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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0568
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554

Das Fürstenthum Anhalt.

lande in unser herschaft begriffen, so mit diesem
unserm offenem schreiben angetroffen und ersucht
werden, unsern grus und thun ihnen hirmit kunt
und zu wissen : Nachdem itziger zeit aus vor-
henknus des almechtigen die leufte sorglich und
fehrlich, also das, wo man mit rechter ernstlicher
und warhaftiger reue und pusse unsers suntlichen
und gottlosen lebens gottes zorn nicht abwenden
wirdet, das Deutschland derhalben in fahr gesatzt
und mit einem erschrecklichen krige und grau-
samen blutvorgiessen ubereilet und vorderbt werden
mochte, davor der almechtige mit gnaden lange
sein wolle. So ist unser ernstlich begehr mit be-
vehl, ein itzlicher pfarner und selsorger wolle in
seiner kirche das volk mit ernst und allem vleis
zue warhaftiger ernstlicher und christlicher reue

und puss vormanen und anhalten, das der al-
mechtige seinen zorn von uns nehmen, mit der
straf innehalten und umb seines lieben sohns
unsers hern willen solch grausam blutvergiessen
mit gnaden abwenden, unser sunde gnedig sein
und uns mit der wolvordienten straf verschonen
wolle und wollen das ein itzlicher pfarner alle
sontage und darzu in der wochen einmal die
letanei mit vleis halten und singen lassen und das
ir ein mensch zum wenigsten aus einem iglichen
hause darzu komen. Daran erzeigt ihr dem al-
mechtigen ein angenehm und gefellig werk und
geschicht uns von euch zugefallen in gnaden zu
erkennen. Zue urkunde mit unsern secreten vor-
secretirt datum Dessaue am tage visitationis Marie
anno 1546.

115. Kirchen-Ordnung der Fürsten Johann und Georg. Vom 3. August 1548.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 30 ff. Vgl. oben S. 502.]

Aus beweglichen ursachen seind von deme
durchleuchten, hochwirdigen, hochgebornen furst
und herren, herren Johannsen und herren Georgen
coadjutoren in geistlichen sachen des stifts Merse-
burg thumprobst zu Magdeburg, geprudern, fursten
zu Anhalt etc. nachvolgende artikel zuvor-
besserunge der kirchordnunge den ehrwirdigen
hochgelarten, wirdigen herren superattendenten,
pfarner und diacon, auch den ersamen weisen
burgermeistern und rathmannen der stadt Cerbst
furgehalten und von ihnen als ein christliche
reformation angenommen worden actum 3. augusti
anno 1548.
Sonnabend und an den feier abend soll durch
den pfarher ader diacon die vesper mit dem ver-
sikel Deus in adjutorium angefangen, darnach die
psalmen, wie gewanlich, gesungen, hernach ein
capitel aus der bibel erstlich lateinisch und vol-
gendes deutsch gelesen, darauf ein responsorium
ader hymnus de tempore ader, so man keinen ge-
haben kante, ein deutscher psalm, alsdan das
magnificat mit der antiphona und collecte de tem-
pore gesungen und entlich mit dem benedicamus
beschlossen werden.
Nach der vesper soll man zur beicht sitzen
und die confitenten vleissig vorhoren und under-
richten, und daruf die absolution mit auflegunge
der hand sprechen.
Zur metten soll man singen Domine labia
mea aperies, deus in adjutorium, das invitatorium
mit dem venite, sonderlich an den hohen festen,
darnach die psalmen nach der ordnunge, es were
dan an den hohen festen, die da besondere psalmen
haben, volgents das responsorium, darnach das
Te deum laudamus entweder lateinisch ader deutsch,
eine collecta, und zu lezten sols mit der recitacio
catechismi beschlossen werden.

Nach der metten soll die prediget gotliches
worts gehalten werden, wie gewonlich.

Von der messe.
Die messe soll alzeit gehalten werden in ge-
wanlichen kirchen ornat, soll aber der priester
erstlich fur dem altar knieend die confession und
daruf der minister die absolution sprechen, under
des singe man den introitum kirie leison, darnach
das Et in terra nach gelegenheit der zeit, die col-
lecta praemissa salutacione, darauf die epistel an
hohen festen lateinisch, sonst deutsch, dergleichen
auch an hohen festen das alleluia und sequenz, an
andern sontagen ader feiertagen ein deutscher ge-
sang, wie es dann der pastor vor gut ansiehet,
darnach das evangelium lateinisch ader deutsch,
wie oben van der epistel angezeigt, volgend das
symbolum credo in unum deum, das patrem und
furnemblich an hohen festen. Darnach singe das
volk: Wir gleuben all an einen got etc. Daruf
volget die prediget götlichs worts. Nach der pre-
diget weil die communicanten in den chor gehen,
die menner zur rechten, die weiber zur linken hand,
soll ein deutscher psalm gesungen werden, bis das
sie alle knien, und volgents an hohen festen singe
der priester die praefacio und die schueler das
sanctus. An andern son- und feiertagen soll ge-
lesen werden die vermanunge doctor Mart. Luthers
an die communicanten. Darnach singe der priester
orationem dominicam und verba consecrationis.
Daruf volge die comunio wie gewonlich, idoch der
ander diacon, so den kilch reichet, sol den chor
rock antragen. Under der communion aber an
hohen festen soll gesungen werden das agnus dei
und andere gesenge nach gelegenheit der zeit und
 
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