57. Kirchenordnung für die Pfarreien auf dem Land
57. Kirchenordnung für die Pfarreien auf dem Landa
24. April 1588
Der statt Strasburg kirchen ordnung für ihre pfarhen auff dem land.
De anno 1588 |342r|
Laus deo. Dem almechtigen Gott zu lob und aus-
breitung seines heiligen nammens und worts und do-
mit mehr einhelligkeit in christlicher lehr und ein
recht christlich leben durch die prediger und für-
treger des wort Gottes ime lande so wol als in der
stat gefürdert werde, so haben unsere herrn meister
und rhat, dozu die Einundzwentzig bder stat Strass-
burgb erkhant, wie es füerhien auff dem lande, so
weit der selben gepiet und herschung1 sich erstre-
cket, mit pfarrhern und kürchen pflegeren gehalten
werden solle.
Erstlich, das alle pfarher, so auff das lande khomen
oder geordnet werden sollen, durch unsere ordenli-
che kirchen diener alhie, wie bisher bruchlich gewe-
ßen, das dieselbigen |342v| der chur- und furstlichen
Augspurgischen confession und religion syhen,
examminiret werden sollen2, und so man dann an
denselben khein mangel oder gefahr zu besorgen,
ihren dry unsern herrn rhet und XXI geschriben ge-
ben, solche den gemeinden auff dem lande fürzu-
stellen, darnach sie einen zu erwelhen, doch die be-
stattung3 bey unseren herrn verpleiben solle.
a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 75
(Bl. 342r-347r). Von zwei verschiedenen Händen ge-
schriebener Entwurf.
b-b Erg. am Rand.
c-cErg. v. Hd. 2 am Rand.
d-d Korr. v. Hd. 2 aus: Disse beden mechten uff 2 oder 3
jahr kürchen pfleger zu sein angeordnet werden und
nach verscheinung der selben jar oder so einer dazwi-
schen mit tode abging, ane des stat, der also abgangen,
der amptman, schultheiß und geriecht ein anderen er-
baren und tauglichen man kiesen und ordnen, welcher
also lang, so der mit todt abgangen, das ampt, und nicht
lenger, verwesen solt. Ist solcher einer auß dem geriecht
geweßen, ein anderen auß dem geriecht; ist er aber von
Fürs ander, so sollen an jedlichem ortht, da ein pfar-
her sich haltet4 , dry erbare und verstendige menner
durch den amptman, schultheiß und geriecht
cmit vorwissen der landhernc5 zu kürchen pflegern
erwelhet und geordnet werden: dorunder alweg der
schultheiß des selben orths |343r| einer, und so lang
er auch schultheiß, auch kirchen pfleger verpleiben
soll; darnach einer auß dem geriecht und einer von
der gemein, dwelche beede, so lang es unser ratshern
gefällig und nach dem sie sich in solchem ambt ver-
halten, dabey sollen gelassen oder andere an ihr
statt, so offt einer mit todt abgeht oder sonst un-
tauglich geachtet würt, uff vorgemelte weis geord-
net, jhärlich bey den visitationen fürgestelt und
confirmirt werdena6.|343v|
Solche kürchen pfleger neben dem amptman sollenn
ein besonder auffsehens haben uff iehren pfarher:
Wehr derselbig in seinem lehren und predigen nach-
lessig oder in seinem leben, thun und haußhalten et-
was streflich sich verhalten thete, sie, die kürchen
pfleger, solches selbs höreten, sehen oder von ande-
ren vernemen, solches ime, dem pfarher, früntlich zu
undersagen, zu warnen und zu straffen. Imme fall
der gemein geweßen, ein anderen von der gemein, domit
die waal solcher zweyer kürchen pfleger bestendig pleib,
auch niemant domit zu hoch beschwerdt werd.
1 Herrschaft, s. DRW 5, Sp. 875 (s.v. Herrschung I).
2 Zum Examen vgl. Nr. 61, S. 662.
3 Einweisung in die Stelle, s. Lexer 1, Sp. 225 (s.v. be-
staten) und FWb 3, Sp. 1933 (s.v. bestatten).
4 Sich aufhält, Grimm, DWb 10, Sp. 280f.
5 Zu den Landherren vgl. die Erläuterungen auf S. 443,
Anm. 511.
6 Zum Ablauf dieser Visitationen vgl. AMS 1 AST 84,
Nr. 115 (Bl. 725r-728r) und Nr. 61, S. 688-694.
