Das Fürstenthum Anhalt.
vor unsern hierzugeordenten, nachbenanten examina-
toribus alhier zu Zerbst erscheinen, geschickt sein
rede und antwort zu geben, wie sie in irem studio,
wie zuvorn gemeldet, und dan volgende in artibus
zugenommen haben, und alwege von einem
examen zum andern in den sorgen stehen, so sie
nicht in gutem vleiss und zunehmen des studii,
auch sonst in gutem leben und wandel befunden,
dass ihnen das geordente stipendium wider ge-
nommen und andern tuchtigern, so gleich ausser-
halb ires geschlechts weren, vorliehen werde, dar-
inne die patronen uf den fall kein hinderung
zuthun ader die lehnen einen andern, der auch
nicht töchte, zuvorleihen, viel weniger in eigen nutz
zu weiden, sollen macht haben. Welche aber
guter vernunft und geschicklickeit, auch guts lebens
und wandels sein und in iren studiis wol zu-
genommen und sich im examen dessen beweiset
haben, sollen die zeit, derer wir auch in ordenung
uns ercleren werden, darbei gelassen und wie
billich zu besserung gefordert werden, doch dass
sie sich zuvor und ehe ihnen einich stipendium
vorliehen wird, vorpflichten, sich unser und der
unsern ordentlichen vocation zu undergeben, also
124. Kirchen-Ordnung des Fürsten
[Aus Zerbst, Herzogl. St.A.,
Nachdem wir von gottes gnaden Bernhart,
fürste zu Anhalt, grave zu Aschcanien, herre zu
Zerbst und Bernburg, die zeither unserer regirung
befunden, das alhier in unserer stadt Zerbst aller-
lei mengel an der kirchenordnung vorgefallen,
welche kirchenordenung etwa durch unsere herren
vatern und vettern, sonderlich furst Georgen zu
Anhalt seliger christlicher hochloblicher gedecht-
nis, getreuer, gutherziger und christlicher meinung
ufgerichtet, zudem auch in beiden kirchen eine
ungleichheit eingerissen, welchs wir bishero mit
bekummernis ansehen mussen, so hetten wir wol
am liebsten gewollt, das die gedachte kirchen-
ordenung, mit alle dem, was darinnen begriffen,
widerum ins werk gebracht, dasjenige, was ge-
fallen, aufgerichtt, und darmit zu einmütiger
gleichheit were geschritten worden, weil aber all
dasjenige, so gefallen, so genau und volkomlich
nicht wider hat konnen ersetzt werden, so haben
wir, soviel muglich, mit gehabtem rathe dasjenige,
so noch erhalten werden kann, zusammen ziehen
und das ubrige an seinen ort pleiben und passüren
lassen, und uns demnach mit den ersamen, unsern
lieben, getreuen burgermeistern und rathmannen
unser stadt Zerbst, und sie sich herwider mit
uns, sampt superintendenten, pfarhern, caplenen
und kirchendienern, vorglichen, solche ordenung
hinfurt einmutiglich zu halten, darvon hinfurt
in was faculteten sie von got dem almechtigen
gnade erlangen, uns ader den unsern darvor her-
widerum vor andern zu dienen, und sollen die
examinatores sein die ehrwirdigen, wirdigen, wol-
gelarten, unsere lieben, andechtigen und getreuen
superattendens und pfarrer beider kirchen, rectores
und conrectores der schulen, so iderzeit sein werden,
und wer darnach sonst mehr darzu gefordert,
auch von den unsern geordent wirt, die uns ge-
legenheit geschener examination auch den zustand
der geistlichen guter, wie die vom lehenhern ge-
ordent und von den belehnten gebraucht, berichten,
ferner einsehens zu haben,
Darnach sich meniglich zu achten. Urkuntlich
haben wir, obgedachter furst, diesen brief mit
unserem furstlichen secret bekreftiget. Gescheen am
montage nach exaltationis crucis nach Christi
unsers lieben hern und seligmachers geburt im
tausent funfhundert funf und sechzigsten jare.
(Siegel.)
Bernhardt f. z. Anhaltt
manu propria subscr.1).
1) Unterschrift des Fürsten.
Bernhard. Vom 11. October 1568.
Nr. 2512. Vgl. oben S. 522.]
nichts fallen zu lassen, alles gotte zu lob und ehren,
der kirchen zu loblicher zier und ordenung und
den kirchendienern zu fried und einigkeit.
Volget erstlich die ordenung, wie es zu
allen vespern solle gehalten werden.
Zum anfang
1. Deus in adiutorium; darauf
2. Die psalmen. Es were dann in funeribus,
das man umb derselben willen die psalmen ab-
kurzen muste.
3. Ein capitel aus der bibel deutsch ader
lateinisch zuverlesen.
4. Ein deutscher gesang.
5. Die predigt des sontags und festtages,
aber nicht des sonnabents.
6. Responsoria und hymni de tempore, also
auch in festen de tempore und nach ordenung
der evangelien sollen pleiben.
7. Magnificat.
8. Antiphona.
9. Collecta.
10. Benedicamus.
Zum andern, zu den metten zeiten soll
man singen, anfenglich des sontags:
1. Domine labia mea aperies,
2. Deus in adiutorium,
vor unsern hierzugeordenten, nachbenanten examina-
toribus alhier zu Zerbst erscheinen, geschickt sein
rede und antwort zu geben, wie sie in irem studio,
wie zuvorn gemeldet, und dan volgende in artibus
zugenommen haben, und alwege von einem
examen zum andern in den sorgen stehen, so sie
nicht in gutem vleiss und zunehmen des studii,
auch sonst in gutem leben und wandel befunden,
dass ihnen das geordente stipendium wider ge-
nommen und andern tuchtigern, so gleich ausser-
halb ires geschlechts weren, vorliehen werde, dar-
inne die patronen uf den fall kein hinderung
zuthun ader die lehnen einen andern, der auch
nicht töchte, zuvorleihen, viel weniger in eigen nutz
zu weiden, sollen macht haben. Welche aber
guter vernunft und geschicklickeit, auch guts lebens
und wandels sein und in iren studiis wol zu-
genommen und sich im examen dessen beweiset
haben, sollen die zeit, derer wir auch in ordenung
uns ercleren werden, darbei gelassen und wie
billich zu besserung gefordert werden, doch dass
sie sich zuvor und ehe ihnen einich stipendium
vorliehen wird, vorpflichten, sich unser und der
unsern ordentlichen vocation zu undergeben, also
124. Kirchen-Ordnung des Fürsten
[Aus Zerbst, Herzogl. St.A.,
Nachdem wir von gottes gnaden Bernhart,
fürste zu Anhalt, grave zu Aschcanien, herre zu
Zerbst und Bernburg, die zeither unserer regirung
befunden, das alhier in unserer stadt Zerbst aller-
lei mengel an der kirchenordnung vorgefallen,
welche kirchenordenung etwa durch unsere herren
vatern und vettern, sonderlich furst Georgen zu
Anhalt seliger christlicher hochloblicher gedecht-
nis, getreuer, gutherziger und christlicher meinung
ufgerichtet, zudem auch in beiden kirchen eine
ungleichheit eingerissen, welchs wir bishero mit
bekummernis ansehen mussen, so hetten wir wol
am liebsten gewollt, das die gedachte kirchen-
ordenung, mit alle dem, was darinnen begriffen,
widerum ins werk gebracht, dasjenige, was ge-
fallen, aufgerichtt, und darmit zu einmütiger
gleichheit were geschritten worden, weil aber all
dasjenige, so gefallen, so genau und volkomlich
nicht wider hat konnen ersetzt werden, so haben
wir, soviel muglich, mit gehabtem rathe dasjenige,
so noch erhalten werden kann, zusammen ziehen
und das ubrige an seinen ort pleiben und passüren
lassen, und uns demnach mit den ersamen, unsern
lieben, getreuen burgermeistern und rathmannen
unser stadt Zerbst, und sie sich herwider mit
uns, sampt superintendenten, pfarhern, caplenen
und kirchendienern, vorglichen, solche ordenung
hinfurt einmutiglich zu halten, darvon hinfurt
in was faculteten sie von got dem almechtigen
gnade erlangen, uns ader den unsern darvor her-
widerum vor andern zu dienen, und sollen die
examinatores sein die ehrwirdigen, wirdigen, wol-
gelarten, unsere lieben, andechtigen und getreuen
superattendens und pfarrer beider kirchen, rectores
und conrectores der schulen, so iderzeit sein werden,
und wer darnach sonst mehr darzu gefordert,
auch von den unsern geordent wirt, die uns ge-
legenheit geschener examination auch den zustand
der geistlichen guter, wie die vom lehenhern ge-
ordent und von den belehnten gebraucht, berichten,
ferner einsehens zu haben,
Darnach sich meniglich zu achten. Urkuntlich
haben wir, obgedachter furst, diesen brief mit
unserem furstlichen secret bekreftiget. Gescheen am
montage nach exaltationis crucis nach Christi
unsers lieben hern und seligmachers geburt im
tausent funfhundert funf und sechzigsten jare.
(Siegel.)
Bernhardt f. z. Anhaltt
manu propria subscr.1).
1) Unterschrift des Fürsten.
Bernhard. Vom 11. October 1568.
Nr. 2512. Vgl. oben S. 522.]
nichts fallen zu lassen, alles gotte zu lob und ehren,
der kirchen zu loblicher zier und ordenung und
den kirchendienern zu fried und einigkeit.
Volget erstlich die ordenung, wie es zu
allen vespern solle gehalten werden.
Zum anfang
1. Deus in adiutorium; darauf
2. Die psalmen. Es were dann in funeribus,
das man umb derselben willen die psalmen ab-
kurzen muste.
3. Ein capitel aus der bibel deutsch ader
lateinisch zuverlesen.
4. Ein deutscher gesang.
5. Die predigt des sontags und festtages,
aber nicht des sonnabents.
6. Responsoria und hymni de tempore, also
auch in festen de tempore und nach ordenung
der evangelien sollen pleiben.
7. Magnificat.
8. Antiphona.
9. Collecta.
10. Benedicamus.
Zum andern, zu den metten zeiten soll
man singen, anfenglich des sontags:
1. Domine labia mea aperies,
2. Deus in adiutorium,