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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0468
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454

Das Erzbisthum Magdeburg.

rechtmessiges ordentliche christliche verhör, ver-
manung und warnung übereilet, sonder ein solcher
process gehalten, dessen sich niemands einigs wegs
billich zu beklagen hette.
Gleicher gestalt, da zwischen den pfarrern und
caplanen selbst sich spaltung in der lehr, leben
oder wandel zutragen würde, sollen sie nicht als-
bald auf der canzel in den predigen auf einander
stechen oder mit namen ausrufen, sonder die sachen
gleicher gestalt für das ministerium, kirchvetern
und verordenten kommen lassen, daselbsten mit
allem vleis verhöret und durch gebührende wege
verglichen, abgeschafft und gebessert, darmit solchs
nicht offenbar gemacht, sonder in der still vertragen
und beigelegt und die gemein gottes durch spal-
tung und trennung der kirchendiener nicht vor-
ergert, sonder durch derselben gut exempel auf-
gebauet und gebessert werde.
Do aber ein kirchendiener auf seinem für-
nehmen verharren und entweder falsche lehr in
der gemein gottes pflanzen oder sunst sich under-
stehen würde, die gemein gottes zu trennen, parten
machen und wider einander vorhetzen, in der-
gleichen sachen sol das ministerium samt den
kirchvetern und verordenten nichts endlichs be-
schliessen, noch die sachen aufziehen, sonder
alsbalt an einen erbarn rat gelangen lassen,
welcher alsdann mit einhelligem rathe der sachen
genzlich abhelfen, oder da es anderst nicht sein
kann, den ergerlichen pfarrer oder caplan seines
diensts erlassen, damit under den andern kirchen-
dienern in reiner lehr, cristliche einigkeit erhalten
und die gemein gottes mit dergleichen sachen
nicht verergert werde.
Es sol auch allen kirchendienern, so künftig-
lich in dieser stadt zum kirchendienst auf- und
angenommen, diese artikel fürgehalten und von
ihme erfördert werden, zu vorsprechen, das er den-
selben gemess in allweg gehorsamlich verhalten
und darwider nichts gegen dem erbaren rathe, ehr-
wirdigen ministerio und gemeiner bürgerschaft
fürnehmen, sonder beides in der lehr, brauch des
heiligen sacraments und seinem ganzen amt ver-
halten wölle, damit neben der reinen lehre und
rechten gebrauch der heiligen sacramente, auch
christlicher frid und einigkeit erhalten werden möge.
Damit auch künftiglich der vocation halben

und entsetzung der kirchendiener von ihrem amt
irrung und gefehrliche ergerliche spaltung zwischen
einem erbarn rath, dem ehrwirdigen ministerio
und der gemein möchten verhütet werden, ist nach-
volgende vorordnung einhellig beschlossen worden,
weil solchs der kirchen befohlen und demnach
beides die obrigkeit und christliche gemein neben
den kirchendienern ihr stim billich haben und be-
halten sollen.
So oft in einer pfarr ein pfarrer oder caplan
durch den tod oder anderer ursachen halben von
seinem dienste abkommen würde, sollen alsbald
die gerbkammer1) und kirchveter zusammen
kommen und auf ein person bedacht sein, der
zum dienst ihrer kirchen nützlich zu gebrauchen.
Do sie nun eine taugentliche person befunden
und derselben einig werden, so reiner lehr, fried-
liebend, auch eines unergerlichen und unsträflichen
lebens befunden, sollen sie die ermelte personen
einem erbarn rath fürschlagen, mit vermeidung,
das sie auf vorgehend examen und probpredig
solche person zum kirchdiener wol leiden möchten.
Darauf ein erbar rath den superintendenten,
wo der vorhanden, desgleichen auch die andern
pfarrer zu sich erfordern und derselben meinung
anhören sollen, ob die furgeschlagen person in
dieser stadt an ein solch ort nützlich zu ge-
brauchen.
So dann ein erbar rath mit dem superinten-
denten, pfarrern und kirchvetern einig, alsdann
soll in namen eines erbarn raths solcher person
geschrieben und vocirt, durch das ministerium in
beisein der kirchveter examinirt, und öffentlich in
der predigt, mit was gaben zu lehren er von gott
gezieret, von der ganzen gemein gehöret werden.
Und da er taugenlich im examine und ge-
thaner predigt erfunden, sol durch den superinten-
denten oder in mangel des durch den eltisten pfar-
her der neu kirchendiener mit predigt gottes worts
von dem ministerio und offentlichem gebet der
kirchen befohlen, eingeführt und bestetigt worden.
Gleicher process sol auch mit verleubung und
erlassung des diensts der prediger und caplan ge-
halten werden.
Actum 17 januarii. Anno ut supra.

1) Sakristei, Paramentenkammer.

95. Bestallungsurkunde für den Superintendenten. Vom 24. März 1561.

[Nach Kappe, Kleine
Wir burgermeister, rathmann und innungs-
meister der alten stadt Magdeburg, bekennen und
thun kund hiemit, das wir aus hochbewegenden
ursachen zuforderst gott dem allmechtigen zu ge-
bührlichen ehren, uns und unser gemein zum
besten, damit bei uns die wahre gottliche religion,

Nachlese 4, 695—701.]
so wir aus gottes milden gnaden bis anher gehapt
und noch haben, mit seiner gottlichen hulf umb
so viel richtiger und bequemer, in guter ordenunge
und einigkeit, rein und unverfelschet erhalten und
uf unser nachkomen gebracht, darneben auch ein
ufrichtiger christlicher wandel gestiftet und be-
 
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