestanden, und zu abendt,
ehe sie zu beth gehen, ernstlich zum gepet anhalten,
gleicher gestalt auch vor und nach der mahlzeit sol-
ches laßen verrichten, Gott, dem allmechtigen, treu-
lichen umb geistliche und zeitliche gaaben, inson-
derheit für die churfürstliche Pfaltz, dero beliepte
angehörige, auch andern ire fürgesetzte obern anzu-
rufen und zu piten, auch vor daßjenige, so durch
seinen reichen, milten segen oder mitelß erstvermel-
ter christlicher obern inen guets beschichty embsig
danck zu sagen und sich gegen denselben aller schul-
digen danckbarkeit zu erweißen. Diejenige knaben,
so noch nicht in die schul gehen, die soll er mit leßen
und schreiben bestes vleiß underrichten, mit den an-
dern knaben aber, so die schul besuchen, was sie in
derselben gelernt, daheimbden alßpaldt widerum re-
petiren.
Underweißung des catechismi.
Beide, knaben und maidlin, fleißig im catechiß-
mo1, auch sonsten in der gottseligkeit getreulich un-
derweißen.
Besuchung der predigten. Die predigten nicht
allein für sein person vleißig besuchen, sonder auch
die knaben und meigdlein darzue anhalten und
y Wundt: geschieht.
1 Gemeint ist der Heidelberger Katechismus, wie er sich in
der Kirchenordnung, hier von 1585, findet (vgl. Text Nr.
XIV/82, Text bei Nr. XIV/31).

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