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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0084
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70 Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen,
waner1) aber die person des predigers, diaconi,
schulmeisters, baccalaurei, cantoris, organisten oder
des kirchners betroffen2) ist, so sollen dieselben
mit rath und bewilligung des pfarrers aufgenommen
werden, dem auch sonderlich geburen will, zue
einem jedem mal, wan der personen ein mangel
ist, darauf zuedenken, wie und wo man andere
rechtschaffene, geschickte und tugliche leute zue
solchen emptern bekommen möge. Dan weil ihme
sonderlich die kirche zue regiren und auf die
schul zuesehen bevohlen ist, soll er auch hie3)
ein vleissig aufsehen haben, das nicht irgent eine
person aus andern ursachen dan umb ihrer ge-
schickligkeit wegen zue solchen emptern auf-
genommen und zuegelassen werde.
Was aber die andern personen, als casten,
spital und bitherrn, auch gottes vetere betreffen
ist, die soll und mag ein erbar rath wohl ohne
zuerathen des pfarrers ordnen und bestetigen,
allein das in denselben die regel S. Petri, die er
in den geschichten der apostel am 6. cap. der-
halben gibt, gehalten werde, da er befilt, man soll
menner zue solchen emptern nehmen, die ein gut
gerucht haben, und voll heiligen geistes und weis-
heit sein. Wo aber diese regel nicht gehalten
besondern offentlich darwider gehandelt wurde,
hette ein pfarrer wohl macht, solchen beruf zue-
widersprechen und zuehindern, sonderlich wo er
irgent von einer person einem erbarn rath gut
ursach anzuezeigen wuest, warumb dieselbe zum
kirchenampt nicht billich solte zuegelassen werden.—
Dan dieweil er der pfarrer das almosen uf der
canzel am meisten durch die predigt und vor-
manung erbettelt, will ihme auch geburen in dem-
selben ein sonderlich einsehen zuehaben, das es
durch fromme menner treulich wiederumb aus-
getheilet werde.
Von einnahme.
Aus dieser ordnung findet sich nun, das mehr
dan einerlei einnahm ist, als des gotteshauses,
spitalguter, almosen in der kirchen, testament,
item was von zonften gefelt, lehenzins, schulgelt,
und der grosch ubermas und opfergelt, welches uf
die geschlagen ist, so nicht brauen, der ein jedes
in seinen eigen titel des rechenbuchs4) vorfasset,
vorzeichnet und an seinen ort gewant und aus-
gegeben werden soll.
Ausgabe.
Also theilet sich nun auch die ausgabe in
ihre sondere titel, als nemblich ausgabe auf die
1) Dresden: wann es.
2) Dresden: betreffen.
3) Dresden: „hie“ fehlt.
4) Dresden: der rechenbücher.

Naumburg-Zeitz, Wurzen. III. Naumburg-Zeitz.
armen leute im spital, auf die armen leute, so
das almosen in der kirchen nehmen und frembde
betler, auf die hausarmen leute, darnach uf die
kirchen und schuldiener und was uf die gebeude
der gottesheuser gehet.
Auf das aber nun solche kastenordnung desto
bass in schwange gehen und auch bestendig er-
halten werden und darum menniglich wissen tragen
mag, wie es darmit gehalten wird, zuvorstopfen
der unnuzen cleffer meuler, die ubel darvon reden
möchten, und auf das sich auch ein jeder desto
bass darnach zuerichten wisse, — so soll diese
kastenordnung alle jar ein mal als ungevehrlich
den dritten feiertag in pfingsten durch den pfarrern
oder predigern also viel menniglich davon zue-
wissen vonnöthen ist, von der canzel offentlich in
der kirchen verkündiget werden.
Beschlus.
Dieses ist nun ein stück von der kirchen-
ordnung, so viel den gemeinen kasten belangt und
gehört zue der religion in einen gemeinen nuz,
nachdem dieselbige religion in drei theil getheilet,
mag werden, als in eine kirchenordnung, welche
die predigt, sacramenta und ceremonien betreffen
ist. Das ander eine schulordnung, darinnen auf
die jugent neben der kirchen zue gottesfurcht und
guten kunsten und tugenden erzogen wird. Das
dritte ist, wie gemeldet, die gemeine kasten-
ordnung. Und nachdem wir die burgermeister
und drei räthe diese zeit alhier zur Naumburg
durch das heilige gotliche wort erkant, das ohne
die religion oder diese drei stuck kein gemeiner
nuz noch unser stadt lange in friedlichen regiment
und gluckseligem stand erhalten mag werden,
dieweil in der religion erstlich die jugent, nach-
folgent der gemeine mann und wir alle zue
tugenden, gehorsam gegen gott uud unser obrig-
keit, und zueförderst zue unser selen heil gezogen
werden, dardurch dan auch gott der almechtige
gelobet und gepreiset und unserm regiment und
gemeiner stadt mit barmherzigkeit gnediglich bei-
zuesein vorursacht wird, so haben wir alle ob-
genante drei stuck, so zur religion gehörig, mit
rathe und underweisung des ehrwirdigen und
hochgelarten herrn Nicolai Medlers, der heiligen
schrift doctorn, diese zeit unseres pfarrers und
seelsorgers, also wie ein jedes an seinem orte be-
griffen ist, geordnet, und auf vorgehent erkentnus
und approbirung des durchlauchtigsten hoch-
gebornen furstens und herrn, herrn Johan Fried-
richen, herzogen zue Sachsen, des heiligen römi-
schen reichs erzmarschalchen, churfursten, burg-
graven zue Magdeburg, landgraven in Duringeu
und marggrafen zue Meissen, unsers gnedigsten
herrn und seiner churf. g. gelerten und visitatorn
 
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