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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0567

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114. Ausschreiben Johann’s, Georg’s und Joachim’s, betr. allgemeine Landesbusse. 1546.

553

und gepurlich, wie wir nicht zweifeln, halten wird
ane seinen willen und gepurlichen erkenntnis nicht
abzusetzen,
Behalten uns auch fur, wen nach dem willen
des almechtigen die superattendenz wieder vor-
ledigt, einen andern tuglichen mann aus der pfar
zu Sanct Bartolomei oder S. Niclas oder auch von
einem andern ort in oder ausserhalb unser her-
schaft zu solchem ampt mit rat gelerter gott-
furchtiger leut zuerforderen und zuvorordenen.
Es sollen auch die pfarher und diacon in
beiden kirchen dem hern superattendenten gehor-
sam sein und sich eintrechtig und gleichformig
halten und keiner etwas sunderlichs thun oder
furnehmen, sich auch in weltlich regiment oder
frembde sachen ausserhalben ihres ampts nicht
einlassen, sondern die pfarner sollen sowol als die
diacon in predigen, beichthoren, reichung der sacra-
ment, besuchung der kranken, begrebnissen und
anderen, ihrem ampt zustendig, wie sie des per vices
durch den hern superattendenten und1) vorwissen
der herschaft und rats sollen vorglichen werden,
allen ihren vleis anwenden und daran nichts
manglen lassen, und soll dem superattendenten
freistehen2), nach gelegenheit in ider kirchen zu-
predigen , und so under den kirchen personen
imandes mit krankheit befallen oder in not-
wendigen gescheften abreisen musen, sollen die
anderen nach vorordenung des superattendenten
dieselbigen zuvorhegen sich nicht weigern.
Wir haben auch dem superattendenten ein
eigen siegel3) vorordent, welchs in geistlichen und
kirchen sachen gebraucht werden soll.
So sollen auch die geistlichen und4) kirchen
diener nach dem privilegio Constantini, sie oder
ihre weiber, gesinde, habe und gueter, von der
kirchen einkommen zu keiner steur, schos oder
schatzung, dienst oder wachen oder andern be-
schwerungen gezogen werden, es wurde dann in
hoher furfallender noth durch das ganze reich
etwas ihnen auferlegt, wes sich des die benacht-
parten hielten, denn sollen sie sichs gemess machen,
wurden sie aber oder ihre weip und kinder burgen
oder unfreie heuser keufen oder erlicher burger-
licher narung zu ihrem merern enthalt doch ahne
1) „und“ gestrichen, dafür „mit“.
2) Randbemerkung: frei in jeder kirchen zu pre-
digen.
3) Randbemerkung: sigillum.
4) Randbemerkung: immunitas.

hindernis ihres ampts gebrauchen, davon sollen
sie wie ein ander gepurliche pflichte tragen.
Welche kirchenpersonen in lar oder leben1)
strafbar oder in ihrem ampt unfleissig befunden
und nach vermanen sich nicht bessern wollen, die
sollen nach genugsamen vorhor und erkenntnis
der sachen wie sie angenomen ane imandes
widerrede entsatzt, oder auch, so die ubertretung
gross, sonderlich das imandes, dafur gott sei, spal-
tung oder parterei zwischen geistlichen oder welt-
lichen onrichten oder ufrur anstiften, oder auch
im ebruch oder andern peinlichen sachen, das gott
gnedig umb der ehren wille seines namens abwende,
ubertreten wurde, der sol auch gepurlicher weise
mit ernst ane imandes hindernis gestraft werden
und soll mit den gerichten uber die geistlichen
und dem angriff in vorwirkung und peinlichen
fellen bei den alten vortregen bleiben, und sonder-
lich nach bischof Friederichs vortrage gehalten
werden.
Wir behalten uns, unsern erben und nach-
komen auch fur, wo diser ordenung halben einiher
misvorstand oder irrung vorfiele, das wir dieselbigen
mit rath gelerter, vorstendiger, erliebender leute
interpretiren, erlernen und nach gelegenheit bessern
mugen.
Wurde auch im heiligen reich oder durch alle
evangelische stende eintrechtiglich in christlichen
religion und kirchen ordenung, einmutige vor-
gleichung dem gotlichen wort zu fordernis ge-
macht, damit hirin etwas nach gelegenheit zu-
vorandern oder zu bessern, das soll uns, unsern
erben und nachkomen auch furbehalten sein, ahne
das soll diese unsere aufgerichte vorordenung
kirchen und schuelen bestellung nu hinfurt an-
gezeigter masse stede, vest und unvorbruchlich
gehalten werden.
Des zu urkund haben wir obgedachte fursten2)
diese vorschreibung3) dreifechtig, eine vor uns,
die ander vor unser cleresei, die dritte vor den
rat unser stadt Zerbst, ein ider mit seinem an-
hangenden siegel bekreftiget.
Hierbei sint gewesen etc.

1) Randbemerkung: peinlich process gegen geist-
liche.
2) A.: obgedachter furste.
3) A.: „vorschreibung“ gestrichen. Dafür: „vor-
ordnung widerumb renoviren lassen, dieselbige mit
unserm insigel und eigen handschrift underschrieben
actum Dessau“ („den 19. martii“ gestrichen).

114. Ausschreiben Johann’s, Georg’s und Joachim’s, betr. allgemeine Landesbusse. Vom 2. Juli 1546.
[Original aus Dessau, Superintendentur-Archiv, I. Hauptabtheilung, 7. Unterabtheilung, Nr. 8. Vgl. oben S. 514.]
Von gottes gnaden wir Johans, Georg coadjutor zue Anhalt, graven zue Ascanien und hern zue
in geistlichen sachen zue Merseburg, thumprobst Bernburg entpieten allen und iglichen unsern
zue Magdeburg und Joachim gebrüdere, fürsten pfarherrn und selsorgern in stedten und uf dem
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II. ) 70
 
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