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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0124
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Straßburg

[3.] Die selben vier yetzt verordenten oberpflegere
habent nun8 erbarer dapfferer mann von den nunc
pfarren erbetten unnd vermöcht9, die die pflegde10
solcher bettler ordnunge güttwilliglichen umb Gots
willen zuothuon angenommen haben. By solcher zal
sol es ouch furtter blyben und, wie noch stat, ge-
halten werden.
[4.] Nemlich, so sollent alle jar dry meistere under
den nun pflegern sin, unnd yetzt zum ersten von
disen styfften unnd pfarren genommen werden,
nemlich von dem Munster, Sant Steffan unnd Sant
Martin, unnd yeglicher vier monat meister sin, das
ander jar von Sant Thoman, Sant Claus unnd Sant
Aurelien unnd das drytt jar von dem Jungen Sant
Petter, Alten Sant Peter unnd Sant Andres.
[5.] Es sollent ouch die selben dry meister von dem
Munster, Sant Steffan unnd Sant Martin von Sant
Michels tag11 an ddas jar ußd meister sin unnd bly-
ben unnd noch ußgang des jars von der pflegde ab-
gon unnd andere uß den bestimpten styfften unnd
pfarren an ir stat gekosen unnd erbetten werden, |2r|
donach das ander jar die dry von Sant Thoman,
Sant Claus unnd Sant Aurelien unnd das drytt jar
die letsten dry von dem Jungen Sant Peter, dem
Alten Sant Peter unnd Sant Andres, unnd alle we-
gen dry andere von den styfften unnd pfarren, do
die abgenden gewesen, edurch die vier oberpfleger
erkosene, genommen und erbetten werden, also das
ein yeder dru jor pfleger sin unnd blyben soll.
[6.] Were ouch sache, das eyner oder mer pflegere
inn solcher jor acht12 tods abgingen oder das kranck-
heit halb sins lybs nit gethun mocht oder suonst kein

c Getr.: styfften unnd.
d-d Erg. am Rand.
e-eErg. am Rand.
f Gestr.: sovil.
g-g Erg. unten auf dem Blatt.

8 Neun.
9 Zu den neun Unterpflegern (Namensliste in AMS 1 AH
1193 IV) vgl. Winckelmann, Fürsorgewesen 1, S. 88f.
10 Aufsicht, s. FWb 4, Sp. 191f.
11 29. September.

burger me zuo Straßburg sin wolt, so sollent allwegen
andere an der selben stat gemacht unnd verordent
werden, die ouch nit lenger an der pflegde sin unnd
blyben sollent, dann die abgangen gewesen sin sol-
ten.
[7.] Wurde ouch einer inn der zit, als er meister sin
solt, kranck, do man sich besserung zuo ime versehen
möchte13, der soll einen under den andern zweyen
meistern, so das jar meister mit ime ist, oder, so er
der selben keinen haben möcht, einen uß den nunen
erbetten, der ine die zit siner kranckheit ver-
wäse14, domit sinenthalben nutzit versumpt werde.
[8.] Wurde ouch den selben dryen meistern oder
dem, der dann yeder zit meister wer, utzit furfallen,
dartzuo er der andern zweyen oder der mitpfleger al-
ler, ouch der vier verordenten hern des rats unnd
regiments notturfftig wer, der sol die selben thuon
besenden15 und mit der rat inn den furgefallenden
händeln furnemen, handeln und stroffen, was und
wie sich zymen und geburen wurdt, es were dann,
das ein sach so groß wer, die irer art |2v| oder irem
guotten beduncken noch fur ein ersammen rat gehert,
so sol die selb ouch dohin brocht werden.
[9.] Es habent ouch die vier verordenten eins rats,
die oberpfleger, mit sampt den nun erbettenen pfle-
gern aller armen lut huser inn diser stat Straßburg
durch gangen16, der selben armut, mangel und ge-
brestenf sich erkundet unnd, sovil inen möglich, er-
faren und daruf die stat inn vier theyl, den vier
styfften nach, getheylt, gnemlich, das Munster und
Sant Steffans kespel17 ein theyl, Sant Thoman, Sant
Martins und Sant Claus der ander, Alten Sant Peter

12 Frist eines Jahres, s. FWb 8, Sp. 300f.
13 Da man auf eine Besserung der Krankheit rechnen kann.
14 Vertrete.
15 Zu sich bitten, s. FWb 3, Sp. 1820f.
16 Vgl. dazu auch Winckelmann, Fürsorgewesen 2,
Nr. 46, S. 105. In seiner „Denkschrift zur Verteidigung
und Verbesserung des Armenwesens“ beklagt der Almo-
senschaffner Lukas Hackfurt 1532, daß die Rundgänge
durch die Stadt bereits nach wenigen Jahren eingestellt
worden seien (ebd., Nr. 113, S. 159).
17 Kirchspiel.

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