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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0405

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79. Kirchen-Ordnung der Stadt Mühlhausen. 1542.

391

Zum vierden alle güter und einkommen aller
vikarien und commenden, so im junkfrauen closter
uf der brücken gestift sein, die rüren zu lehn,
von wem sie wollen. Zum fünften alle güter und
einkommen aller pfarlehen Antonii, Johannis,
Petri, Nicolai, Martini und wie die sunst namen
haben, beide in der stadt und vorstetten. Zum
sechsten alle güter und einkommen aller pfar-
lehen1)allerder vicarien commenden und geist-
licher stiftungen, so den vicariis als zur presenz
in gemein und einem jeden von seines lehens
corpore insonderheit zustendig. Zum siebenden
alle gütere und einkommen des kalandes, so alhie
zu Molhausen uf 12 person etwan gestift wurden.
Was kirchen cleinoden allenthalben vorhanden,
solches sol in kegenwertickeit etlicher personen
des rates und der pfarherrn gewogen beim rat in
verwarunge bis auf weiter verordnung behalten
werden.
Zum 5. Solche güter zuvorsehen ufs nütz-
lichsts und traulichste zu bauen, die zinse und
einkommen jerlich uf gebürliche zeit einzubringen,
widerumb auszugeben und underschiedliche ordent-
liche und volstendige rechnunge eines jeden jars
darvon zu thun, sollen des rats die sechs zinsmeister
als procuratores darzu verordnet und denselbigen
ein schreiber, des sie zu einsamlung der zinse,
erhaltunge der register und rechenung gebrauchen
mogen, sampt einem vogt gehalten werde.
Zum 6. Was briefliche urkunden und ver-
schreibungen obverzeichneter pfarre, clostern, und
andere geistlichen stiftungen zustendig, die seint
beim rat oder sonst anderst wo in verwarunge
hinderlegt, die sollen alle sampt erstlichen mit
gutem fleis vorlesen, was derselbigen zu einer
jeden pfarr, closter und anderer geistlicher stif-
tunge gehorig, in unterschiedliche capiteln mit
kurzer anzeigung, was jerlicher zins, uf welchem
gute, umb wievil hauptgeldes, in welchem jahr
und von wem es erkauft sei etc., ufs ordentlichst
ausgezogen und verzeichnet, und volgends solche
verschreibunge und urkunden, ein jeder in irer
sonderlichen schachtel ader kestlin, in eine sonder-
liche güter vorwarunge, darzu die sechs ratszins-
meister einen und die zwene pfarrner den andern
schlüssel haben sollen, zusammen gethan und be-
halten werden.
Und weil noch zurzeit viel geistlicher lehen
unverledigt, zu dem auch etliche derselbigen be-
sitzer und inhaber ausserhalb der stadt Molhausen
in andern gebieten und herrschaften entsessen und
unbekant sein, soll der rat den zinsmeistern allen
verordenten procuratoribus mit schriften und sonst
allerlei anderer zimlichen und muglichen forderung
darzu behulflich sein, das sie solcher lehen und

stiftung halb gründlichen bericht entpfahen und
die zugehorenden verschreibungen und iura in des
kirchkastens gemeine verwarunge auch bringen
mugen.
In sonderheit aber sol mit allem fleiss auf
gesehen und vorhut werden, das berurten stiftungen
wider von den patronen, noch besitzern oder inne-
habern nichts entzogen, sondern wo solchs von
jemand geschee, das derselbige zu gepürlicher
restitution gewisen und compellirt werde.
Zum siebenden dieweil die güter und ein-
kommen obbenanter pfarren, closter und andere
stiftungen noch zur zeit nicht genzlich vorlediget
und aber gleichwol solche stiftunge von den stiftern
der kirchen zugute, domit zu gottes ehre, zu heil
und selickeit der christgleubigen die rechte ware
christliche lar sampt dem rechten waren gottes-
dienst angericht und erhalten würde, furnemlich
und eigentlich gestiftet wurden, derowegen die
besitzer und inhaber derselbigen die christliche
lare sampt dem rechten waren gotsdinste in der
kirchen ausrichten zu helfen, irer gewissen halb
schuldig und aber ire etliche darzu wider gesinnet
noch geschickt seind , demnach soll man sich mit
fleis und eigentlich erkundigen, zu wievil messen
im babstthumb ein ider belehnter verpflichtet ge-
wesen und von demselbigen fordern, das sie kegen
einer jeden lesemess jerlich zwen, kegen einer
singemesse drei gulden in kirchkasten geben müssen,
bis so lang das nach irem absterben die stiftunge
dem kirchkasten ganz und gar ledig heimfallen.
Zum achten, das auch noch in clostern etliche
personen vorhanden, so vielleicht der merer teil
in solcher versorgunge ir leben lang bleiben mochten,
damit nur unnotiger vorgeblicher uncost vormiden
und gleichwol dieselben ordenspersonen keinen
gebrech noch mangel irer notturftigen underhaldung
halber leiden dorfen , so wird vor gut angesehen
und hiermit vorordnet, weil im junkfrauen closter
auf der brücken am meisten personen vorhanden,
von denen bis anher ausm closter probst, capellan,
schreiber etc. mit dem tisch vorsehen worden und
diser zeit im barfusser closter nit mer dan ein
einiger, im pfarhofen des deutschen ordens zwo
und im prediger closter auch zwo personen vor-
handen, das fortan dieselbigen fünf personen aus
gedachtem junkfrauen kloster uf der probstei mit
nottürftigem essen, trinken und cleidung sollen
vorsehen und dakegen das inkommen beide der
barfusser und prediger closter hinfurtan ganz und
gar im kirchkasten vorsamlet werden.
Gleichfalls sol auch dasjenige, so vom ein-
kommen des junkfrauen closters über die unter-
haldunge der obangezeigten1) ordens personen
eines jeden jars erobert wird, in bemelten kirch-
kasten auch geschlagen werden.

1) Weimar: „aller pfarlehen" fehlt.

1) Weimar: „angezeigten‘‘.
 
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