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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0278
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264 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

Folget was ein erbar rat zu Quedleng-
burg von den pfarren, vicareien kirchen
und anderm einzukommen und was ein
rat davonjerlich sol den kirchen und
schuldienern ausgeben.
Erstlich soll einem etc.
etc. etc.
Dakegen sol ein erbar [fehlt: rat] z u
Quedlingburg den dienernder kirchen
und schulen wie folget zu besoldung
jerlich geben.
etc. etc.
Weil aber noch etliche lehen verhanden,
welcher einkommen uf dismal nicht hat kont vor-
zechnet werden, so sol sich ein rat bei den
possessoribus fleissig erkunden, wes dieselben
vicarien entzukommen haben, und dasselbige sampt
den 8 ½ malder korn in den gemeinen kasten zu
erhaltung der geben, und fur das armut, folgen.
Desgleichen sollen die behausungen, so zu
den pfarren, clostern und vicareien gehort, welche
man zu unterhaltung der kirchen und schuldiener
zu irer wonung nicht bedorfen, verkauft, und das
geld dem gemeinen kasten zum besten und sonder-
lich das parfusser closter zur schulen und derselben
diener wonung gebraucht werden.
Nachdeme auch 2 hospitalia befunden, als zu
S. Joannes, und zum heilig geiste, welcher ein-
kommen hernach verzeichnet, so sol dasselbige
nochmals zu unterhaltung armer leut gebraucht
werden, davon den die vorsteher dem amptman
und rat in beisein des superattendenten, des-
gleichen auch die verwalter des gemeinen kastens
jerliche rechnung thuen sollen, damit es zu gottes
ehre und milden sachen und je nicht in andere
wege gebraucht werden.
Dieweil man nun einen superattendenten ge-
ordnet, welcher forthin allezeit, wie gemelt, von
unserm gnädigen herrn sol gesatzt werden, so sol
er wo sich die pfarren verledigt, diejenigen, so
man dohin zu ordnen im willens, examiniren und
alsdan inen die pfarren von den collatoribus
leihen lassen, domit niemands etwas an seiner
gerechtigkeit entzogen werde.
Man hat auch die pfarr Egidii zur pfarren
Benedicti geschlagen : derwegen sol man dieselbige
kirch vorschliessen und die leut sich zu S. Bene-
dicten ires pfarrechts erholen; denselben alten
pfarrer aber sol man nun vorthin zum diacon ge-
brauchen.

Wie zuvor berurt, so sollen die leut dem rate
nicht mehr denn die 16 pfennig fur die sacrament
geben, sonder uf alle quartal von jeder person
1 pfennig.
Ein erbarer rat sol nach einem gelegenen
platz fur [fehlt: der] stadt trachten die todten aldo
zu begraben.
Was in den kirchen an alten messgewantem,
caseln oder ornaten oder der man sonst geraten
kann, und unnotig wird befunden, das sol ein rat
dem gemein kasten zu gut verkaufen, oder armen
leuten geben , dazu wie forne berurt alle hinder-
liche altar, gitter, kerzen, fahnen, abgottische bild-
nusse und ander narrwerk aus allen kirchen
reumen; das silberwerg und clinodia sol ein
rat, dazu alle der vicarien und briefe, in treuer
fleisiger verwarunge halten.
Es befinden auch die hern der visitation, das
ein barfusser monnich Joann Bugenhagen den
leuten zu mehrem ergernus in seinem habit oder
kappen und erlichten kleidung gehe, derwegen sie
inen beschickt und furstlichen befehl vorgehalten,
die kappen auszuziehen, und sich in deme der
christlichen gemein zu vorgleichen, welchs er zu
thuen gewegert, darauf sie nun hinwider angezeigt,
wo er solchs nit in 14 tagen thuen wurde die stadt
und unsers g. h. furstenthumb zu reumen; sol der-
halben einem erbarn rat befolen sein, wo genanter
monch in 14 tagen nach dato die kappen nicht
wirt ablegen, inen der stadt zu vorweisen. Weiter
werden sie bericht, als sol ein ander barfoth ab
und zugehen; mit demselbigen sollen sie eben so-
wol, wo er die kappe nicht ableget und dem h.
evangelio gemess verhelf, gleichsfals geparen, und
hinfurder keinen monich, er komme wan er wolle,
einlassen, den unser g. h. solche leut, die sich dem
h. evangelio nicht gemess verhalten, als wider-
taufer und sonst lauts s. f. g. instructionen nicht
gedenkt zu dulden.
Ob diesen ermelten artikeln befelen wir euch
an stat und von wegen des durchlauchten hochg.
fursten und hern h. Hainrichen herzogen zu Sach-
sen etc. unserm g. f. und herren nach vormoge
unser instruction und tragenden befels stet und
fest zu halten. Das dieser gestelter ordenung von
puncten und zu artikeln nachgegangen und gelebet
werden, solchs gereicht hochgedachtem furstem
unserm g. h. zu gnedigem gefallen. So seind wir
es zu vordienen erbötig. Zu urkunde mit unserm
angeborn und gewonlichen petschaften besigelt.
Datum Quedlingburg sonnabent nach exaltationis
crucis anno domini 1540.
 
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