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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0312
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298

Die Grafschaft Henneberg.

semptlich und sonders nach irer gebuer gestraft
werden sollen.“
[Zum Besuche der Predigt ist der Excom-
municirte durch „eusserliche disciplin“ anzuhalten.
Auf Verlust der Ehrenämter als „heiligenmeister,
dorfmeister, zwölfer, steinsetzer“, kann erkannt
werden. Der Fürst behält sich vor, je nach dem
Grade der Verstocktheit und der Sünde Geld-
strafen , Gefängniss oder Leibesstrafen hinzuzu-
fügen. Stirbt der Gebannte unversöhnt, so er-
hält er kein ehrliches Begräbniss.]
Von wider aufnehmung solcher per-
sonen, die excommunicirt und in bann
gewesen, sich aber bekehren.
[Die Reue des Sünders ist durch den Pfarrer
dem Dekan bei der nächsten Visitation zu berichten
und durch diesen an den Synodus. Die Kirchen-
räthe citiren den Sünder, verhören, verwarnen
und ertheilen ihm ein schriftliches Zeugniss an
den Pfarrer, dass er wieder aufzunehmen sei.]
Wie wol wir aber die alten bepstischen satis-
factiones, die eine nachvolgende genugthuung für
die zuvorbegangnen sünden sein sollen, durchaus
und allerding verwerfen, als die der ehre Christi,
ja ganzer heiliger göttlicher schrift austrücklich
und stracks zuwider, idoch soll gleichwol dem
kirchenrath vorbehalten und unbegeben sein, wo
die sachen darnach geschaffen mit unserem wissen
und willen demjenigen, so bemelter massen der
kirchen gottes widerumb eingeleibt und versonet
sol werden, nach ordnung und brauch der uralten
heiligen christlichen kirchen, desgleichen wie etwa
mit rath und gutdünken Lutheri, Brentii und auch

anderer christlicher reinen theologen unserer zeit
für gut angesehen, und in den fürstenthumen
augspurgischer confession üblich gewesen, die
επιτιμιαecclesiastica, oder auch andere eusser-
liche busszeichen und strafen, als in die gemeinen
almosen-kästen, wan wir es also für gut ansehen
und uns gefallen liessen, zu erkennen und auf-
zulegen, damit der ernst solches poenitenten sich
wiederumb mit der kirchen um seiner gegebenen
ergernus zu versünen gespürt, er selber aber und
andere neben ime furter dergleichen zu ubertreten
gewitziget, abgeschreckt, und verwarnet werden
möge. Was also berurter massen von solchen
personen de iure excommunicati gemeldet worden,
das ist in gleicher gestalt auch von denjenigen zu
verstehen, die mit der that oder de facto sich
selbsten excommunicirt gemacht hetten, durch
solche grobe verwirkungen, die uns weltlicher
obrigkeit halben an leib und leben zu strafen ge-
buerten. Als nemlich, wo wir denselbigen aus
bedenklichen ursachen das leben schenketen, oder
die landshuldung widerumb gäben, unangesehen,
das sie zuvor obrigkeit halben um geld oder auch
mit dem thurm und sonst anderem weltlich ge-
straft worden, idoch die weil damit gleichwol die
kirchen von wegen des zugefugten ergernus noch
nicht vorsenet, uf das er aus gottes wort seiner
misshandlung halben, zu rechter erkenntnus und
reu seiner sünden, zu warer bekerung zu gott,
auch entlich zu abstellung und besserung seines
lebens gewiesen werde, er selber sich auch gegen
der kirchen um seine gegebene ergernus demütige,
sol er dem kirchenrath auch vorstellig gemacht
und also mit ihme wie sonst mit andern poeni-
tenten oben beschriebener weise verfaren werden.

49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, graven und herrn zu Henne-
berg, etc. kirchen ordnung, wie es in s. f. g. fürstlicher graf- und herrschaft, beide mit lehr und ceremonien,
christlich, und gottes wort ebenmessig, gehalten werden sol. 1582.
[Nach dem Originaldruck von Michel Schmuck, Schmalkalden 1582.]

Von gottes gnaden wir Georg Ernst,
grave und herr zu Hennenberg, etc.
entbieten allen und jeden unsern ver-
wanten und unterthanen, geistliches
und weltliches standes, unsern gruss
und gnade, und geben euch darneben
gnediglichen zu vernemen:
Nach dem wir uns aus gottes wort, befehl
und exempeln gottseliger in heiliger schrift ge-
rümbter regenten schuldig erkennen, in unserer
von dem allmechtigen uns anbefohlener regierung
zuförderst und vor allen dingen alles das jenige,
was zur ehre gottes, zu fortpflanzung seines
seligmachenden worts und heiligen evangelii, auch
zu ewigem heil seiner geliebten kirchen, immer

dienstlich und beförderlich sein mag, höchstes
unsers vermögens anzuordnen und zuverfügen,
als haben wir numehr vor vielen jaren nach
wider geoffenbarter reiner lehre des heiligen evan-
gelii durch verleihung göttlicher gnaden diese
anstellung gethan, das die heilsame reine lehre
des allein seligmachenden worts gottes in unser
fürstlichen grafschaft Hennenberg durch gelehrte
gottselige diener der kirchen treulich gepflanzt
und fortgesetzt, auch die heilige sacramenta nach
der einsetzung und dem befehl des sons gottes
administrirt und gereicht worden, wie wir denn
auch nochmals bei solcher reiner lehre des heil-
wertigen evangelii und dem rechten gebrauch
der hochwirdigen sacramenten nach ausweisung
heiliger göttlicher schrift und der christlichen
 
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