1a. Armenordnung, längere Fassung
und Sant Aurelien der dryte und der Jungen Sant
Peter und Sant Andres der vierd theyl sing, ouch
denselbenh nun pflegern vier getruwei, beeydigte
knecht zuogeben unnd verordnet18.
[10.] Die selben vier knecht habent geschworen ei-
nen eydt lyplichen19 zuo Got unnd den heyligen, den
obgeschryben pflegern und meistern gehorsam unnd
gewärtig zuo sin unnd das gelt, so inen und ir yedem
durch die selben pfleger oder meistere alle Mittwuo-
chen gegeben wurt, stracks an die ort unnd ende,
inen das empfolhen, zuotragen unnd uberantwortten.
[11.] Sie sollent ouch die wuochen under sich theylen,
also das ye einer umb den andern ein wuoche uff den
meister wartten unnd zum wenigsten zum tag ein
mol zuo ime luogen20 sol, ob er sin und siner gesellen
notturfftig, oder, was ime suonst furgefallen were,
noch sinem bevelhe zuothuon, was er yeder zit von ime
bescheyden wurt.
[12.] Unnd umb das die selben destomynder gever-
den inn solchem gelt umbtragen bruchen mögen, so
sollent die meistere yeder zit ir ernstlich nochfrogen
daruff haben, ouch die knecht inn den vier theylen
verwächsseln21, also das welcher ein wuoche inn eim
theyl,jdie ander wuoche inn dem andern theylj umb-
tragen sol, domit das sie befinden22 mögen, ob yeder
das empfangen gelt yeder zit recht umbgetragen
unnd inn mossen, ime befolhen, uberantwort hab.
|3r|
h Gestr.: obgemelten.
i Gestr.: unnd.
j-j Erg. am Rand.
18 Zu den vier Almosenknechten, deren Namen im oben
bereits erwähnten Verzeichnis AMS 1 AH 1193 IV auf-
geführt sind, vgl. Winckelmann, Fürsorgewesen 1,
S. 90-92. Im Jahr 1535 erhielten die Knechte eine neue
Ordnung (abgedruckt ebd. 2, Nr. 133, S. 186-189).
19 Vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 606: Der leibliche eid ist der
feierliche, mit zu Gott emporgerichteten Fingern ge-
schworene Eid.
20 Sehen, s. Grimm, DWb 12, Sp. 1270.
21 Austauschen.
[13.] Sie sollent ouch ir ernstlich nochfrogen by den
nochburen thuom, ob sich einiche personen, so das al-
muosen empfahen, eins unerbern wesens halten oder
annemmen wurden oder wo zwey armer byeinander
sässen, die do nit eelut, oder suonst gewachssene23
kinder hetten, deren sie nit notturfftig werent, oder
sich suonst ir eins ungeburlich hielt, daruß diebstal,
kupplery, spiel, fullery unnd ander ubelthatten er-
faren24 unnd entstan mochten, das den meistern fur-
derlichen zuoverkunden unnd anzuobringen, domit
den selben das almuosen abkurtzt unnd witter nit ge-
geben werde, so lange bytz das sie sich eins solchen
ab- oder eelichen zuosammen thäten, wie frommen
luten geburt.
[14.] Unnd wo ouch also kynder by armen luten be-
funden, die ir brot wol verdienen unnd vatter und
muotter deren wol geraten25 möchten, die sollent zuo
frommen luten verdingt werden, domit das sie ett-
was lernen und das almuosen den notturfftigen ge-
handtreicht werde.
[15.] Wo ouch yemans kranckheyt oder anderer sa-
chen halb sich mit dem wuochenlichen almuosen nit
betragen26 möcht27, das der knecht einer spuren
unnd sehen kundt, das ime witter hilff zuo haben not
sin wurd, das sollent sie unnd ir yeder den meistern
furderlichen anzeygen, domit denen mit witter stüre
ouch geholffen werden mög.
[16.] Und umb solche unmüß28 unnd arbeit, so die
knecht mit den pflegern unnd den armen haben wer-
22 Feststellen, s. FWb 3, Sp. 486f.
23 Erwachsene, s. Grimm, DWb 6, Sp. 4729.
24 Hier: Hervorgehen.
25 Entbehren, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3576.
26 Sich ernähren, sein Auskommen haben, s. FWb 3,
Sp.2099.
27 Anscheinend hatte man nach dem Vorbild der Nürnber-
ger Ordnung geplant, wöchentlich einen bestimmten fe-
sten Betrag auszuteilen; dieses Vorhaben gab man aber
wieder auf, s. dazu auch den „Bedacht“ Hackfurts
(Punkt 5) in Winckelmann, Fürsorgewesen 2,
Nr. 102, S. 139.
