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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0572
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558

Das Fürstenthum Anhalt.

und fragen von den furnemsten stücken unser
christlichen religion und glaubens und sonderlich,
ob sie obbemelter lehr, in berurter confession be-
griffen, gemesse lehren und derselben gemesse die
hochwirdigen heiligen sacramenta reichen.
Und damit auch solche lahr einhelliglich in
den kirchen unserer lande erhalten werde, sollen
die visitatores anfenglichen sich erkunden, ob auch
in einer iden pfarkirchen ein biblia d. Martinus
Luther verdeutscht vorhanden und in welcher pfarr
kirchen keine vorhanden, sollen sie vorordenen,
das nach bequemickeit aus dem gotteshause oder
sonsten von der gemeine eine gekauft werde, und
dieselbe sol fur und fur bei der pfarren bleiben,
dergleichen die confession und apologia.
Die pastores sollen vleissig befragt werden,
wie sie es halten mit dem catechismo und sollen
die visitatores ihnen bevehlen und auflegen, das
sie zu bestimpter zeit nach eines iden ortes ge-
legenheit das junge volk im catechismo obberurter
unser christlichen religion hören, den die jugent
fasset die lehre nicht, so sie nicht zu ausdrück-
lichem nachsprechen gehalten wird, sonderlich sol
am sontage die nachmittagspredigt darzu angewandt,
das die jugent im catechismo verhoret werde, das
die pfarher die jugent und andere unvorstendige
in der beicht, wan sie darzukommen, auch sonsten
zu ider bequemickeit und noturft von dem klaren
vorstande der zehen gebot, simboli, der sacrament
und oracionis dominice fragen und in den allem
besten vleis christlich unterrichten.
Es sollen auch die visitatores den pfarhern
mit vleis einbinden, das sie die kranken nit ver-
seumen, sondern oftmals besuchen und trösten
und in christlicher lahre unterrichten, sonderlich,
wan sie in geferlichen krankheiten oder todes-
nöten seint.
Item von berufung und ordination der pfar-
her und kirchendiener zu fragen.
Wo auch ein pfarher einem jungen gesellen,
der in der heiligen schrift studirt, zuvorsuchen
oder ubung vergonnen wolte, eine predigt zu thun,
sol derselbige junge geselle oder man vom pfar-
her hieher remittirt werden, da er den bei dem
superintendenten sich angeben und ihme das con-
cept seiner predigt zustellen solle, damit es der
superintendent ubersehe und darinnen ferner orde-
nung zu thun habe.
Wir fürst Joachim wollen auch darauf gnedig-
lichen bedacht sein, das jerlich alhir zu Dessau
ein synodus soll gehalten und die pfarher erfordert
werden, damit abermals von ihnen der lahr auch
anderer mangel halben, do der furgefallen, bericht
genommen.
Es sol keiner vom adel oder andere, der mit
den pfarlehn beliehen, sich understehen, seinen
pfarher one unser fürst Joachims vorwissen zu

entsetzen oder andere anzunehmen. Zu fragen
nach bequemickeit umb der pfarher, lahr, leben
und wandel.
Von ceremonien.
Mit den ceremonien bei der tauf, communion,
festen, gesengen und kleidung sol keine enderung
geschehen, sondern bleiben, wie es im fürsten-
thumb bisher damit gehalten worden.
Item zu fragen, wie sie es halten.
Von der priester, kirchen und schul-
diener sitten, wandel und leben.
Wo auch einer oder mehr kirchen oder schul-
diener gleich an der lehr rechtschaffen befunden
und doch am leben, wesen und wandel streflich
gespurt, als das er in unzucht und schwelgerei
lege, soln die visitatores ihn darvon abweisen mit
verwarnunge, do er darvon nit abstehen würde,
das wir enderung mit denselben furzunehmen nit
unterlassen konten, den unser gemuth, das sie sich
auch in ihrem leben und wandel unstreflich halten
sollen.
Zu forschen, ob sich etwan diaconi, schul-
diener oder custodes understünden, wider ihre
pastores unruhe und zwitracht zu machen und, so
sie des oder sonsten unter ihnen widerwillen be-
funden, sollen sie denen untersagung thun. Da
sie aber darvon nit ablassen wolten und es hieher
gelangen würde, solle darinnen billichs einsehen
nach gelegenheit fürgewandt werden.
Es sollen auch unsere visitatores den pfar-
hern, diaconis und kirchendienern strack verbieten,
sich der kretzschmar, wirtsheuser und seuferei zu
enthalten, bei unser ernsten straf, die wir uns
darinnen wollen vorbehalten haben.
Von vorhorung des volks und pfar-
kinder.
Es sollen unsere visitatores in den stedten
und dörfern die leute soviel moglich und was nach
gelegenheit geschehen kan, im catechismo exami-
niren und verhören. Und sollen den eltern ernst-
lich einbinden, das sie ihre kinder in der ubung
des catechismi vleissig anhalten, und sollen den
pfarhern auflegen, wan auf ihr beschehen er-
mahnen die eltern ihre kinder darzu nit halten
wolten, das sie deren ungehorsam an uns hieher
gelangen wolten.
Ferner sollen unsere verordente vleissige er-
kundung nehmen, ob etwan in stedten unter der
gemeine oder sonsten aufm lande vom adel oder
auch in dorfern einer oder mehr weren, die do
verechter gotlichs wortes und die entpfahung des
hochwirdigen sacraments und communion etliche
jar unterlassen, und so sie der befunden, sollen
 
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