78. Zusatz zur Kirchen-Ordnung. 1542. 79. Kirchen-Ordnung. 1542.
389
mit andern pfarhern zu bestellen sein, so sollen
die personen, so man uf solche pfarren vorordnen
wil, allewege dem nehesten superattendenten des
dazumal regierenden cur- oder fürsten zu exami-
niren presentirt und furgestalt werden, damit die
armen leute mit tuchtigen personen versehen
werden mogen.
78. Zusatz zur Kirchen-Ordnung für die Dörfer der Stadt Mühlhausen. Von 1542.
[Aus Dresden,
Als auf montag nach conversionis Pauli und
folgende tage wir die pfarner, kirchdiener, heim-
burgern und altarleut in der pflege und voigtei
nach einander verhort und wie es mit der visi-
tation verordnung gehalten wurde und erkundung
gesagt, haben wir befunden, das über vorige vor-
ordnung weiter auch dises, so hiernach folget, zu
verordenen und zu halten von noithen sein woll.
Erstlich das die jerliche kirchrechnung eines
iden orts im beisein des pfarners gehalten, und
allewege der einnahme und ausgabe ordentlich
vorzeignus dem schosser zugestalt werden soll.
Das man den gemeinden gar mit nichten ge-
statt, das alde gewonliche kirchlehen zu endern
und die kirchdiener ires gefallens ufs neherlichst
zu dingen, sondern das die alden gewonlichen
kirchlehen erhalden werden.
Weil auch mit den kindern teufen und hoch-
zeiten seer ergerlich und unardig geparet wird,
das mit beiden gute ordnung gehalden werde,
namlich also, das man bei der kinder tauf gar
keine schlemmerei gestatte, und alles fressen und
saufen abschaffe, das alleine die kinder zur kirchen
und tauf getragen werden, mit zucht und erbarkeit,
und nach der taufe nicht mehr dan etwa ein par
kuchen ader kes und brote zu trunk gegeben
werde und das man aufs allerlengste über ein halbe
stund nicht sitzen pleibe.
Item das man mit dem geschenke mass gebe
als namlich ufs hochste ein halb schock wie man
bedenken mochte.
Das man mit den hochzeiten auch gewisse
ordenung stellete, als nemlich das ein ide hochzeit
uf einem tag mit dem abentessen, nachdem breuti-
gam und braut zusammengegeben, angefangen, und
uf den folgenden morgen, wan man nach dem
kirchgange das mittagsmal gehalten und der braut
das gewonlich geschenk gegeben hat, volendt wurde.
H.St.A. 8211.]
Item das ein ide malzeit ir gewisse anzal
hette wie viel man gericht darauf geben solt als
drei oder ufs meiste vier.
Item das man uf den morgen fur dem kirch-
gang, bissolang breutigam und braut aus der kirchen
kommen, gar kein suppen geben must.
Das es mit den gesten eine masse hette uf
ein bestimpte anzal tisch 6, oder 8, wie man das
bedenken mocht.
Item das uf den nachtag zu einer einichen
malzeit nicht mehr dann ufs meiste 2 tische geben
wurden.
Mit dem geschenk auch mass zu geben. Nach-
deme auch von vielen pfarnern geklagt, das sie
der pfarrgebäude halb mangel haben, so vermuge
voriger aufgerichter visitacion-ordenung gepurlich
einsehen und vorfugung gescheen, das die gebeude
angericht werden.
Uneeliche beiwonung mans und weibs per-
sonen, item trennung elicher leut, deren in der
pflege und voigtei etliche befunden, sollen in
keinen weg geduldet werden. —
Am Schlusse der Verhandlungen über die ein-
zelnen Dörfer, die meistentheils auf Gehaltsver-
hältnisse sich beziehen, findet sich folgender Anhang:
„Nachverzeichnete articul sollen über die
gemeine articul der visitacion mit den pfar-
nern verschafft werden.“
Das ein ider pfarrner den catechismum selbst
halte, und nicht dem kirchner alleine bevel.
Das ein ider pfarher über die bücher, so aus
den kirchen erkauft werden , ein recognition und
verzeichnus von sich gebe, das in der kirchen be-
halten und die bücher nicht verrückt werden.
Das ein ider sein amt nach inhalt der agenden
und furgestalten kirchordenung in der kirchen halte
und aufrichte und ir keiner etwas besonders mache.
79. Kirchen-Ordnung der
[Original im Mühlhäuser Archiv, K. 3.
Auf entpfangenen gnedigen bevelich der
durchleuchtigsten hochgebornen fürsten und herrn,
herrn Johansen Friederichs herzogen zu Sachsen,
des heiligen römischen reichs1) erzmarschall und
Stadt Mühlhausen. 1542.
Verglichen mit Weimar, B, Nr. 403.]
churfürst, landgrafen in Doringen, marggrafen zu
Meissen und burggrafen zu Magdeburg u. s. w.,
und herrn Philipsen landgrafen zu Hessen, graven
zu Katzenellenbergen, Ditz, Ziegenhain und Nidda,
unser gn. f. und gn. herren, haben ihrer chur
und f. g. vorordnete und gesandte, wir Friedrich
1) „reichs“ fehlt in Weimar.