525
57. Kirchenordnung für die Pfarreien auf dem Landa
24. April 1588
Der statt Strasburg kirchen ordnung für ihre pfarhen auff dem land.
De anno 1588 |342r|
Laus deo. Dem almechtigen Gott zu lob und aus-
breitung seines heiligen nammens und worts und do-
mit mehr einhelligkeit in christlicher lehr und ein
recht christlich leben durch die prediger und für-
treger des wort Gottes ime lande so wol als in der
stat gefürdert werde, so haben unsere herrn meister
und rhat, dozu die Einundzwentzig bder stat Strass-
burgb erkhant, wie es füerhien auff dem lande, so
weit der selben gepiet und herschung1 sich erstre-
cket, mit pfarrhern und kürchen pflegeren gehalten
werden solle.
Erstlich, das alle pfarher, so auff das lande khomen
oder geordnet werden sollen, durch unsere ordenli-
che kirchen diener alhie, wie bisher bruchlich gewe-
ßen, das dieselbigen |342v| der chur- und furstlichen
Augspurgischen confession und religion syhen,
examminiret werden sollen2, und so man dann an
denselben khein mangel oder gefahr zu besorgen,
ihren dry unsern herrn rhet und XXI geschriben ge-
ben, solche den gemeinden auff dem lande fürzu-
stellen, darnach sie einen zu erwelhen, doch die be-
stattung3 bey unseren herrn verpleiben solle.
a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 75
(Bl. 342r-347r). Von zwei verschiedenen Händen ge-
schriebener Entwurf.
b-b Erg. am Rand.
c-cErg. v. Hd. 2 am Rand.
d-d Korr. v. Hd. 2 aus: Disse beden mechten uff 2 oder 3
jahr kürchen pfleger zu sein angeordnet werden und
nach verscheinung der selben jar oder so einer dazwi-
schen mit tode abging, ane des stat, der also abgangen,
der amptman, schultheiß und geriecht ein anderen er-
baren und tauglichen man kiesen und ordnen, welcher
also lang, so der mit todt abgangen, das ampt, und nicht
lenger, verwesen solt. Ist solcher einer auß dem geriecht
geweßen, ein anderen auß dem geriecht; ist er aber von
Fürs ander, so sollen an jedlichem ortht, da ein pfar-
her sich haltet4 , dry erbare und verstendige menner
durch den amptman, schultheiß und geriecht
cmit vorwissen der landhernc5 zu kürchen pflegern
erwelhet und geordnet werden: dorunder alweg der
schultheiß des selben orths |343r| einer, und so lang
er auch schultheiß, auch kirchen pfleger verpleiben
soll; darnach einer auß dem geriecht und einer von
der gemein, dwelche beede, so lang es unser ratshern
gefällig und nach dem sie sich in solchem ambt ver-
halten, dabey sollen gelassen oder andere an ihr
statt, so offt einer mit todt abgeht oder sonst un-
tauglich geachtet würt, uff vorgemelte weis geord-
net, jhärlich bey den visitationen fürgestelt und
confirmirt werdena6.|343v|
Solche kürchen pfleger neben dem amptman sollenn
ein besonder auffsehens haben uff iehren pfarher:
Wehr derselbig in seinem lehren und predigen nach-
lessig oder in seinem leben, thun und haußhalten et-
was streflich sich verhalten thete, sie, die kürchen
pfleger, solches selbs höreten, sehen oder von ande-
ren vernemen, solches ime, dem pfarher, früntlich zu
undersagen, zu warnen und zu straffen. Imme fall
der gemein geweßen, ein anderen von der gemein, domit
die waal solcher zweyer kürchen pfleger bestendig pleib,
auch niemant domit zu hoch beschwerdt werd.
1 Herrschaft, s. DRW 5, Sp. 875 (s.v. Herrschung I).
2 Zum Examen vgl. Nr. 61, S. 662.
3 Einweisung in die Stelle, s. Lexer 1, Sp. 225 (s.v. be-
staten) und FWb 3, Sp. 1933 (s.v. bestatten).
4 Sich aufhält, Grimm, DWb 10, Sp. 280f.
5 Zu den Landherren vgl. die Erläuterungen auf S. 443,
Anm. 511.
6 Zum Ablauf dieser Visitationen vgl. AMS 1 AST 84,
Nr. 115 (Bl. 725r-728r) und Nr. 61, S. 688-694.
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