28 Mühe, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1196.
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und Sant Aurelien der dryte und der Jungen Sant
Peter und Sant Andres der vierd theyl sing, ouch
denselbenh nun pflegern vier getruwei, beeydigte
knecht zuogeben unnd verordnet18.
[10.] Die selben vier knecht habent geschworen ei-
nen eydt lyplichen19 zuo Got unnd den heyligen, den
obgeschryben pflegern und meistern gehorsam unnd
gewärtig zuo sin unnd das gelt, so inen und ir yedem
durch die selben pfleger oder meistere alle Mittwuo-
chen gegeben wurt, stracks an die ort unnd ende,
inen das empfolhen, zuotragen unnd uberantwortten.
[11.] Sie sollent ouch die wuochen under sich theylen,
also das ye einer umb den andern ein wuoche uff den
meister wartten unnd zum wenigsten zum tag ein
mol zuo ime luogen20 sol, ob er sin und siner gesellen
notturfftig, oder, was ime suonst furgefallen were,
noch sinem bevelhe zuothuon, was er yeder zit von ime
bescheyden wurt.
[12.] Unnd umb das die selben destomynder gever-
den inn solchem gelt umbtragen bruchen mögen, so
sollent die meistere yeder zit ir ernstlich nochfrogen
daruff haben, ouch die knecht inn den vier theylen
verwächsseln21, also das welcher ein wuoche inn eim
theyl,jdie ander wuoche inn dem andern theylj umb-
tragen sol, domit das sie befinden22 mögen, ob yeder
das empfangen gelt yeder zit recht umbgetragen
unnd inn mossen, ime befolhen, uberantwort hab.
|3r|
h Gestr.: obgemelten.
i Gestr.: unnd.
j-j Erg. am Rand.
18 Zu den vier Almosenknechten, deren Namen im oben
bereits erwähnten Verzeichnis AMS 1 AH 1193 IV auf-
geführt sind, vgl. Winckelmann, Fürsorgewesen 1,
S. 90-92. Im Jahr 1535 erhielten die Knechte eine neue
Ordnung (abgedruckt ebd. 2, Nr. 133, S. 186-189).
19 Vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 606: Der leibliche eid ist der
feierliche, mit zu Gott emporgerichteten Fingern ge-
schworene Eid.
20 Sehen, s. Grimm, DWb 12, Sp. 1270.
21 Austauschen.
[13.] Sie sollent ouch ir ernstlich nochfrogen by den
nochburen thuom, ob sich einiche personen, so das al-
muosen empfahen, eins unerbern wesens halten oder
annemmen wurden oder wo zwey armer byeinander
sässen, die do nit eelut, oder suonst gewachssene23
kinder hetten, deren sie nit notturfftig werent, oder
sich suonst ir eins ungeburlich hielt, daruß diebstal,
kupplery, spiel, fullery unnd ander ubelthatten er-
faren24 unnd entstan mochten, das den meistern fur-
derlichen zuoverkunden unnd anzuobringen, domit
den selben das almuosen abkurtzt unnd witter nit ge-
geben werde, so lange bytz das sie sich eins solchen
ab- oder eelichen zuosammen thäten, wie frommen
luten geburt.
[14.] Unnd wo ouch also kynder by armen luten be-
funden, die ir brot wol verdienen unnd vatter und
muotter deren wol geraten25 möchten, die sollent zuo
frommen luten verdingt werden, domit das sie ett-
was lernen und das almuosen den notturfftigen ge-
handtreicht werde.
[15.] Wo ouch yemans kranckheyt oder anderer sa-
chen halb sich mit dem wuochenlichen almuosen nit
betragen26 möcht27, das der knecht einer spuren
unnd sehen kundt, das ime witter hilff zuo haben not
sin wurd, das sollent sie unnd ir yeder den meistern
furderlichen anzeygen, domit denen mit witter stüre
ouch geholffen werden mög.
[16.] Und umb solche unmüß28 unnd arbeit, so die
knecht mit den pflegern unnd den armen haben wer-
22 Feststellen, s. FWb 3, Sp. 486f.
23 Erwachsene, s. Grimm, DWb 6, Sp. 4729.
24 Hier: Hervorgehen.
25 Entbehren, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3576.
26 Sich ernähren, sein Auskommen haben, s. FWb 3,
Sp.2099.
27 Anscheinend hatte man nach dem Vorbild der Nürnber-
ger Ordnung geplant, wöchentlich einen bestimmten fe-
sten Betrag auszuteilen; dieses Vorhaben gab man aber
wieder auf, s. dazu auch den „Bedacht“ Hackfurts
(Punkt 5) in Winckelmann, Fürsorgewesen 2,
Nr. 102, S. 139.
28 Mühe, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1196.
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