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mit andern pfarhern zu bestellen sein, so sollen
die personen, so man uf solche pfarren vorordnen
wil, allewege dem nehesten superattendenten des
dazumal regierenden cur- oder fürsten zu exami-
niren presentirt und furgestalt werden, damit die
armen leute mit tuchtigen personen versehen
werden mogen.
78. Zusatz zur Kirchen-Ordnung für die Dörfer der Stadt Mühlhausen. Von 1542.
[Aus Dresden,
Als auf montag nach conversionis Pauli und
folgende tage wir die pfarner, kirchdiener, heim-
burgern und altarleut in der pflege und voigtei
nach einander verhort und wie es mit der visi-
tation verordnung gehalten wurde und erkundung
gesagt, haben wir befunden, das über vorige vor-
ordnung weiter auch dises, so hiernach folget, zu
verordenen und zu halten von noithen sein woll.
Erstlich das die jerliche kirchrechnung eines
iden orts im beisein des pfarners gehalten, und
allewege der einnahme und ausgabe ordentlich
vorzeignus dem schosser zugestalt werden soll.
Das man den gemeinden gar mit nichten ge-
statt, das alde gewonliche kirchlehen zu endern
und die kirchdiener ires gefallens ufs neherlichst
zu dingen, sondern das die alden gewonlichen
kirchlehen erhalden werden.
Weil auch mit den kindern teufen und hoch-
zeiten seer ergerlich und unardig geparet wird,
das mit beiden gute ordnung gehalden werde,
namlich also, das man bei der kinder tauf gar
keine schlemmerei gestatte, und alles fressen und
saufen abschaffe, das alleine die kinder zur kirchen
und tauf getragen werden, mit zucht und erbarkeit,
und nach der taufe nicht mehr dan etwa ein par
kuchen ader kes und brote zu trunk gegeben
werde und das man aufs allerlengste über ein halbe
stund nicht sitzen pleibe.
Item das man mit dem geschenke mass gebe
als namlich ufs hochste ein halb schock wie man
bedenken mochte.
Das man mit den hochzeiten auch gewisse
ordenung stellete, als nemlich das ein ide hochzeit
uf einem tag mit dem abentessen, nachdem breuti-
gam und braut zusammengegeben, angefangen, und
uf den folgenden morgen, wan man nach dem
kirchgange das mittagsmal gehalten und der braut
das gewonlich geschenk gegeben hat, volendt wurde.
H.St.A. 8211.]
Item das ein ide malzeit ir gewisse anzal
hette wie viel man gericht darauf geben solt als
drei oder ufs meiste vier.
Item das man uf den morgen fur dem kirch-
gang, bissolang breutigam und braut aus der kirchen
kommen, gar kein suppen geben must.
Das es mit den gesten eine masse hette uf
ein bestimpte anzal tisch 6, oder 8, wie man das
bedenken mocht.
Item das uf den nachtag zu einer einichen
malzeit nicht mehr dann ufs meiste 2 tische geben
wurden.
Mit dem geschenk auch mass zu geben. Nach-
deme auch von vielen pfarnern geklagt, das sie
der pfarrgebäude halb mangel haben, so vermuge
voriger aufgerichter visitacion-ordenung gepurlich
einsehen und vorfugung gescheen, das die gebeude
angericht werden.
Uneeliche beiwonung mans und weibs per-
sonen, item trennung elicher leut, deren in der
pflege und voigtei etliche befunden, sollen in
keinen weg geduldet werden. —
Am Schlusse der Verhandlungen über die ein-
zelnen Dörfer, die meistentheils auf Gehaltsver-
hältnisse sich beziehen, findet sich folgender Anhang:
„Nachverzeichnete articul sollen über die
gemeine articul der visitacion mit den pfar-
nern verschafft werden.“
Das ein ider pfarrner den catechismum selbst
halte, und nicht dem kirchner alleine bevel.
Das ein ider pfarher über die bücher, so aus
den kirchen erkauft werden , ein recognition und
verzeichnus von sich gebe, das in der kirchen be-
halten und die bücher nicht verrückt werden.
Das ein ider sein amt nach inhalt der agenden
und furgestalten kirchordenung in der kirchen halte
und aufrichte und ir keiner etwas besonders mache.
79. Kirchen-Ordnung der
[Original im Mühlhäuser Archiv, K. 3.
Auf entpfangenen gnedigen bevelich der
durchleuchtigsten hochgebornen fürsten und herrn,
herrn Johansen Friederichs herzogen zu Sachsen,
des heiligen römischen reichs1) erzmarschall und
Stadt Mühlhausen. 1542.
Verglichen mit Weimar, B, Nr. 403.]
churfürst, landgrafen in Doringen, marggrafen zu
Meissen und burggrafen zu Magdeburg u. s. w.,
und herrn Philipsen landgrafen zu Hessen, graven
zu Katzenellenbergen, Ditz, Ziegenhain und Nidda,
unser gn. f. und gn. herren, haben ihrer chur
und f. g. vorordnete und gesandte, wir Friedrich
1) „reichs“ fehlt in Weimar.