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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0368
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354

Die Grafschaft Henneberg.

sein, in keinen noth etc. wie vorhin. Darauf
spricht er ferner: So gebt ein ander die hende
drauf und spricht ferner: Die eheliche pflicht, die
ihr alhie vor gott etc. wie in der agenda folget.
Darauf beschleust man mit dem psalm: Wol dem
der in gottes furcht stehet etc. sampt einer collecten.
Von dem begrebnus.
Die knaben, schulmeister und pfarher holen
das funus und indem es zum kirchhof getragen
wird, singt man: Mitten wir im leben etc. Wen
man es zur erden bestetigt, singt man: Nu last
uns den leib etc. Nachdem es zur erden bestetigt
ist, gehet man in die kirchen, fehet der schul-
meister an das nunc dimittis deutsch. Darauf
nimpt der pfarher einen schönen trostspruch vor
sich, thut ein kurze vermanung. Darauf folgt die
collecten, die man zum begrebnus pflegt zu singen.

Klein Bartrof, wilchs kein filial der pfar Sulz-
feld sonder ein eigene pfarr ist, ist dis 65. jar
uber durch vorbitt der unterthanen vom junker
Stephan von Bibra dem pfarherr von Sulzfelt zu-
versehen befolen gewest, dis gegenwertig 66. jar
aber noch nicht dem pfarher verlassen. Also aber
ist sie vom pfarher von Sulzfeld verrichtet worden.
Je über den andern sontag, wen er in seiner pfarr
das ampt verrichtet, ist er hinuntergangen und weil
des orts weder schulmeister noch schüler, hat er
anfenglich mit der gemein den glauben gesungen,
folgens: Nu bitten wir etc. und darauf gepredigt.
Nach der predigt und gemeinem gebet, die heubt-
stück unser christlichen lehr sampt morgen und
abent segen, benedicite und gratias dem volklin
vorgesagt und also mit dem lied: Erhalt uns her
sampt der collecten drauf beschlossen.

Vachdorf.
Der Pfarrer Georg Gryphius lieferte auf der Visitation von 1562 (vgl. oben S. 271)
zwei Berichte ein, einen kürzeren und einen längeren. [Vgl. zwei verschiedene Fascikel der
Henneberg. Gem. Archive.] Der längere, welcher hier erstmalig publicirt wird, zeichnet sich
noch besonders dadurch aus, dass der Pfarrer die Gedankengänge zu seinen sämmtlichen Pre-
digten beifügt. Von letzteren werden die drei ersten als Proben mit abgedruckt. (Nr. 71.)

71. Kirchen-Ordnung. 1562.

Weil der hochgeborne fürst und herr, herr
Georg Ernst graf und herr zu Henneberg, unser
aller gnediger fürst und herr von mir und allen
pfarrhern im ampt Meiningen und Massfelt war-
haftig, begert zu wissen, was wir auf ein ider zeit
unseren scheflein pflegen zu leren und wie wirs
in unser kirchen halten, hab ich als ein ge-
horsamer untertheniger nach meinem geringen
mass als ein armer gethan, wiewol die zeit gar
kurz darzu gewesen. Also hab ich Gürg Gryphius
in der kirchen den brauch bisher zu Vachdorf
gehalten.
Am sontag frue durchs ganze jar umb sieben
uhr lassen leuten zur predigt, und one gefeher
eine halbe oder drei virtel stund darnach das
ampt angefangen, wann ich keine communicanten
gehat, ein capitel aus den episteln Pauli und Petri
gelesen, angefangen zu den Römern bis ich sie
gar gelesen hab, wo ich aber communicanten ge-
hat , hab ich auch ein capitel und darnach das
evangelium for dem pult gelesen, nachmittag die
kinder aus dem catechismo Lutheri verhört und
gefraget.
Die fest gehalten, wie sie in unser agend vor-
zeichent sein, gleicher gestalt wie am sontag.

An werkeltagen, den mittwochen darnach es
in der zeit, den winter umb siben, den summer
um fünf zur predigt lassen leuten und ihnen den
catechismum prediget auf das aller kurzest, damit
sie wider an ihr arbeit kommen seint.
Am freitag ihnen die sechs stück der ganzen
kristlichen ler erzelet und den kindern einem ein
gepet mit der auslegung des catechismi Lutheri,
einem andern einen artikel des glauben, und
wider einem andern eine pitt im vater unser auf-
gegeben , den andern freitag hiernach von inen
solches gefordert.
Die sonnabent hab ich lassen zur vesper leuten
und ein capitel aus dem propheten Esaia, und
durch die propheten alle mit der summaria Viti
Diterichs gelesen.
Was ich aber gelert und wie ich meine scheflein
mit gottes wort unterrichtet, hab ich nicht genzlich
in solcher eil kunnen enttecken, wiewol billich,
bitt aber untertheniglich gnädiger fürst wöllen mir
zu gut halten wo ich etwas vorsehen hett.
Von der beschneidung
ler ich das: Es sei ein bild gewesen des glaubens
und gehorsams dem Abraham gegeben anzuzeigen,
 
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