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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0466
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452

Das Erzbisthum Magdeburg.

haben. So sich aber etliche bekeren mit den hats
ein andere gelegenheit.
Der fünfte artikel.
Von denen, so von den papisten ordines oder
weihe oder prebenden für sich, ire kinder oder
freundschaft empfahen. Dieweil auch leichtfertige
epicurische leute erfunden werden, welche umb
genies willen gott, die religion und die seele
gering und nur für ein adiaphoron oder mittelding
achten und sich nicht scheuen mit den gottlosen
papisten verbündnus zu machen, das sie nur etwas
für den bauch davon haben mügen, müssen wir
auch denselbigen, so vil wir nach unserm ampt
können, wehren. Derhalben welche von dem anti-
christ oder denen, die noch ganz unbekeretc pa-
pisten sein, ordines, weihe, prebenden, pfründe an-
nemen für sich, ire kinder oder freunde, dieselbigen
können wir nicht für christen halten, sintemal sie
von dem antichrist besoldung nemen und sich mit
im und seinen gliedern verpflichten, das sie oder
ire kinder oder freunde im mit dienst wollen ver-
haftet sein. Denn es geben die antichristischen
wölfe solche güter gewislich nicht nerrisch umb
sonst dahin, sondern denen, die irgend auf eine
weise inen widerumb zu ihrem gottlosen stand,
wesen und leben mit höchstem schaden der armen
christen dienstlich sind etc.
Wir können sie auch nicht lassen zum sacra-
ment gehen oder gevatter bei der taufe stehen,
auch nicht mit christlichen ceremonien begraben,
wo sie sich nicht bekeren. Hiemit aber sollen
nicht alleine diejenigen begriffen sein, die solches
thun, sondern auch welche es den iren nicht, wie
sie denn zuthun schuldig, widerrathen, wehren
hindern. Als da sind eltern, vormünde, freunde,
welche die iren dem antichrist umb das zeitliche
verkaufen und unterwerfen. Denn es heisst, ziehet
nicht im joch mit den ungleubigen und gott will
nicht, das wir den teufel anbeten oder mit der
babilonischen huren bulen, auf das wir weltlich
gut von im bekomen und haben mögen.
Wir hetten auch wol hie sollen etwas mit
gedenken von denen, die entweder gar nicht oder
gar selten zur kirchen in die predigt komen, dem
predigampt und gottes wort übel nachreden und
sonderlich von den schendlichen pfaffen knechten,
welche sich zu den antichristlichen pfaffen und
baals dienern, die da Christi und seiner kirchen
ergeste feinde und verfolger sind, freundlich halten,
zu inen nötigen, laufen, inen nach lecken ihre

teller und sind ire tegliche zechbrüder. Aber weil
solche sünde so mancherlei gewirre und umbstende
hat, wollen wir gleich wol solches uns vorbehalten
haben und wie es sich gebüren wird gegen sie
erzeigen.
Hierinnen suchen wir nichts anders, denn
unserer pfarrkinder seelenheil und seligkeit, sampt
dem zeitlichen gedeien. Denn es ist uns gleich-
wol auch von gott hoch und theur befohlen, das
wir die perl in gottes worts und sacramenten nicht
sollen für die seu werfen. Nu werden aber die
leute je lenger je epicurischer, und gilt inen eine
religion wie die ander, ein gotteslesterischer papist,
jude, türke eben so viel als ein rechtschaffener
christ. Es ist inen alles ein mittelding, mit jeder-
man sind sie gute gesellen und zechbrüder, nur
um des lieben bauchs und mammons willen. Bei
solchem wesen und thun aber kan fürwar nicht
lang der heilige geist oder ein christlich herze
sein. Derwegen müssen wir nach gottes befehl
und als hirten zusehen, das nicht die wölfe gar in
die herde Christi einnisteln, item das auch das
jenige, was reudigt, nicht den andern ganzen
haufen beschmeisse und verderbe. Denn wie
Paulus bezeuget gar ein wenig sauerteig versäuret
den ganzen teig.
Solche kirchordnung ist auch nichts neues,
sondern ist nur eine deutliche und klare wider-
holung desjenigen, das sonst von gott dem predig-
ampte auferleget ist und den meisten teil zuvor
in unser kirchen bisanher gehalten worden.
Verhoffen aber auch genzlich, alle christliche
und ehrliebende herzen werden inen solches ge-
fallen lassen und gott bitten, das darüber gehalten
und viel frucht und nutz dardurch geschaffet und
ausgerichtet möchte werden.
Dieweil nu solche kirchenordnung ein nötig
und christlich werk ist, welches in gottes wort
gegründet und sonder zweifel zu heilsamer be-
kerung und abwendung vieler strafen, so für augen,
dienlich, wird es der teufel und der welt nicht
ser wol gefallen, sondern aus der massen ser
faul thun nach altem gebrauch, derwegen sie sich
etwas sperren und iren vleis, das sie es verhindern
mögen, nicht sparen werden. Derhalben bittet, das
der liebe gott zu solchem seinem werk seinen
heiligen geist, welches das ampt die sünde zu
strafen ist, kraft und segen verleihen wolt und
den satan unter unsere füsse treten. Actum
Magdeburgae in synodo omnium pastorum et
ministrorum verbi dei tertia aprilis anno 1554.
(Hesekiel 3.)
 
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