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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0406
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392

Mühlhausen.

Zum neunden, nachdem auch die eingezogene
priesterschaft zu Molhausen ein besonder stiftung
des kalands gehapt, welches einkommen under
12 person eines ides jars vorteilet worde, so sol
hinfurtan, sovil des selbigen eines jeden jars durch
die sechs zinsmeister des kirchkastens procuratores
eingebracht wird, in 12 gleiche teil geteilet und
denjenigen, so in der stadt Molhausen residiren
oder ausserhalben am evangelion uf pfarren dienen
oder studieren, der noch sechs am personen am
leben seind, einem jeden seinen gebürenden 12. teil
gegeben werden und die übermasse zu besoldunge
der kirchen- und schulenemptern bleiben. Es soll
auch über die personen, so in solchem des kalands
distribucion von alters geboren, weiters niemant
wider um gelt noch um gunst eingenomen werden.
Desgleichen1) auch in ander bruderschaft und lehen.
Zum zenden. Nach dem diser zeit was ein
ide stiftunge güter und inkommens habe, ganz und
eigentlich nicht wol mag erkundiget werden, so
ist befelich, das die sechs des rats zinsmeister alle
und ide stiftunge sich aufs eigentlichste erkundigen,
dasselbige in ordentlicher registracion vorzeichnen
lassen, den kirchen und schulendienern ire be-
soldunge darvon, wie volgts angezeiget wird, ent-
richten und der chur und fürsten zu Sachsen und
Hessen, unsere gnedige fürsten und gnedige herren
rethen und gesandten davon genugsam berichten
thun, auch weiter vorschaffunge und bevel ge-
warten sollen.
Zum eilften, domit auch in zukunft die kirch
geschickte und tüchtige leute bekome, desgleichen
auch gemeine stadt zu irem regiment und die
bürger, deren etliche geistliche lehen iure patrona-
tus zu verlihen gehapt, solcher stiftunge zu gnissen
und zu gebrauchen haben mogen, so ist hiemit
vorordnet, was über die bestimte besoldunge der
kirchen und schulen personen überig sein wirdet,
das man von demselben geschickten bürgerskindern
zum studio sonderlich in der heiligen schrift idem
des jars mit ungeverlich 20 fl. uf ein anzal jar
helfen soll und damit in dieser forderung nicht
mehr eigennützlich nach gunst oder ungunst ge-
handelt, sondern allein geschicklichkeit der knaben
und gemeiner nutz der kirchen und stadt betracht
und angesehen werde, so sol man solche stipendia
keinen verlihen, er werde den durch den schul-
meister in kegenwertikeit der pfarherrn mit fleis
examinirt und tüchtig erkant, zu dem das er auch
folgens so ein zeitlang studirt, der kirchen und
stadt Molhausen vor anderen dienen wolle, welches
einem iden zur zeit, wan imen solche stipendia
vorlihen, zuvor angezeigt und vorgehalten werden
solle. Doch soll allewege einem erbarn rathe frei
stehen, die dritte person nicht in theologia, sondern

entwer in jure oder medicina studiren lassen, da1)
die patronen etlicher lehen zum studio geschick
das dieselbigen für andern uf eine zeitlang mit
solchen stipendiis gefordert werden.
Zum zwelften, so oft und wan es sich zu-
tragen wird, das etzliche kirchen und schulen-
diener durch todesfall abgehen oder sich sunst
anderst wohin vorwenden würden, an derer stat
andere zu berufen und anzunemen, von noten sein
wolt, ist verordent, das der rat mit zuthun der
pfarherrn, so noch vorhanden, nach einer tüchtigen
person , so an die stat des vorledigten ministerii
zu vorordnen sein mochte, trachten, und da es
ein pfarherr sein würd, denselben demnechst be-
sessenen superattendenten der dreier chur- und
fürsten zu Sachsen und Hessen unsern gn. f. und
g. h. etc. zu fertigen und furstellen und in von
demselbigen zu seinem amt confirmiren lassen
sollen, da es aber ein diaconus, schulmeister, oder
seiner gesellen einer sein würde, der soll von dem
rat und pfarherrn zu Molhausen confirmirt werden,
kirchendiener und organisten sollen wie das von
altersher üblich und gewonheit gewesen, ider pfar-
herr in seiner pfarkirchen mit rath und zuthun
der altarleute eintrechtig ufnehmen und urloben.
Zum drizenden, die gebeude der pfarrkirchen,
darinnen man die gotliche ampter helt, sollen
ein jeder durch ire besondere altarleute von nach-
folgendem einkommen erhalten und dasselbige ein-
komen bis auf vorentnus durch die altarleute der
pfarrkirchen b. virginis und S. Blasii jerlichen
einbracht, ausgewendt und berechnet werden, als
nemlich alles einkommen unser lieben frauen,
Sancti Blasii, Sancti Jacobi, omnium sanctorum,
Kiliani, Georgii, Martini, Nicolai, Petri, Johannis,
samt den zwo bruderschaften corporis Christi zu
unser lieben frauen und S. Blasii gestift.
Was uberiger unnotiger kirchen oder capellen
beide in der stadt und vorstetten seind, derselben
mag der rat nach notturft zum besten gebrauchen,
do aber von denselben etwas sonderen person ver-
kauft wurd, so sol solch erkauft gelt under die
pfarrkirchen, darinnen die gotlichen empter gehalten,
gleich vorteilet und zu erhaltung derselbigen an-
gelegt werden.
Zum vierzenden. Nun das volk beide in der
stadt und vorstetten dieser zeit in zwo pfarrkirchen
zusammen gehen und sich darinnen aller pfar-
rechten erhalten soll, wird hiemit dem rate heim-
gestellt zu bedenken, ob die begrebnis der todten
uf denselbigen kirchhofen allein fortan gehalten
oder aber ausserhalb der stadtmauer an andern
bequemem ort transferirt und verlegt werden soll.
Zum funfzenden, als auch ein erbar rat und
rete in sonderheit gebeten den pfarhern und

1) Weimar: „auch“ fehlt.

1) Weimar: „und da“.
 
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