Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0094
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
80 Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen,
heit auf erden, helt in einem sinne gar eben hie
alle sund vorgeben werden. Das fleisch soll auch
wiederleben nach diesem elend, ist bereit uns ein
leben in ewigkeit, amen.
Nach dem glauben gehet der priester auf
den predigstul und vermahnet das volk den heiligen
geist umb gnade anzurufen, also:
Lieben freunde, auf das wir das heilige got-
liche wort seliglichen handeln mögen, so wollen
wir sembtlich gott den heiligen geist umb gnad
anrufen und singen, Nun bitten wir den heiligen
geist.
Nun bitten wir den heiligen geist umb den
rechten glauben allermeist, das er uns behuete,
an unserm ende, wan wir heimfaren aus diesem
elende, kyrieleis.
Herr Christ, gottes sohn, durch deiner marter
willen so gedenk aller christenheit noth, wann
due uns lieber herr an dem creuze hast erlöst,
kyrieleis.
Alsdan geschicht die predigt.
Nach der predigt pfleget man das volk zum
gebet zuvormahnen ungeverlich uf diese weis.
Lieben freunde, ich vormahne euch, dass ihr
mit grossem vleis vor alle noth der ganzen christen-
heit bitten wollet, nemblich das uns unser lieber
herr gott bei seinem heiligem gottlichen wort
gnediglich erhalten und uns hie und anderswo
treue pfarrer und prediger geben wolle, die uns
das heilige evangelium rein und lauter zue unser
seelen seligkeit, heil und trost, und zue seinem
gottlichen lob und ehren vor kundigen, und wolle
dieselbigen sterken und ihnen ihr leben fristen,
den falschen lehrern aber und rottengeistern
wehren, auf das sein heiliges wort nicht gehindert,
besondern ausgebreitet, sein name geheiliget, sein
reich gemehret und des teufels reich zuestöret
werde. Darnach bittet auch vor alle zeitliche
noth, für alle ordentliche obrigkeit, für unsern
lieben herrn den kaiser, für unsern lieben schutz-
herrn, den churfursten zue Sachsen, für unsern
lieben erbherrn, den bischof zur Neunburg, fur
einen erbarn rath und ganzes regiment dieser löb-
lichen stadt Neunburg, das unser lieber herre gott
ihme dieselbigen alle gnediglich wolle bevohlen
lassen sein, ihnen ihr leben fristen und sie nach
seinem götlichen willen selbst leiten und regiren,
auf das sie alle sambt mögen denken, was zue
einem friedlichen regiment gehöret, das wir under
ihren schuz sein heiliges gottliches wort hören
und unser teglich brot im friede geniessen mögen
und wolle uns auch für krieg und blutvergiessen,
für teurer zeit, pestilenz, ungewitter und allem
unglück durch seinen lieben sohn Jesum Christum
behüten und bewaren. Amen.
Zum dritten bittet auch für alle betruebte
und angefochtene herzen, für alle schwangere

Naumburg-Zeitz, Wurzen. III. Naumburg-Zeitz.
weiber, für alle gefangene und kranke personen,
sie sein hie oder anderswo, dass sich unser lieber
herre gott ihr gnediglich erbarmen und sie durch
sein heiliges wort trösten, in einem warhaftigem
glauben erhalten, und ihnen aus allen ihren engsten
und nöthen gnediglichen helfen wolle.
Für diese und alle andere noth, wie dieselbigen
ein jeder bei sich selbst erkennet und für uns
selber auch, wollen wir zuesammen thun und mit
andacht sprechen ein vaterunser. —
Wo aber irgent ein sondere noth furfiel, es
were ein gemeine plage, krankheit oder krieg oder
das von nothen were zu bitten umb regen, schon
wetter oder für die fruchte uf dem felde, oder
das etzliche sonderliche kranke oder angefochtene
personen vorhanden, so soll derselben noth zur
jeden zeit auch mit sonderm vleis gedacht werden.
Und wan dan also das volk ein vater unser
gesprochen und der prediger die gebenedeiung
darauf gegeben hat, so soll der ganze chor singen.
Christ für zue himmel, was sandt er uns
herwider,
Er sand uns seinen heiligen geist zue trost
seiner armen christenheit, kyrieleis.
Alleluia alleluia, des sollen wir alle froh
sein,
Christ, der will unser trost sein, kyrieleis.
Kyrieleison, Christeleison, kyrieleison, des
sollen wir alle froh sein, christ der will unser
trost sein, kyrioleis.
Und dieweil der ganze chor also singet, sollen
sich die communicanten in den chor vorsamlen,
so soll dan der priester eine vormanung an sie
thun wie volget.
Lieben freunde, dieweil ihr itzund das testa-
ment unsers lieben herrn Jesu Christi zu halten
und empfahen vorsamlet seit, so vormane ich euch,
das ihr der teuren gaben und gnaden, die uns
unser lieber herr Jesus Christus hierinnen be-
scheiden und geschenket hat, eben warnehmen
woltet, dieselben mit hohem vleis betrachten und
ihme darumb danken, und ein jeder wolle sich
selber hierinnen briefen, auf das er wirdig von
dem brot und kelch, welches ist des herrn leib
und blut, esse und trinke, also das er wisse, das
ihme dis zu vorgebung seiner sunden zu trost und
sterk seines glaubens vom herrn gegeben sei,
und darnach auch hingehe und Christo unserm
lieben herrn und gott zue lob und dank, seinem
nehestem in warhaftiger lieb und treu nach allem
vermugen diene, gleich wie uns Christus hiemit
gedienet hat, das er uns durch sein heiliges bitteres
leiden und sterben vom ewigem tode erloset und
kinder des ewigen lebens gemacht hat.
Auf diese vormanung
singet der ganze chor das sanctus wie volget.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften