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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0037
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Einleitung

I. Die Stadt Straßburg
A. Bischof und Stadt
Straßburg ist eine Gründung der Römerzeit: Zwischen 12 und 10 v. Chr. errichtete der römische Feldherr
Drusus das Lager Argentorate als militärischen Vorposten der späteren römischen Provinz Germania Supe-
rior. Um das mehrfach niedergebrannte und wiederaufgebaute Lager, das bis in das 5. Jh. hinein Bestand
hatte, entwickelte sich, begünstigt durch die Lage an einem Knotenpunkt des römischen Straßennetzes,
rasch eine bedeutende Siedlung1. Archäologische Funde bezeugen das Bestehen einer christlichen Gemeinde
für das 4. Jh.2 Der erste Name in der Liste der Straßburger Bischöfe ist der des Hl. Amandus, der 343 als
Teilnehmer am Konzil von Sardica überliefert ist. Unter Bischof Arbogast († 618) entstand wohl die erste
steinerne Kirche an der Stelle des heutigen Münsters. Der von Karl Martell zum Bischof von Straßburg
ernannte Abt des Klosters Reichenau, Heddo (734-776), unterwarf die Geistlichen an der Domkirche der
Regel des Chrodegang von Metz und führte die römische Liturgie an ihr ein. Darüber hinaus reorganisierte
er die Diözese3.
Um diese Zeit festigten sich auch die Grenzen des Bistums Straßburg, die dann ohne große Verände-
rungen bis zur Französischen Revolution Bestand hatten4 . Die Diözese Straßburg umfaßte demnach große
Teile des Elsaß, darüber hinaus Gebiete auf der rechten Rheinseite. Benachbarte Diözesen waren im Nor-
den das Bistum Speyer, im Osten das große Bistum Konstanz, im Süden, mit Teilen des Elsaß, das Bistum
Basel und im Westen die Bistümer Toul und Metz. Vor der Reformation zählte die Diözese Straßburg etwa
430 Pfarreien, die in 13 Dekanate aufgeteilt waren5.
Im Laufe des 13. Jh. kam es zur Ausbildung des Hochstifts Straßburg. Das Territorium des Stifts war
jedoch stark zersplittert: Westlich des Rheins befanden sich drei größere Besitzkomplexe um Zabern
(Saverne), um Molsheim und um Benfeld. Als Exklave in der Diözese Basel lagen im Süden die Ämter
Ruffach (Rouffach) und Sulz (Soultz). Östlich des Rheines gehörte ein großes geschlossenes Gebiet um
Oberkirch zum Hochstift6. Durch den Ankauf der Landgrafschaft und des Landgerichts im Unterelsaß
(1359) und den forcierten inneren Ausbau des Territoriums mit Burgen und ummauerten Marktflecken
waren die finanziellen Mittel der Bischöfe jedoch bald erschöpft. Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jh.
drohte der finanzielle Kollaps. Ein 1395 zwischen Bischof Wilhelm von Diest und der Stadt Straßburg
abgeschlossener Sanierungsvertrag für das Bistum blieb ohne Wirkung. Diest war gezwungen, immer wei-
tere Einkünfte und Teile des Territoriums zu versetzen. An Straßburg gelangten dabei 1394 die Stadt
Benfeld und die Burg Kochersberg, 1401 das Amt Ettenheim, 1409 die Städte Molsheim, Dambach und
Dachstein (vor 1411 Tausch von Dachstein gegen Börsch), 1414 die Stadt Oberkirchl. Sein Nachfolger
Ruprecht von Pfalz-Simmern räumte 1448 Straßburg die Nutzung aller seiner Burgen und befestigten
Ortschaften ein8. Erst unter den Bischöfen Albrecht bei Rhein (1479-1506) und Wilhelm von Honstein

i Zum Überblick vgl. Hatt, Argentorate, S. 11-31.
2 Vgl. ebd., S. 91-114, vor allem S. 112-114.
3 Vgl. Lex. d. MA. 8, Sp. 213f.; Rapp, Strasbourg,
S. 10-32; Dollinger, Origines, S. 5-7.
4 Vgl. Lex. d. MA. 8, Sp. 214.
5 Zahlen nach Rapp, Straßburg, S. 74.

6 Vgl. dazu die Karte ebd., S. 72.
1 Zusammenstellung in Wunder, Landgebiet, S. 79-83.
Straßburg gab Molsheim, Dambach und Börsch am
5. Juni 1423 zurück; Oberkirch wurde 1437 vom Bischof
ausgelöst (ebd., S. 48-50).
8 Vgl. Rapp, Straßburg, S. 74.

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