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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0404

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Mühlhausen.

von Wangenheim, amtmann zu Salzungen, Justus
Menius, pfarherr und superattendens zu Eisenach,
Valentin Toll, amtmann zu Wanfrieden, Justus
Winter zu Rottenbürg und Johannes Lenningus
zu Melsingen pfarhern, in der kirchen und schulen
der stadt Molhausen nachfolgende ordnunge auf-
gericht und gemacht.
Uf erst. Nachdem bis daher die rechte wahre
christliche lar, wie die in heiligen prophetischen
und apostolischen schriften gegründet, fast genz-
lich samt dem rechten gotsdienst vortauschen und
geschwiegen, dagegen aber allerlei unchristliche
irrthumb und greuliche abgottische missbreuche,
so weiland um unser sunden willen under dem
babstthum durch gottes vorhenknus ahne zal und
mass ingerissen, allein gehalten und getrieben
wurden, so seind solche greuliche irrthumb und
missbreuch allerding abgeschafft und dagegen ver-
ordnet, das hinfordan zu Molhausen nicht anderst
dan die rechte wahre christliche laer des heiligen
evangelii, wie dieselbige in der heiligen propheten
und aposteln schriften gegründet, rein und lauter
gepredigt, die heiligen hochwirdigen sacramenta
von dem son gottes unserm heiland Jesu Christo
selbst ingesetzt, nach desselbigen einsetzunge und
bevelich gehandelt und allerlei andere ceremonien
dem heiligen evangelio gemess angerichtet und
gehalten werden sollen.
Zum andern sollen die amter des gottesdiensts
mit predigen, reichunge der sacramenten, samt
anderen ceremonien und ubunge zum anfang allein
in zwo kirchen, als nemlich beatae virginis und
S. Blasii, gleichformig und ordentlich gehalten und
aufgerichtet werden, also das in jeder kirchen
ein pfarher sei, samt einem diacono oder capellan,
kirchendiener und organisten.
Demnach so sol den kirchen- und schulpersonen
aus dem kirchkasten diser zeit zu jerlicher be-
soldunge gegeben werden.
Einem jeden pfarher ader predicanten
100 schock an gelde,
20 malder an korn,
10 malder an gersten,
10 malder an hafern.
An holze:
10 fuder so der schosser sal furen lassen.
3 schock stroh halb winter und sommer.
1 fuder heues.
1 fuder koln.
Einem jeden diacono gleich so vil1).
Dem schulmeister:
80 schock,
10 malder korn,
5 malder gersten,
5 malder hafern,

1) „gleich so viel“ fehlt in Weimar.

5 fuder holz,
1 karrn koln.
Einem jeden seiner gesellen:
45 schock,
4 schreckenberger1) von einem jeden stadt-
kinde, allen schuldienern zu gleich zu
teilen.
Was frombde geben, sal dem schulmeister die
helfte und die ander helfte dem gesellen zugleich
zu vorteilen werden.
Uber dieses alles sollen alle der kirchen und
schulendiener mit bequemen erbaueten freien her-
bergen, deren jeden zwo stuben und andere not-
wendige hausgemach habe, versehen und was an
allen erb und heubtgebauen je zu zeiten von noten
aus dem kirchkasten erhalten, was aber an ofen,
fenstern und andern dergleichen bei einem jeden
baufellig wirde, solchs sol von einem jeden ein-
woner, so ofte es von noten, gebessert und erhalten
werden.
Was accidentalia vom begrebnis der toten,
spreng - und messgeld samt andern dergleichen
teglich und jerlich gefallen, solche sollen der stadt
durch die zwene2) kirchener beatae virginis und
S. Blasii einsamlen lassen und davon den kirch-
nern und organisten ire besoldunge gegeben werden.
Zum dritten, das auch eine stattliche schule
darinnen die jugent in guten künsten unterricht
und gelart und in feiner christlichen zucht zu
tugend und erbarkeit uferzogen werden moge, an-
gerichtet, und ufs wenigste mit einem wolgelarten
und zu dem amt woltüchtigen, geübten, erlichen
und fleissigen, treuen schulmeister samt zweien,
ader do es die notturft erfordern, und das ein-
kommen des kirchkastens ertragen wurd, mit drien
oder mehr geschickten gesellen bestalt und vor-
sehen werde.
Zum vierden zu ehrlicher und notturftiger
underhaltung itzt erzelten kirchen - und schulen-
personen sollen alle gütere und einkommen nach-
vorzeichneter pfarren, closter, geistlicher lehen
und stiftungen innerhalb stadt und vorstedte zu
Molbausen begriffen, sovil der diser zeit erlediget
und durch totlichen obgang der itzigen possessorn
und inhaber mit der zeit vorledigt werden, ge-
braucht werden, als mit namen alle güter und
einkommen, erstlich des deutschen ordens, der
pfarrkirchen beatae virginis und Sancti Blasii zu-
stendig, samt dem gut zu Pfaffenrode und allen
andern gar nichts ausgeschlossen, zum andern alle
gütere und einkommen des junkfrauen closters auf
der brücken und aller zugehorender gerechtickeit,
zum dritten alle güter und einkommen des bar-
füsser und prediger kloster.

1) Weimar: „schneberger“.
2) Weimar: „zwene“ fehlt.
 
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