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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0566

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552

Das Fürstenthum Anhalt.

an ihnen weisen werden1), so von neuen von uns
belehent werden, ime zuvor presentirn, dergleichen
die vom adel und die, so von alters jus patronatus
haben, auch thun sollen, und2) die er dann neben
seinen zugeordenten vleissig vorhoren und darauf
so sie ruchtig befunden, instituiren3) und in die
pfarren durch die negsten zwei oder drei pfarner
erlichen einweisen lassen; do sie aber untuchtig,
soll er das uns oder den andern patronen ver-
melden , in welcher stadt andere presentirt und
vorhort und sunst keiner zu einer pfar zugelassen
soll werden. Kein pfarner soll nicht macht haben,
seines gefallens umb geringe besserung willen
seine pfarre zuvorlassen, widerumb sol auch kein
pfarher unvorhort ane gnugsame ursachen und
erkenntnis vorurlaubt werden.
Wo auch imand uber einen pfarrer in sachen,
die da geistlich weren oder sich dahin zogen, zu-
clagen het, soll solchs vor den superattenclenten
und seinen zugeordenten geschehen und vorhandelt
werden, do es aber gulde, schulde betreffe, soll
die clage vor dem amptmann ihres orts, da die
pfarner gesessen, gelangt und in beisein des super-
attendenten gehort und geordent werden, do es
im aber entstunde die zur entschaff oder vortrage
zu bringen, solt es als dann an die herschaft ge-
weiset und fur ihr oder ihren commisarien aus-
getragen werden.
Es sol auch jerlich der superattendenz4) zu
gelegener zeit die zugeordenten pfarrer zum
synodo erfordern, do der laren5) gleubens soll
mit vleis erforschung geschehen und die gebrechen
vorhandelt werden, auf solche erforderung die
pfarrer gehorsamlich sich erzeigen6).
Er sol auch die pfarren seiner superattendenz7),
wenn es die not erfordert, neben etlichen andern
geistlichen und weltlichen zugeordenten visitiren
und das denselbigen nichts entzogen, und sie die
pfarner selbst die pfargueter nicht ungeburlichen
gebrauchen oder vorwusten, vleissig darauf acht
haben, und was des befunden, uns vormelden,
damit darinnen wir gepurlichen einsehen thun
mogen, es sol auch ime neben den zugeordenten
in dem ampte, darin er visitiren wurde, ausrichtung
geschehen und aus demselbigen ampt fure darzu
vorschafft werden.
Begebe sichs auch (in mangel, das die bischofe
wie bisher der evangelischen lar entkegen und
ihre ampt underlassen) das wir neben8) unserm
freundlichen lieben vettern oder sunsten einen

1)A.: statt „werden so von neuen“: „wurden
wenn sie“.
2) A.: „und“ gestrichen. 3) A.: investiren.
4) Randbemerkung: synodus.
5) A.: lare und. ‘ 6) A.: sollen.
7) Randbemerkung: pfarguter und visitationes.
8) A.: Die Worte: „neben — sunsten“ sind ge-
strichen.

generalem superattendenten uber das ganze fursten-
thumb vororden musten, was alsdann im rath be-
funden, das sich ander orter unser herschaft
superattendenten jegen ime und sunsten hirinne
halten sollen, dem sol sich der superattendent zu
Cerbst mit seinen zugeordenten auch gemess und
gleichformig erzeigen.
Mittler weile er1) ins werk gefurt, und2) bis
auf ferner vorordenung und mit vorwilligung des
superattendenten soll unser superattendent zu Cerbst
die ehesachen nicht allein in seiner superattendenz
sondern auch im lande unsers teils mit denen, so
wir ime darzu ordenen wollen, vorhoren, und nach
gottlicher schrift, erbarn beschriben rechten, wie
wir dis unser gemueth ime weiter eroffenen wollen,
entscheiden und soll sich sunst kein ander stadt
oder dorfpfarner in ehesachen personen von ein
ander oder zusamen zusprechen, propria autoritate
underwinden, sondern die sachen vor unsern super-
attendenten jegen Cerbst weisen, noch3) sich aller-
seits in weltliche sachen, so ihrem ampt nicht zu-
stendig, nicht einlassen, ob wir auch des hern
superattendenten ferner in andern geistlichen
sachen oder auch zur visitation ander orter unser
herschaft zu gebrauchen oder4) das etzliche ihnen
nach gelegenheit weisen wurden.
In dem soll er sich auch unweigerlich halten
und wilferig erzeigen, er soll auch in sonderheit
auf beide schuelen zu Cerbst5) mit vleis sehen
und dieselbigen ofte zu gelegener zeit besuchen,
damit die jugent zu gottes furcht und dienst, auch
dem gemeinen nutz zu gute in guten kunsten er-
zogen werden, dem auch die schulmeister und
andere collaboratores gepurlichen gehorsam6) leisten
und under seiner straf ausserhalb peinlichen sachen
sein sollen.
Darauf er uns auch vorsprochen, solchem
ampte treulich vorzusein, unser und unser under-
thanen bestes zu fordern, auch allen gehorsam und
treu7) jegen uns, als kegen seiner weltlichen obrig-
keit gepurt, mit hande und munde zugesagt, auch
sich von uns und solchem ampte ahne unser
wissen und bewilligung und sonderlich wichtige
ursachen nicht abzuwenden.
Wiederumb haben wir ihme gnediglichen vor-
heischen, ihne neben unsern lieben underthanen
vor unsern superattendenten zu Cerbst zu haben,
in allem gutem zu forderen und in gnedigen schutz
und schirm behalten, und da er sich christlich

1) A.: „er“ gestrichen, dafür: und er sulches.
2) Randbemerkung: ehesachen.
3) A.: „noch sich allerseits“ gestrichen, dafür:
„auch sich sonsten“.
4) A.: „oder —wurden“ gestrichen.
5) Randbemerkung: Zu Zerbst 2 schulen belangend.
6) Randbemerkung: Repetitio infra in articulis de-
cretis ante visitationem folio ab hoc 25.
7) A.: als sichs.
 
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